EU-Kommission genehmigt Beihilfe für Northvolt – Batterieproduzent plant in Heide auch Recycling

Deutschland darf die Ansiedlung von Northvolt mit mehr als 900 Mio € fördern. Die EU-Kommission hat die Beihilfemaßnahme der Bundesregierung genehmigt. Am Standort im schleswig-holsteinischen Heide will das schwedische Unternehmen ein Werk für Elektrofahrzeugbatterien bauen. Außerdem will Northvolt dort auch Altakkus und Produktionsabfälle recyceln. Die geplante Produktionsanlage soll über eine Jahreskapazität von 60 GWh verfügen, die, je nach Batteriegröße, für 800.000 bis eine Mio Elektrofahrzeuge pro Jahr ausreichen dürfte. Das Werk werde 2026 die Produktion aufnehmen und 2029 die volle Produktionskapazität erreichen, teilte die EU-Kommission mit.

Durch die 4,5 Mrd € teure Investition sollen 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Northvolt habe in das Vorhaben bereits rund 100 Mio € an eigenen Mitteln investiert, heißt es aus dem Umfeld des Projekts. Parallel soll eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos entstehen. Laut einer früheren Mitteilung des Unternehmens soll der Rohstoffbedarf in der geplanten Gigafactory bis 2030 zur Hälfte durch Sekundärrohstoffe gedeckt werden. In der dafür geplanten Recyclinganlage sollen zunächst Produktionsabfälle und langfristig auch Altbatterien verwertet werden.

Bund übernimmt 80 Prozent der Förderung

Die angemeldete Beihilfe wird in Form eines Direktzuschusses von 700 Mio € und einer Garantie von 202 Mio € gewährt. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Mio € auf den Bund und bis zu 137 Mio € auf das Land. Die Beihilfe muss spätestens bis Ende 2025 gewährt werden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich bei der Verkündung der Entscheidung gestern in Brüssel sehr erfreut. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonte, „der Bau der Fabrik des schwedischen Elektrofahrzeugbatterie-Herstellers ist von enormer industrie- und klimapolitischer Bedeutung nicht nur für Schleswig-Holstein, sondern für ganz Deutschland“. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands würde damit gestärkt und der Weg hin zur Energie-Souveränität und weg von fossilen Energieträgern weiter beschritten werden.

Ohne die Beihilfe hätte Northvolt das Werk in den USA errichtet, erklärte die EU-Kommission. Dem Unternehmen sei dort auf der Grundlage des Inflation Reduction Act Unterstützung angeboten worden. Die staatliche Unterstützung sei erforderlich und geeignet, um die Errichtung der Batteriefabrik zu gewährleisten, und werde nicht zu Überkapazitäten auf dem Markt führen. Die Beihilfe sei aber nicht höher als die Subvention, die Northvolt nachweislich für die entsprechende Investition in den USA hätte erhalten können.

Aus Sicht der Brüsseler Behörde seien durch die Fördergelder außerdem nur „begrenzte Auswirkungen“ auf den Wettbewerb und den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu erwarten. „Die Maßnahme ermöglicht es Deutschland, den Bau des Werks von Northvolt zur Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge zu unterstützen. Damit wird unter Wahrung fairer Wettbewerbsbedingungen im Binnenmarkt ein wichtiger Beitrag zu den ehrgeizigen Klimazielen Europas geleistet“, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gestern in Brüssel.

„Die positive Beihilfeentscheidung der EU-Kommission ist nicht nur wegweisend für das Ansiedlungsvorhaben von Northvolt in Heide, sondern für die europäische Batteriezellindustrie insgesamt“, sagte ein Unternehmenssprecher. Man warte nun auf die kommunalen Beschlüsse im Rahmen des laufenden Bauleitplanverfahrens.

Am Standort im schwedischen Skelleftea errichtet Northvolt neben der dortigen Gigafactory auch eine Recyclinganlage. Dort sollen laut früheren Meldungen alte Lithium-Ionen-Akkus sowie Schrott aus der Batterieproduktion im Umfang von bis zu 125.000 Tonnen im Jahr recycelt werden. Damit will der Batteriehersteller bis 2030 etwa die Hälfte des Rohstoffbedarfs an Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan durch die mit hydrometallurgischen Verfahren zurückgewonnenen Batteriematerialien decken.

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