Ostsee wird Pilotregion für Munitionsentsorgung

Die Ostsee wird Pilotregion für die Bergung von Munitionsaltlasten. Die Bundesregierung werde in den kommenden Tagen eine entsprechende Ausschreibung für Erkundungs- und Bergungsmaßnahmen in Gebieten in der Lübecker Bucht und Mecklenburger Bucht veröffentlichen, teilte das schleswig-holsteinische Umweltministerium in Kiel gestern mit.

Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sieht darin einen „Meilenstein bei der Bewältigung einer Generationenaufgabe“, da nun das „Zeitalter des Handelns“ beginne. „Rostende Granaten auf unseren Meeresböden sind eine der größten ökologischen Herausforderungen beim Schutz unserer Meere. Ihre Bergung wird viele, viele Jahre dauern.“

Auch Goldschmidts Amtskollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), begrüßt den Start der Bergungsmaßnahmen. „Ich freue mich, dass nun endlich damit begonnen wird, einen Teil dieser gefährlichen Hinterlassenschaften eines dunklen Kapitels unserer Geschichte unschädlich zu machen und zu beseitigen.“ Die geplanten Arbeiten in den Pilotregionen stellen aber nur einen ersten Schritt dar, dem noch viele weitere Kraftanstrengungen folgen müssen.

Die Arbeiten sollen im zweiten Quartal 2024 beginnen und sechs Monate dauern. Zwei Gebiete liegen in der Lübecker Bucht und eines weiter im Osten. Je Räumungsgebiet werde aber nur ein begrenzter Zeitraum zur Bergung angesetzt, heißt es. Experten wollen mit den Pilotbergungen Erkenntnisse über den Zustand geborgener Kampfmittel sammeln. Diese Erfahrungen sollen in die Entwicklung einer schwimmenden Entsorgungsanlage einfließen. Die mobile Anlage werde perspektivisch eine Kapazitätssteigerung ermöglichen, so das Ministerium in Kiel weiter.

Die Bundesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, ein Sofortprogramm aufzulegen, um die Bergung von Munition und Kampfstoffen aus Nord- und Ostsee in Angriff zu nehmen. Dafür wurden im Haushalt für 2023 rund 30 Mio € bereitgestellt. Bis 2025 stehen im Bundeshaushalt insgesamt 100 Mio € zur Verfügung. Außerdem soll perspektivisch ein Bund-Länder-Fonds für die Finanzierung eingerichtet werden.

Nach Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung liegen allein in der Ostsee bis zu 400.000 Tonnen konventionelle Munition und etwa 40.000 Tonnen chemische Kampfstoffe, die nach den Weltkriegen versenkt wurden. In der Nordsee soll die Belastung mit Weltkriegsmunition sogar noch größer sein. (Eigener Bericht / dpa)

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