Mehrjährige Haftstrafen nach Metalldiebstählen bei Aurubis

Im Prozess um Metalldiebstähle in Millionenhöhe beim Kupferproduzenten und -recycler Aurubis hat das Landgericht in Hamburg am Freitag fünf der sechs Angeklagten wegen schweren Bandendiebstahls oder gewerbsmäßiger Hehlerei zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Nur ein Angeklagter erhielt als Helfer eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Zudem legten die Richter den entstandenen verfahrensgegenständlichen Schaden für den Tatzeitraum des Jahres 2020 auf rund zehn Mio € fest.

Die höchste Strafe von fünf Jahren und zehn Monaten wurde gegen den 37 Jahre alten Hauptangeklagten verhängt. Dieser hatte von seinem Wohnsitz in der Nähe von Stade aus das Einsammeln der sogenannten Rohsilberfegsel organisiert und koordiniert sowie den Absatz der Beute an Abnehmer aus der Türkei bewerkstelligt. Nach Überzeugung des Vorsitzenden Richters Nils Godendorff war er aber nicht der Bandenchef, dieser sei unbekannt geblieben.

Die übrigen Angeklagten aus Niedersachsen und Hessen erhielten Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren, darunter auch der angeklagte ehemalige Aurubis-Mitarbeiter, der für dreieinhalb Jahre hinter Gitter muss.

Das gestohlene Material soll nach Meinung der Kammer knapp 5.000 Kilogramm schwer gewesen sein. Hätte Aurubis es verkauft, wird der Wert auf rund zehn Mio € geschätzt. Die Beute sollen die Täter an bislang unbekannte Abnehmer veräußert haben. Ein Großteil des Diebesgutes sei zur Analyse und weiteren Verwendung an Metall verarbeitende Betriebe in der türkischen Metropole Istanbul versandt worden, lautete die Anklage. Die Angeklagten waren zum Teil wegen kleinerer Delikte vorbestraft. Sie alle machten im Prozess eine Aussage, in der sie die Taten teilweise einräumten. Alle Angeklagten müssen in unterschiedlicher Höhe Wertersatz in Bezug auf die Tatbeute zahlen.

Gericht: Überwachung bei Aurubis im Tatzeitraum nur mäßig organisiert

Godendorff betonte, die Überwachung bei Aurubis sei im Tatzeitraum nur mäßig organisiert gewesen. Lange sei diese verschwundene Menge bei dem Unternehmen nicht aufgefallen. Die Kammer gehe davon aus, dass es bei den Verbrechen noch viele weitere helfende Hände gegeben habe.

Aurubis begrüßte in einer Pressemitteilung das konsequente und rasche Vorgehen von Polizei und Justiz gegen diesen Fall von organisierter Kriminalität. „Die teils hohen Haftstrafen zeigen die Schwere der Taten und werden sicher eine abschreckende Wirkung entfalten“, erklärte Roland Harings, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Konzerns. Das Unternehmen habe seine Präventions- und Sicherheitsstandards inzwischen deutlich verbessert, um das Risiko von Diebstahl und Betrug in Zukunft zu minimieren.

Als Folge des erst im letzten Jahr bekannt gewordenen Metalldiebstahls und weiterer gegen das Unternehmen gerichteter Betrugsfälle in dreistelliger Millionenhöhe entschied sich der Aurubis-Aufsichtsrat kürzlich auch zu personellen Konsequenzen. Wie berichtet, wird der Vertrag von CEO Harings vorzeitig zum 30. September beendet. Auch Produktionsvorstand Heiko Arnold und Finanzvorstand Rainer Verhoeven werden den Konzern vorzeitig Ende Februar bzw. Ende Juni verlassen. (dpa / eigener Bericht)

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