Studie sieht Potenzial für mehr Abfalltrennung bei elf Prozent der Österreicher

In Österreich könnten noch rund elf Prozent der Bevölkerung von größeren Anstrengungen zur Abfalltrennung überzeugt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie im Auftrag der Altstoff Recycling Austria AG (ARA). „Wir sehen, dass sich das Bewusstsein für Abfall als Wertstoff verändert hat. Diese neue Einstellung zum Klimaschutz müssen wir nutzen, um noch mehr Menschen zu motivieren, durch ihren Beitrag zu Abfalltrennung und Recycling Österreich und unsere Wirtschaft zukunfts- und klimafit zu machen“, erklärt ARA-Vorstand Harald Hauke.

Besonders erfreulich an den aktuellen Umfrageergebnissen sei das gestiegene Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz. Das fördere auch die Bereitschaft zur Abfalltrennung, die in vielen Haushalten inzwischen zur täglichen Routine zähle, so die ARA. So würden bereits neun von zehn Österreichern ihren Abfall trennen. Etwa 30 Prozent der Befragten trennen sogar mehr Abfall im Haushalt als noch vor vier Jahren. Überdurchschnittliche Zuwachsraten wurden dabei vor allem im Burgenland, aber auch in Oberösterreich sowie in Kärnten und Vorarlberg festgestellt.

Als Gründe für die verstärkten Anstrengungen zur Abfalltrennung nannten mehr als die Hälfe der Befragten die veränderte Einstellung zum Klimaschutz. Dahinter folgen mit Anteilen von jeweils rund 40 Prozent die Vereinfachung der Systeme sowie bessere Informationen. Ein Drittel führt zudem den gestiegenen Platz im Haushalt als Grund für mehr Abfalltrennung an.

Am häufigsten wird von den Österreichern Altpapier getrennt erfasst. Hier lag der Anteil bei fast 90 Prozent. Dahinter folgen Glasflaschen mit 85 Prozent sowie Batterien, Elektrogeräte und Getränkeflaschen aus Kunststoffen, welche jeweils von rund 80 Prozent der Befragten getrennt gesammelt werden.

Der Fokus der vom Marktforschungsunternehmen Integral im September durchgeführten Befragung lag auf den sogenannten Sinus-Milieus – also nach bestimmten Verhaltensmustern und Einstellungen differenzierten Bevölkerungsschichten. „Das Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus fasst Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage zusammen. Diese Werte haben Einfluss auf Lebensstile und Verhaltensweisen. Das Modell bringt Einstellungen auf den Punkt, zeigt historische Entwicklungen und zukünftige Trends auf“, so Bertram Barth, Geschäftsführender Gesellschafter von Integral.

Der Studie zufolge sind die konservative Elite sowie die beiden nachhaltigkeitsaffinen Milieus der „Postmateriellen“ und „Progressiven Realisten“ am ehesten gegenüber der Idee der Abfalltrennung sensibilisiert. Die größten Mengen nicht getrennt gesammelten Abfalls seien hingegen bei „Hedonisten“ sowie der „Adaptiv-Pragmatischen Mitte“ – laut ARA „der neue Mainstream“ – zu finden. Dieser neue Mainstream könne am ehesten dazu motiviert werden, noch mehr Abfall zu trennen, und dadurch weitere angrenzende Milieus in ihrem Verhalten beeinflussen. Dafür müsse dieser Schicht die Idee von Mülltrennung und Klimaschutz als Selbstverständlichkeit präsentiert werden. Um das Potenzial in diesem Milieu auszuschöpfen, sollte Recycling daher als niederschwelliger Beitrag zum Klimaschutz dargestellt werden, von dem alle etwas haben und der zeitgemäß ist, schlägt die ARA vor.

Herausforderungen stellten in diesem Zusammenhang das ausgeprägte Nutzendenken und die Bequemlichkeit dar. Menschen aus dem Milieu der „Adaptiv-Pragmatischen Mitte“ strebten nach Sicherheit und Harmonie und hätten ein starkes Bedürfnis nach sozialer Verankerung sowie Zugehörigkeit. Klimaschutz im Allgemeinen und die getrennte Sammlung im Besonderen müssten ihnen daher emotional sowie mental nähergebracht werden, damit sie entsprechende Routinen entwickeln und vertiefen können. Mit der Vereinheitlichung der Sammlung von Kunststoffverpackungen in ganz Österreich habe man zum Jahresbeginn einen wichtigen Schritt zur Vereinfachung und für mehr „Convenience in der Mülltrennung“ gesorgt, betont ARA-Vorstand Hauke. „Klimaschutz und Recycling sind eine Vorsorge für die eigene und die Zukunft der nachfolgenden Generationen. Diese Botschaft möchten wir den Menschen mitgeben und auf diese Weise klimafreundliches Verhalten bestärken.“

Das „Hedonistische Milieu“ sei hingegen „primär spaßorientiert und momentbezogen“. Für diese Menschen sei es wichtig, Abfalltrennung „als etwas Lustvolles zu inszenieren“, schreibt die ARA weiter. Einige der Hedonisten würden die Idee der Mülltrennung zwar akzeptieren. Dennoch sei dieses Milieu am wenigsten motiviert und grenze sich stark gegen den Mainstream ab. Hedonisten könne man aber spielerisch von der Idee der Abfallsammlung überzeugen, ist die ARA überzeugt. Digitalisierung und das Setzen von Anreizen könnten dabei ein wichtiger Hebel sein.

Für diesen Zweck hat die ARA gemeinsam mit der Saubermacher AG das Joint Venture Digi-Cycle gegründet. Mit der App von Digi-Cycle wollen die beiden Unternehmen Verbrauchern nicht nur spezifische Trennanleitungen und einen Sammelstellenfinder bieten, sondern darüber hinaus mittels attraktiver Prämien auch den Nutzengedanken der „Adaptiv-Pragmatischen Mitte“ und den Spaßfaktor der Hedonisten ansprechen.

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