Geminor fordert höhere Deponiesteuern

Während einer Energiekrise Abfälle zu deponieren sei sinnlos, meint Kjetil Vikingstad, CEO des norwegischen Rohstoffhändlers Geminor, und fordert daher, dass in Europa mehr Restmüll als Sekundärbrennstoff genutzt wird. Um dies zu erreichen, müsse die energetische Verwertung wirtschaftlicher sein als die Deponierung, etwa dadurch, dass in den EU-Ländern, in denen noch viel Restmüll deponiert wird, die Deponiesteuern entsprechend angehoben werden. Weitere Möglichkeiten seien, die energetische Verwertung von Restmüll zu subventionieren oder die in einigen Ländern erhobene Verbrennungssteuer zu senken.

In einer Pressemitteilung beklagt Vikingstad einen aktuellen Mangel an Verbrennungsabfällen in Europa. Der anhaltende Krieg und die Inflation beeinträchtigten die wirtschaftliche Entwicklung. Die verringerte Geschäftstätigkeit wiederum führe zu einem geringeren Aufkommen an Haushalts- und Gewerbeabfällen. Und wenn es an Abfällen mangele, verschlechtere sich für viele Abfallverbrennungsanlagen der Zugang zu Ersatzbrennstoffen.

Deutschland und andere EU-Staaten machen "Jagd" auf Abfälle

Vikingstadt konstatiert in der Folge eine steigende Nachfrage nach Restmüll. Deutschland habe sich von einem Abfallexporteur zu einem Importeur entwickelt. Und auch andere EU-Länder „jagten“ nach Abfällen. Dem Abfallexportland Italien sei es dabei zu verdanken, dass das Ungleichgewicht auf dem europäischen Markt nicht noch größer sei.

Für die Waste-to-Energy-Branche habe der Abfallmangel mehrere Folgen. Zum einen führe er zu Zweifeln an der Fähigkeit der Industrie, wie gewohnt Energie zu erzeugen. Zum anderen befänden sich viele Fernwärmeanlagen aufgrund der stark sinkenden Behandlungspreise in einer wirtschaftlich angespannten Situation. Diese Unternehmen seien zwar an Fluktuationen gewöhnt, doch einige Anlagen seien durch die aktuelle Situation gezwungen, ihre Energieproduktion zu reduzieren. Vikingstad warnt im Hinblick auf die Nachhaltigkeit auch davor, dass die Zementindustrie bei einem Mangel an alternativen Brennstoffen daran interessiert sein könnte, zu fossilen Brennstoffen zu wechseln.

Neue Märkte in Süd- und Osteuropa erschließen

Deshalb sei es schwer nachvollziehbar, warum in Europa im Jahr 2020 noch mehr als 50 Mio Tonnen Haushaltsabfälle deponiert wurden und nicht mehr von diesen Abfällen als Sekundärbrennstoff für die Energierückgewinnung genutzt werden. Vikingstad kritisiert insbesondere den weiterhin hohen Deponierungsanteil in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien. Zwar setze sich die EU dafür ein, die umweltschädliche Entsorgung verschiedener Arten von Abfällen zu unterbinden. In Krisenzeiten brauche es aber schnellere, wirksamere und internationale Maßnahmen wie etwa die oben genannte Anhebung der Deponiesteuern. Darüber hinaus müssten für die Belieferung der zahlreichen und effizienten Anlagen der WtE-Branche neue Märkte in Süd- und Osteuropa erschlossen werden.

Außerdem macht sich der Geminor-CEO für eine Optimierung der grenzüberschreitenden Abfallverbringung stark. Mangelnde Flexibilität und lange Bearbeitungszeiten stellten beim Abfallexport nach wie eine Herausforderung dar. Ein gemeinsames IT-System und weniger manuelle Prozesse könnten hier für Besserung sorgen, so Vikingstad.

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