Medienbericht: Mehrheit des Aurubis-Vorstands muss gehen

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Der Aufsichtsrat des Kupferherstellers und Recyclingunternehmens Aurubis zieht laut einem Pressebericht tiefgreifende Konsequenzen aus den Diebstahls- und Betrugsfällen bei dem MDax-Konzern. Kurzfristig müssen der für das Risikomanagement zuständige Finanzchef Rainer Verhoeven und Produktionsvorstand Heiko Arnold gehen, wie das Manager Magazin am Montag unter Berufung auf Unternehmenskreise schrieb. Entsprechende Beschlüsse sollen in den zuständigen Aufsichtsratsgremien am Dienstag fallen.

Vorstandschef Roland Harings dürfe noch längstens bis Ablauf des Geschäftsjahres Ende September die Übergabe an einen Nachfolger vorbereiten. Im Amt bleibe nur die vor einem Jahr neu bestellte Recyclingvorständin Inge Hofkens. Ein Unternehmenssprecher wollte den Bericht gegenüber dpa nicht kommentieren.

Aurubis wurde im vergangenen Jahr Opfer eines großangelegten Betrugs. Unter dem Strich geht es um einen Fehlbestand an wertvollen Metallen im Wert von 169 Mio €. In einem Fall wurden manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle im Recyclingbereich des Hamburger Werks abgegeben, die Lieferungen enthielten aber deutlich weniger davon. Dadurch wurden letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt. Darüber hinaus gibt es einen weiteren – laut Geschäftsbericht „nicht vollumfänglich nachvollziehbaren“ – Fehlbestand bei Edelmetallen in einem niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Bisherige Erkenntnisse weisen laut Aurubis darauf hin, dass auch diese Fehlbestände auf kriminelle Aktivitäten zurückzuführen seien.

Und schließlich wurde Aurubis ganz klassisch beraubt. So wurden dem Unternehmen bereits zwischen 2020 und 2021 tonnenweise edelmetallhaltige Zwischen- und Nebenprodukte (sogenannter Gießbruch) im Wert von elf Mio € vom Firmengelände im Stadtteil Veddel gestohlen. Der Fall wird inzwischen vor dem Landgericht Hamburg verhandelt. Unter den sechs Angeklagten befinden sich auch mehrere ehemalige Beschäftigte des Konzerns. Letzte Woche gab es erste Geständnisse.

Als Konsequenz der Diebstahl- und Betrugsfälle hatte Aurubis bereits im Dezember mitgeteilt, dass der Aufsichtsrat weder ausschließen könne, dass die amtierenden Vorstandsmitglieder unverändert ihr Amt fortführen, noch dass es zu einer vorzeitigen Trennung von einzelnen oder mehreren Vorstandsmitgliedern kommen wird. Anfang Januar hieß es dann in der Einladung zur Hauptversammlung, dass der Aufsichtsrat und der Vorstand auf der Online-Veranstaltung am 15. Februar noch nicht entlastet werden sollen. „Hintergrund sind die laufenden Untersuchungen zu den gegen die Gesellschaft gerichteten kriminellen Aktivitäten, die zu Fehlbeständen an Edelmetallen geführt haben“, hieß es damals. (dpa / eigener Bericht)

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