bvse: Sehr prekäre Situation beim PET-Recycling

Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverbandes Kunststoffrecycling, kritisiert die PET-Verarbeiter aufgrund ihrer Zurückhaltung beim Einsatz von Rezyklaten. Abfüller und Inverkehrbringer von PET-Verpackungen müssten ihrer Produktverantwortung nachkommen statt auf billige Neuware zu setzen. Der Markt befinde sich in einer prekären Lage.

„Neuware ist, seitdem sich die Logistikketten nach Corona in der zweiten Jahreshälfte 2022 wieder neu sortiert haben, sehr billig in Europa und verdrängt PET-Rezyklate. Außerdem zeigt sich, dass die hohe Inflation zu Konsumverzicht bei den Verbrauchern führt und dadurch die Nachfrage bei den Verpackungsherstellern leidet. Im Ergebnis geraten die Recyclingunternehmen derzeit massiv unter Druck“, beschreibt Textor die aktuelle Situation.

Textor verweist auch auf Schließung des PET-Recycling-Standorts von Veolia in Rostock. Veolia hatte die Schließung mit stockendem Absatz von Flakes und Regranulaten begründet, der einen dauerhaften, wirtschaftliche Betrieb der PET-Recyclinganlage nicht mehr möglich mache. Eine Absicherung des Absatzes von recyceltem PET sei in Zusammenarbeit mit der Getränkeindustrie und/oder dem Handel nicht gelungen, hieß es.

„Wir sehen das gesamte PET-Recycling in einer Schieflage, weil Abfüller und Inverkehrbringer von PET-Verpackungen ihrer Produktverantwortung nicht nachkommen. Eine mittelfristige Besserung der Situation ist nicht in Sicht. Die PET-Verarbeiter setzen auf Neuware und listen die Rezyklate aus“, kritisiert Textor.

Dieses Verhalten der PET-Verarbeiter ist nach Auffassung des bvse-Fachverbands „sehr überraschend“, weil Recycling-PET der einzige Kunststoff ist, der bei Verpackungen mit direktem Lebensmittelkontakt eingesetzt werden kann. Das jetzt zu beobachtende Marktverhalten der PET-Verarbeiter, die ausschließlich auf Neuware setzen, sei kurzsichtig und hoch problematisch, heißt es beim bvse. Man dürfe nicht annehmen, dass eine stillgelegte Anlage innerhalb kurzer Zeit wieder hochgefahren werden kann. Anlagen müssten kontinuierlich betrieben werden, um die benötigten Mengen in geeigneten Qualitäten darstellen zu können. Im schlimmsten Fall verschwinde die Anlage sogar ganz vom Markt.

Textor zufolge wird es dann sehr eng werden, wenn in Kürze die hohen Anforderungen der europäischen Kunststoffstrategie umzusetzen sind. Nicht zuletzt werden bei der Novellierung der europäischen Verpackungsverordnung sehr ambitionierte Rezyklateinsatzquoten definiert. „Auch deshalb wird es in Europa zu einem Verteilungskampf um Recycling-PET kommen“, ist sich der bvse-Fachverbandsvorsitzende sicher.

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