Verdacht: China führt falschen Biodiesel in EU ein und muss mit Konsequenzen rechnen

Verbio-Chef Claus Sauter: „Fake-Biodiesel überschwemmt deutschen Markt“

Seit mehreren Wochen wird China vorgeworfen, falschen Biodiesel in die EU zu importieren. So würden die Asiaten laut diversen Medienberichten Diesel, der aus Palmöl hergestellt wurde, falsch deklarieren und ihn als Biodiesel aus Abfall- und Reststoffen ausgeben. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat bereits einen Antrag auf Strafverfolgung bei der Staatsanwaltschaft Bonn gestellt. Das geht aus einer Veröffentlichung des Deutschen Bundestages hervor. Ins Rollen gebracht wurde die Thematik von der CDU-Fraktion im Bundestag. Diese hatte Anfang Juni eine kleine Anfrage gestellt. Auch die deutsche Kraftstoffbranche ist in Aufruhr. Verbio-Chef Claus Sauter sieht einen zweiten Dieselskandal. Der CEO des größten deutschen Biokraftstoffherstellers befürchtet enorme Folgen für den deutschen Kraftstoffmarkt.

„Großer Spieler, unfaire Mittel“

„Allein im Januar kamen mehrere tausend Tonnen von diesem vermeintlich fortschrittlichen Biodiesel aus Frittenfett von China nach Europa“, so Sauter Anfang der Woche. Er sagte, dass es weder die Anlagen noch die Mengen an Reststoffen für fortschrittliche Biokraftstoffe in China gebe. Das sei das aktuelle Problem. „Ein großer Spieler spielt mit unfairen Mitteln”, fügte der Verbio-Chef hinzu.

„Im Moment laufen wir wirklich Gefahr, dass ein Großteil der Frittenfett und Reststoffe verarbeitenden Biodiesel-Produzenten in Europa pleitegehen“, befürchtet Sauter. Er sieht Parallelen zur Wind- und Solarbranche. Auch dort haben sich die Marktanteile in den letzten Jahren deutlich zu Gunsten der Chinesen verschoben.

„Wir haben ja eine lokale Produktion, wir sind auch technologisch ganz weit vorne. Aber wenn einer falsch spielt und ein vermeintlich minderwertiges Produkt als hochwertiges verkauft, haben wir hier keine Fairness“, so Sauter. Vor allem für die Produzenten von Biodiesel aus Frittenfett und Reststoffen sieht der Geschäftsführer schwarz, sollte sich diese Entwicklung weiter zuspitzen.

China verhindert Kontrollen vor Ort

Sauter ist der Meinung, dass in Deutschland ein gutes Kontrollsystem für Biokraftstoff vorherrschen würde. Beim „Fake-Biodiesel“ aus China würde das allerdings nichts bringen. „Entscheidend ist, welche Rohstoffe zum Einsatz kommen, und das kann ich nur kontrollieren, indem ich nach China gehe und es anschaue. Genau das passiert aber im Moment nicht“, sagte Sauter.

Erst waren aufgrund von Corona-Maßnahmen keine Prüfungen in China möglich und auch aktuell lässt das Reich der Mitte keine Audits zu. Der Verbio-Chef fordert zudem höhere Hürden für die Kraftstoffimporteure. Konkret könne er sich dabei eine Lizenz für den Import, die an die Erfahrung des Importeurs und finanzielle Bürgschaften gekoppelt ist, vorstellen.

Des Weiteren appelliert Sauter an die Politik: „Man muss einfach politisch erkennen, dass man knallharte Regeln braucht, und diese knallharten Regeln, die müssen umgesetzt werden. Es darf nicht sein, wie es heute aktuell passiert, dass ich für einen lokalen deutschen europäischen Produzent härtere Regeln anwende als für Importe.“

ISCC setzt Zertifizierung von drei chinesischen Kraftstoffexporteuren aus

Auch der Europäische Verband für abfallbasierte und fortschrittliche Biokraftstoffe (EWABA) warnte bereits im Juni, dass eine Flut von möglicherweise „zweifelhaften oder betrügerischen“ Biodieselimporten aus China nach Europa einen Zusammenbruch der Biokraftstoffindustrie in der EU auslösen könnte.

Kurz darauf setzte die International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) die Zertifizierung von drei chinesischen Biokraftstoffexporteuren aus. Hierbei handelt es sich um die Hainan Hanpu Import and Export Trade, die Hainan Bomi Import and Export Trading und um Wuchuan Maosheng Bioenergy. Das berichtete der Informationsdienst Euractiv.

In den ISCC-Prüfungsunterlagen für die drei suspendierten Unternehmen wird angegeben, dass ihre Rohstoffe zum Teil aus Palmöl mit Herkunft aus Indonesien oder Malaysia stammen würden, so das Nachrichtenportal.

Deutschland fordert Überprüfungen

Deutschland hat bereits erste Schritte gegen den mutmaßlichen Schwindel aus China eingeleitet, so die Nachrichtenagentur Reuters. So habe die Bundesrepublik die EU-Kommission gebeten, eine Bewertung durchzuführen, um festzustellen, ob die Nachhaltigkeitskriterien und die Anforderungen an die Reduzierung der Treibhausgase für Kraftstoffe mit Ursprung in China erfüllt sind, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums gegenüber Reuters. Bestätigungen der Verdachtsfälle liegen der Bundesregierung bisher allerdings noch nicht vor.

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