Weniger Altgeräte erfasst – Sammelquote für E-Schrott fällt auf 32 Prozent

Deutschland verfehlt die Vorgaben der EU bei der Sammlung von Elektro- und Elektronikaltgeräten bereits seit Jahren deutlich. Aktuelle Zahlen zeigen nun, dass die Mengen in der Erfassung und somit auch die Sammelquote für E-Schrott im Jahr 2022 weiter spürbar zurückgegangen sind. Die Lücke zur europäischen Mindestvorgabe wird immer größer. Deutsche Erstbehandlungsanlagen haben 2022 nur noch insgesamt 900.000 Tonnen Altgeräte angenommen. Das waren zehn Prozent weniger als noch im Jahr davor. Da die Verkaufsmengen an neuen Geräten in den letzten Jahren stark gewachsen sind, gerät die Sammelquote doppelt unter Druck. Denn die Quote bestimmt sich aus dem Verhältnis von Sammelmengen zu den durchschnittlichen Inverkehrbringungsmengen der drei Vorjahre.

Für 2022 ergibt sich aus den aktuell veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes nur noch eine Quote von knapp 32 Prozent. Um die Mindestvorgabe der EU in Höhe von 65 Prozent zu erreichen, hätten also in Deutschland mehr als doppelt so viele Altgeräte erfasst werden müssen. Der Abstand zum Sammelziel wächst dabei weiter. Denn auch im Jahr 2022 wurden nochmals mehr neue Geräte in Deutschland auf den Markt gebracht. Die rechnerische Lücke zur Quote von 65 Prozent steigt somit auf 1,1 Mio Tonnen.

Angesichts der nicht nur von der Bundesrepublik deutlich verfehlten Zielvorgaben werden auf EU-Ebene Forderungen nach einer Neudefinition des Sammelziels laut. Insbesondere die Bezugnahme auf den Drei-Jahres-Durchschnitt der Verkaufsmengen bei der Berechnung der Quoten wird diskutiert, da viele Geräte eine deutlich längere Lebensdauer aufweisen.

In diesem Zusammenhang wird vor allem auf Photovoltaikmodule verwiesen, die seit 2016 unter den Anwendungsbereich des ElektroG fallen. Dadurch werden neu installierte Solaranlagen mit einer relativ großen Tonnage bei den Inverkehrbringungsmengen berücksichtigt. Das Aufkommen alter Module in der E-Schrottsammlung fällt aufgrund der sehr langen Lebensdauer der Geräte hingegen noch sehr gering aus.

Das zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen. So wurden 2022 gerade einmal 16.000 Tonnen Altmodule bei Erstbehandlungsanlagen angenommen. Gleichzeitig wurden im Schnitt der Jahre 2019 bis 2021 rund 350.000 Tonnen neuer Photovoltaikmodule in Deutschland registriert. Dementsprechend lag die nur auf PV-Module bezogene Sammelquote lediglich bei knapp fünf Prozent.

Sammelquote ohne PV-Module nur geringfügig höher

Gleichzeitig lässt sich die schlechte Sammelquote aber nicht nur an der Einbeziehung der Photovoltaikmodule fest machen. Lässt man diese Gerätekategorie außen vor, steigt die Sammelquote nämlich auch nur leicht auf etwas mehr als 35 Prozent an. Denn auch bei den übrigen Großgeräten liegt die Quote für 2022 nur bei etwas mehr als 20 Prozent. Das heißt, dass nur ein Fünftel der im Schnitt als Neugeräte verkauften Menge bei offiziellen Erstbehandlungsanlagen ankommt. Die schwache Quote lässt sich hier sicherlich nur bedingt mit steigenden Verkaufsmengen in Kombination mit einer über drei Jahre hinausgehenden Lebensdauer erklären. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass ein relevanter Teil der Altgeräte weiterhin in sogenannte inoffizielle Verwertungskanäle abfließt.

Bei der weiteren Betrachtung der einzelnen Gerätekategorien zeigt sich eine große Spannbreite bei den Sammelquoten. So liegt die Quote für den geringen Mengenstrom der Lampen ebenfalls nur bei rund 20 Prozent und bei den Kleingeräten der Kategorie 5 werden nur etwas mehr als 40 Prozent gesammelt. Die Kategorie der „Wärmeüberträger“, die in erster Linie Kühlgeräte umfasst, erreicht immerhin einen Wert von über 50 Prozent. Bei Bildschirmen wird eine Quote von knapp 60 Prozent erreicht und bei den kleinen IT- und Telekommunikationsgeräten wird die Zielvorgabe mit über 75 Prozent sogar erfüllt.

Erfassungsmengen bei nahezu allen Gerätearten gesunken

Die absoluten Sammelmengen waren 2022 mit Ausnahme von Lampen und Photovoltaikmodulen über alle Gerätekategorien hinweg spürbar rückläufig. Am stärksten fiel das Minus bei den übrigen Großgeräten aus, deren Menge um 40.000 Tonnen auf rund 250.000 Tonnen abnahm. Die Menge der bei den Erstbehandlern angenommenen Kleingeräte gab um rund zehn Prozent auf 270.000 Tonnen nach.

Etwas schwächer fiel der Rückgang bei den Kühlgeräten aus – hier wurden mit knapp 180.000 Tonnen rund fünf Prozent weniger angenommen. Die Menge der erfassten Bildschirmgeräte nahm um 15 Prozent auf 90.000 Tonnen ab, für kleine IT- und TK-Geräte belief sich das Minus auf 14 Prozent und die Sammelmenge somit auf etwas mehr als 80.000 Tonnen.

Während die Gesamtmenge der bei den Behandlern angenommenen Altgeräte im Jahr 2022 deutlich abgenommen hat, ist das Aufkommen gewerblicher Altgeräte gestiegen. Hier weist die Statistik ein Plus um 18 Prozent auf fast 95.000 Tonnen aus. Rund jedes zehnte erfasste Altgerät stammte somit aus dem B2B-Bereich.

Weiterhin nur verschwindend geringe Menge für Vorbereitung zur Wiederverwendung

Die Destatis-Zahlen geben auch Auskunft über die Behandlungswege der erfassten Altgeräte. Der Anteil der Geräte, die ins Recycling gingen, lag dabei 2022 mit knapp 84 Prozent nahezu auf Vorjahresniveau. Weitere rund 13 Prozent gingen in die sonstige Verwertung. Die übrigen Altgeräte oder deren Bauteile wurden entweder beseitigt oder in die Vorbereitung zur Wiederverwendung gegeben.

Im Detail bedeutet das, dass lediglich 16.000 Tonnen für die Wiederverwendung vorbereitet wurden. Das sind weniger als zwei Prozent aller erfassten Altgeräte.

Das Bundesumweltministerium arbeitet gegenwärtig an einer weiteren Novelle des ElektroG. Eines der vorrangigen Ziele ist dabei die Steigerung der Sammelmengen. Ein Entwurf für die Gesetzesänderung soll noch im ersten Quartal präsentiert werden.

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