Geminor: Deshalb wurde Finnland vom Abfallexport- zum -importland

In Finnland hat sich der Abfallmarkt in den letzten Jahren sehr stark verändert. Das skandinavische Land wurde innerhalb weniger Jahre von einem Exportland für Abfallprodukte zu einem Importland.

„In den letzten Jahren hat sich der finnische Markt radikal verändert, und wir sehen jetzt eine wachsende Nachfrage nach Abfallfraktionen. Die gesunkenen Abfallmengen in Finnland haben dem Abfallexport ein Ende gesetzt, und diese Situation wird wohl auch in absehbarer Zukunft andauern“, erklärte Ismo Hiltunen, Country Manager beim norwegischen Rohstoffhändler Geminor.

Hiltunen nennt für den Wandel weg von einem Exportmarkt drei Hauptgründe: Weniger Restmüll, Ukraine-Krieg und mehr Verbrennungskapazitäten im eigenen Land. Auf dem finnischen Markt falle inzwischen weniger Restmüll an als noch vor ein paar Jahren. Das liege daran, dass sich die Politik verstärkt auf die Mülltrennung konzentriere. Finnland hat sich zu einem führenden Land in der EU entwickelt, was die stoffliche Verwertung von Lebensmittelabfällen, Kunststoffen und Papier angeht, ergänzte Geminor.

Auch der Krieg in der Ukraine hatte verheerende Folgen auf die finnische Wirtschaft im Allgemeinen und den Abfallmarkt des Landes im Besonderen, so der Rohstoffhändler. Finnland sei mit Russland wirtschaftlich wesentlich stärker verknüpft gewesen als andere EU-Länder.

Durch die verhängten Sanktionen gegenüber Russland und Weißrussland sind die beiden ehemaligen Staaten der Sowjetunion vollständig vom finnischen Markt ausgeschlossen. Als Resultat der Sanktionen wurden die Einfuhren von Kohle, Öl und Gas in das Land gestoppt, wodurch der Energiemarkt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dies erhöhte die Bedeutung der Energieerzeugung aus Restmüll, sagte Hiltunen.

Des Weiteren haben die finnischen Kommunen in den letzten Jahren ihre nationalen Müllverbrennungskapazitäten erheblich ausgebaut. Im Jahr 2022 betrug die Kapazität für die energetische Verwertung von Abfällen rund 2,2 Mio Tonnen, was einem Wachstum von zehn Prozent in kurzer Zeit entspricht, erläuterte Geminor.

Im Jahr 2021 wurde laut Geminor beispielsweise ein Müllheizkraftwerk mit einer Leistung von 45 Megawatt und einer Verarbeitungskapazität von 120.000 Tonnen Müll von Lounavoima Oy in Betrieb genommen. Auch das Energieunternehmen Vantaan Energia habe seine gesamte Verbrennungskapazität um 200.000 Tonnen Abfall erhöht.

Außerdem stieg die Nachfrage für Ersatzbrennstoffe seit dem Kriegsausbruch im Februar 2022 sehr stark an. Allerdings kann der nationale Markt diese enorme Nachfrage nicht komplett bedienen, betonte Hiltunen. Er glaube, dass Kunststoffabfälle für das mechanische und chemische Recycling in Finnland in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, und darauf wolle sich auch Geminor konzentrieren.

„Ein sehr wichtiger Faktor auf dem derzeitigen Markt ist der internationale Zugang zu den richtigen Fraktionen. Gleichzeitig wird die Erschließung neuer Überschussmärkte in Europa einen großen Unterschied bei der Versorgung Finnlands mit dringend benötigten Abfällen für die energetische Verwertung machen“, fasste der Finne zusammen.

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -