Aurubis-Chef wirbt auf Hauptversammlung um Vertrauen

Angesichts der vorzeitigen Trennung von drei Vorstandsmitgliedern nach lange unentdeckten Millionenschäden durch Betrug und Diebstahl hat der scheidende Chef des Kupferherstellers und -recyclers Aurubis, Roland Harings, bei den Aktionären um Vertrauen auf einen erfolgreichen Neuanfang geworben. Die Neubesetzung biete für die neuen Vorstandsmitglieder die Voraussetzungen, „in vertrauensvoller Zusammenarbeit das Unternehmen weiterzuführen“, sagte Harings gestern auf der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung.

Harings sprach von „schwerwiegenden Vorkommnissen“, die personelle Konsequenzen hätten. „Und dabei wird keine Führungsebene ausgeschlossen.“ Er selbst verlasse, wie im Januar entschieden wurde, zum Geschäftsjahresende am 30. September das Unternehmen. „Als Vorstandsvorsitzender stelle ich mich damit meiner Gesamtverantwortung für Aurubis.“

Wie berichtet, hatte der Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden Fritz Vahrenholt im Januar mitgeteilt, dass Harings sowie zwei seiner Vorstandskollegen Aurubis vorzeitig verlassen müssen. „Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit“, hieß es damals.

Die Anwaltskanzlei Hengeler Mueller hatte im Auftrag des Aufsichtsrates die Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit den Straftaten untersucht. Auf Basis des Rechtsgutachtens der Kanzlei hatte der Aufsichtsrat allerdings beschlossen, keinen Schadenersatz von den Managern zu fordern.

Aktionärsvertreter kritisierten auf der Hauptversammlung das Krisenmanagement durch das Kontrollgremium. Beispielsweise fragte Markus Neumann für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, ob es zwingend gewesen sei, drei von vier Vorstandsmitgliedern abzulösen. Dies sorge in einer Phase wichtiger Investitionen für Diskontinuität. „Vielleicht ist die Maßnahme etwas krass.“

Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz monierte, die Verantwortung Harings' bleibe für Aktionäre unklar. In diesem Zusammenhang kritisierte der DSW-Sprecher auch, dass das Gutachten der Kanzlei vom Aufsichtsrat vertraulich behandelt werde.

Ein Antrag des Dachverbands der Kritischen Aktionäre, den Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats die Entlastung zu verweigern, fand auf der Hauptversammlung keine Mehrheit. Stattdessen wurde die Beschlussfassung zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat – wie von den beiden Konzernorganen vorgeschlagen – vertagt. (dpa / eigener Bericht)

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -