Aurubis beziffert Schaden durch Betrug im Recyclingbereich auf 185 Mio €

Durch den mutmaßlichen Betrug mit Schrottlieferungen fehlen bei Aurubis Metalle im Wert von 185 Mio €. Das ist das Ergebnis einer außerordentlichen Inventur der Metallbestände, wie der Konzern heute mitteilte. Durch Versicherungen und den möglichen Einzug von Geldern der Täter könnte sich der Verlust aber um 30 Mio € reduzieren.

Daher rechnet Aurubis mit einer Belastung des Ergebnisses im Umfang von etwa 150 Mio €. Die Prognose des operativen Vorsteuerergebnis wurde dementsprechend für das laufende Geschäftsjahr auf 310 bis 350 Mio € angepasst. Die ursprüngliche Prognose für das operative Ergebnis in Höhe von 450 bis 550 Mio € hatte das Unternehmen bereits bei Bekanntwerden der Betrugs- und Diebstahlfälle Ende August nach unten korrigiert.

Der Konzern ist offenbar Opfer von Manipulationen bei Schrottlieferungen geworden. Lieferungen und Proben für Einsatzmaterialien im Recyclingbereich mit hohen Gehalten wertvoller Metalle wurden manipuliert, erklärte Aurubis. „Diese Metalle waren in den Lieferungen nicht in den anhand der manipulierten Proben erwartbaren Mengen enthalten und damit wurden überhöhte Rechnungen bezahlt.“ Ungeachtet des installierten branchenüblichen Sicherheitsstandards sei es offensichtlich gelungen, diese Manipulationen an den Einsatzmaterialien vorzunehmen. Eine Mittäterschaft von Aurubis-Beschäftigten bezeichnete Konzernchef Roland Harings zuletzt als „sehr wahrscheinlich“.

„An der Aufklärung der Sachverhalte der kriminellen Aktivitäten arbeiten wir mit Hochdruck und eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Wir haben alle erforderlichen internen Kräfte zusammengezogen und nutzen externe Forensik-Spezialisten“, so Vorstandschef Harings. „Gleichzeitig verbessern wir auf Basis der Ermittlungen umgehend und umfassend das Schutzniveau gegen professionelle Kriminalität. Prozessverbesserungen und weitere Sicherheitsmaßnahmen werden etabliert.“ Die Sicherheitsvorkehrungen sollen so verstärkt werden, dass Diebstahl und Betrug unmöglich werden, gibt Harings als Ziel aus.

Die von Aurubis unter Beteiligung von externen Experten unmittelbar nach Bekanntwerden des Fehlbestands eingesetzte Task Force arbeitet an einer Verbesserung der Sicherheitskonzepte. Auf Basis erster Empfehlungen hat der Konzern nach eigenen Angaben bereits Sofortmaßnahmen umgesetzt. So wurden etwa Zugangsberechtigungen in sensiblen Bereichen, wie insbesondere der Probennahme, weiter eingeschränkt. Außerdem habe man Personen- und Fahrzeugkontrollen sowie die Überwachung verstärkt.

Recyclingbranche soll keinen Schaden nehmen

„Die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie bleibt von den aktuellen Entwicklungen unberührt, denn Aurubis ist finanziell robust aufgestellt und verfügt über ausreichend Liquidität“, betont Konzernchef Harings. Recycling sei Kern der Unternehmensstrategie und der Ausbau der Kreislaufwirtschaft entscheidend für die Ressourcenschonung. „Wir werden deshalb alles unternehmen, dass die Recyclingbranche als Ganzes keinen Schaden nimmt.“

Man könne aktuell noch keine Aussage treffen, welche Lieferanten konkret betroffen sind, heißt es von Aurubis weiter. Dies sei Gegenstand laufender Untersuchungen des Landeskriminalamtes. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung hatte im Zusammenhang mit dem bei Aurubis bekannt gewordenem Betrugsfall vor einer pauschalen Verdächtigung von Lieferanten gewarnt. Da der genaue Sachverhalt noch nicht ermittelt sei, seien Spekulationen, Mutmaßungen und Verallgemeinerungen nicht angebracht, erklärt Bernhard Jehle, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling, in der vergangenen Woche.

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