Brände durch Batterien: Entsorger fordern auf Demo in Berlin mehr Unterstützung von Politik und Herstellern

Die Entsorgungswirtschaft hat heute bei einer groß angelegten Demo in Berlin auf die Problematik falsch entsorgter Lithium-Akkus aufmerksam gemacht. Zur Reduzierung der Brandereignisse fordern BDE, bvse und VKU mehr Unterstützung von der Politik und ein stärkeres Engagement der Hersteller. Im Berliner Regierungsviertel waren heute Vormittag insgesamt 50 Fahrzeuge von Mitgliedsunternehmen der beiden privaten Entsorgerverbände sowie des Kommunalverbandes auf der Straße. Mit großformatigen Bildern von jüngsten Brandereignissen in Anlagen der Betriebe wurde das Ausmaß der Brandproblematik aufgezeigt.

Tatsächlich hat sich die Zahl von Bränden in Anlagen, Betrieben und Fahrzeugen der Entsorgungswirtschaft zuletzt stark erhöht. Im Sommer verging auch in unserer Berichterstattung kaum ein Tag, an dem es nicht von irgendwo in Deutschland einen Großbrand zu vermelden gab. Auch wenn die konkrete Brandursache in vielen Fällen im Nachhinein nicht abschließend geklärt werden kann, deuten Indizien, wie etwa die Geschwindigkeit mit der sich das Feuer ausbreitet, oftmals auf die Beteiligung von Batterien hin.

Die Entsorger machen die Zunahme an Produkten mit eingebauten Batterien im Restmüll und sonstigen Abfallfraktionen, wie etwa Grußkarten, blinkende Sportschuhe oder Sport- und Spielgeräte, für die steigende Zahl an Bränden verantwortlich. Die Verwendung von Batterien und auch ihre Energiedichte nehme immer weiter zu – und damit auch die Gefahr von Brandereignissen, betonen die drei Verbände. Brände aufgrund von falsch entsorgten Lithium-Akkus könnten gravierend sein, da sie sich schnell ausbreiten und nur schwer löschen ließen. In erster Linie gerieten Müllwerker und Angestellte von Recyclinganlagen in Gefahr, aber auch der Anlagenbestand werde gefährdet, warnen BDE, bvse und VKU.

Sie fordern daher Batteriehersteller und Vertreiber auf, das Bewusstsein der Verbraucher dafür zu schärfen, dass falsch entsorgte Batterien eine Gefahr für Leib und Leben darstellen und im Endeffekt auch wirtschaftliche Existenzen vernichten können. Hersteller und Handel sollten ihre Kunden konsequent informieren, dass immer mehr Elektronikgeräte batteriebetrieben und somit besonders sensibel in der Entsorgung sind. Zur besseren und gründlicheren Aufklärung über die korrekten Entsorgungswege für Altgeräte und Batterien seien intensive Informationskampagnen notwendig.

Auch von der Politik erwarten die drei Verbände mehr Unterstützung. So sollten Produkte, die nicht nachhaltig sind und in der Entsorgung zu kaum beherrschbaren Risiken führen, wie etwa Einweg-E-Zigaretten, unter Prüfung der Verhältnismäßigkeit in letzter Konsequenz verboten werden. Außerdem müssten Batterie- und Gerätehersteller im Rahmen der Produktverantwortung, „in geeigneter Form“ finanziell an der Risikoverteilung beteiligt werden.

„Politik und Batteriehersteller sind aufgefordert, endlich wirksame Maßnahmen zur Brandprävention zu ergreifen, denn wir stehen erst am Beginn der Entsorgungswelle bei Batterien“, erklärte BDE-Präsident Peter Kurth heute anlässlich des „Protests der Müllwagen“ in Berlin. Man brauche dringend ein gemeinsames Verständnis seitens der Politik und der Hersteller, um dem massiven Brandproblem zu begegnen.

Aus Sicht von bvse-Vizepräsident Herbert Snell könne es nicht sein, dass die Batteriehersteller das Geld verdienen und die Entsorgungsunternehmen die Brandrisiken alleine schultern. „Heute macht unsere Branche – große und kleine Unternehmen, private und kommunale Betriebe – gemeinsam deutlich, dass das Ende der Fahnenstange endgültig erreicht ist. Die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen und die Hersteller müssen sich endlich ihrer Verantwortung stellen. So kann es jedenfalls nicht weitergehen“, so Snell in Berlin.

Auch VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp forderte heute in Berlin die Politik auf, die Herstellerverantwortung auszubauen und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. „Es muss im Jahr 2023 möglich sein, langlebige Elektrogeräte zu bauen, es muss möglich sein, sie reparieren zu lassen und die Akkus auszutauschen, statt die Geräte wegzuwerfen“, erklärte der Leiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster.

SPD-Politiker will Situation der Entsorger gesetzlich verbessern

Unterstützung für die Anliegen der Entsorger äußerte der SPD-Bundestagsabgeordnete im Anschluss an die Demo in Berlin. „Ich werde die Anregungen durch die Gespräche mit den Beschäftigten nun mit in den Bundestag nehmen und dort daran mitarbeiten, die Situation der Entsorgungsbetriebe gesetzlich zu verbessern“, kündigte der SPD-Berichterstatter für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz an. Es brauche Schutzkonzepte für Unternehmen und Verbesserungen bei der Sammlung, beispielsweise durch ein Pfandsystem. Und auch über Verbote für bestimmte Produkte, vor allem aus dem Einwegbereich, müsse man sich unterhalten.

Thews betonte außerdem, dass Unternehmen, die Produkte und Verpackungen auf den Markt bringen, nicht nur für die Herstellung und den Vertrieb Verantwortung tragen müssen, sondern auch für den gesamten Lebenszyklus dieser Produkte und die damit verbundenen Rohstoffe. Schon bei der Konzeption eines Produkts oder seiner Verpackung könnten Unternehmen einen entscheidenden Beitrag leisten, etwa in dem sie recycelte oder recyclingfähige Materialien verwenden oder Möglichkeiten zur Wiederaufbereitung und zur Reparatur in die Produktgestaltung einbeziehen.

Auch Björn Simon von der CDU versicherte der Entsorgungsbranche seine Unterstützung. Er werde sich für neue Rahmenbedingungen im Umgang mit Akkus und Batterien in Deutschland und Europa einsetzen, erklärte der Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kreislaufwirtschaft. Seine Parteikollegin Hildegard Bentele beteiligte sich ebenfalls an der Veranstaltung. Die EU-Abgeordnete verwies im Anschluss auf das Batteriepfand, dessen Einführung bis Ende 2027 von der EU-Kommission geprüft werden muss. Dadurch könnte der Anreiz für die Verbraucher erhöht werden, sich stärker als bisher um den korrekten Verbleib und das Wieder-in-Verkehr-Bringen von Altbatterien zu kümmern und die Hersteller näher an ihr Sammel- und Recyclingziel bringen, erklärte Bentele.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Meldung nachträglich um die Aussagen der politischen Vertreter ergänzt.

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