bvse befürwortet Ansatz der EU-Kommission zur Massenbilanzierung

Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung begrüßt, dass die EU-Kommission bei der Massenbilanzierung chemischer Recyclingverfahren den Ansatz „polymers only“ statt des Ansatzes „fuel exempt“ verfolgen will. Damit werde verhindert, dass das chemische Recycling deutlich besser gestellt werde als das mechanische Recycling, lobt der bvse.
 
„Wir sind gegen Sonderregeln für das chemische Recycling beim Einsatz von Recyclingmaterial. Um gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen dem mechanischen Recycling und dem chemischen Recycling zu schaffen, ist es unerlässlich, dass alle Vorgaben zur Berechnung des recycelten Anteils eines Abfallstroms technologieneutral sind und ein Höchstmaß an Rückverfolgbarkeit gewährleisten“, betont bvse-Vizepräsident Herbert Snell.

Vor allem mittelständische Unternehmen hätten das mechanische Recycling seit 30 Jahren aufgebaut und halten so ökologisch und ökonomisch vorteilhaft Kunststoffe im Kreislauf, so Snell. Nur durch eine faire Berechnungsmethode, die Input und Output bilanziere, könne der Fortbestand des mechanischen Recyclings gesichert werden.
 
Die von der Kommission vorgeschlagene Massenbilanzierungsmethode des „polymers only“ berücksichtige beim chemischen Recycling tatsächlich nur diejenigen chemischen Bausteine, die auch für die Herstellung von Polymeren eingesetzt würden. Beim Ansatz „fuel exempt“ würden hingegen alle chemischen Bausteine, mit Ausnahme von Brenn- und Reststoffen, für das Recycling anerkannt. Aus Sicht des bvse-Experten Thomas Probst ist dies „grob unfair“, da ein Großteil der erzeugten Zwischenprodukte des chemischen Recyclings gar nicht für eine Polymersynthese geeignet sei.

Bei dem von der Kunststoffindustrie geforderten Verfahren könnte es somit passieren, dass Kunststoffprodukte, die vollständig aus Neumaterial bestehen, als Recyclingmaterial anerkannt werden. Damit würde auch die Glaubwürdigkeit zu Aussagen über den Recyclinggehalt von Verpackungen Schaden nehmen, warnt der Verband. Insgesamt müssten bei der Bilanzierung nach „polymers only“ deutlich mehr Kunststoffabfälle verwertet werden, um gleiche Mengenanteile an zugeordneten Rezyklatanteilen wie beim „fuel exempt“ zu erreichen.

Neben dem mittelständischen Entsorgerverband sprachen sich zuletzt auch die vier großen Recyclingkonzerne Remondis, Prezero, Veolia und Alba für den Ansatz „polymers only“ in der Massenbilanzierung des chemischen Recyclings aus. Dieser Ansatz sollte bei der Berechnung der Recyclingquoten in der geplanten Verpackungsverordnung der EU verfolgt werden, hieß es in einem gemeinsamen Schreiben der vier Unternehmen an das Bundesumweltministerium.

Unabhängig von der Wahl des Massenbilanzverfahrens ist für den bvse vollständige Transparenz über die Mengenströme beim chemischen Recycling wichtig. Von der Erfassung bis zum vermarktungsfähigen Rohstoff müsse ein lückenloser Nachweis geführt und von Sachverständigen geprüft und testiert werden, fordert der Verband.

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