UBA-Bericht empfiehlt Maßnahmen zum richtigen Umgang mit Kunststoffabfall

Für stärkere Kontrollen von Exporten und Förderung der Recyclingfähigkeit

Das Öko-Institut hat im Auftrag des Umweltbundesamtes einen neuen Bericht zur umweltgerechten Behandlung von Kunststoffabfällen aus Deutschland im In- und Ausland vorgelegt. Die Autoren geben darin dringende Handlungsempfehlungen. Trotz einiger Erfolge bei der Sammlung und Verwertung von Kunststoffabfällen blieben die Herausforderungen komplex, insbesondere im Hinblick auf die Abfallverbringung. Der Bericht betont die Notwendigkeit einer koordinierten Aktion von Politik, Behörden, Herstellern, Verarbeitern und Entsorgungsunternehmen, um die steigende Menge an Kunststoffabfällen zu bewältigen.

Die von den Autoren vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Kreislaufwirtschaft zu stärken, die Abfallverbringung zu kontrollieren und die Verantwortlichkeiten entlang der Kunststoffabfallwertschöpfungskette zu verdeutlichen. Es wird erwartet, dass die Umsetzung dieser Empfehlungen einen signifikanten Beitrag zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Kunststoffabfällen in Deutschland leisten wird.

Der Bericht befasst sich vor allem mit Kunststoffen aus Gewerbeabfällen sowie aus Elektro- und Elektronikgeräten. Kunststoffe in Leichtverpackungen, die über die dualen Systeme gesammelt werden, seien nicht vertieft betrachtet worden, da hier detaillierte Informationen über den Verbleib dieses Kunststoffabfalls vorlägen, weshalb dieses Segment nicht als besonders problematisch angesehen werde, schreiben die Experten.

Insgesamt sei im Kunststoffbereich bei der Sammlung und Verwertung in Deutschland schon sehr viel erreicht worden. Der größte Teil der Kunststoffabfälle, rund 94 Prozent von insgesamt 5,67 Mio Tonnen im Jahr 2019, wurde innerhalb Deutschlands verwertet. Mehr als die Hälfte davon – 2,97 Mio Tonnen - wurde energetisch verwertet. Mit 2,32 Mio Tonnen sei ein großer Teil in Deutschland einem Recycling zugeführt und nur ein kleiner Anteil – ca. 820.000 Tonnen – exportiert worden. Der größte Teil dieser Exporte werde ordnungsgemäß recycelt oder anderweitig verwertet. Genauere Erkenntnisse darüber gibt es allerdings laut Bericht nur für die 275.000 Tonnen an Exporten aus dem dualen System. Dem stehen 524.000 Tonnen an Kunststoffabfallimporten gegenüber. Dennoch bleibe die Problematik komplex, gerade in Bezug auf die Abfallverbringung.

Abfallverbringung besser kontrollieren

Eine der Hauptempfehlungen des Berichts betrifft die Politik und die Behörden. Es wird empfohlen, die Abfallverbringungskontrollen zu priorisieren und den Vollzug zu stärken. Dies sei von entscheidender Bedeutung. Es wird eine Aufstockung der personellen Ressourcen und die Einführung verpflichtender externer Audits empfohlen, um illegale Abfallverbringungen zu bekämpfen.

Darüber hinaus wird vorgeschlagen, gezielte Instrumente zur Förderung der Recyclingfähigkeit und des Recycling-Marktes einzuführen, beispielsweise durch ökonomische Anreize und öffentliche Beschaffung. Eine weitere Empfehlung besteht darin, eine EU-weite Gruppe einzurichten, um die Einhaltung der Abfallverbringungsvorschriften zu überwachen.

Hersteller und Verarbeiter sollen aktivere Rolle spielen

Die Kunststoffhersteller und -verarbeiter werden ebenfalls aufgefordert, eine aktivere Rolle zu spielen, indem sie Recyclingaspekte in das Produktdesign integrieren und den Rezyklatmarkt stärken. Abfallerzeuger werden dazu ermutigt, sich stärker für eine korrekte Abfalltrennung von Gewerbeabfällen und die Förderung von Reparaturinitiativen zu engagieren. Den Abfallerzeugern wird empfohlen, ihre Eigenverantwortung zu erkennen. Schulungsangebote und Sensibilisierungskampagnen sollen dabei helfen, das Bewusstsein für die richtige Entsorgung zu schärfen.

Entsorgungsunternehmen, Sortierer und Recycler stehen vor der Herausforderung, ausreichende Sortierkapazitäten aufzubauen und die Zusammenarbeit zu verstärken sowie die Materialstromreinheit zu verbessern. Dies sei ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Die Nachvollziehbarkeit des Abfallverbleibs und die Förderung von Zertifizierungen als Entsorgungsfachbetrieb seien ebenfalls wichtige Punkte. Auch seien eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren und die konsequente Einhaltung gesetzlicher Standards unerlässlich.

Die Politik sollte mit verpflichtenden Standards und strengerem Vollzug unterstützen, während Unternehmen durch branchenweite Kooperationen und Normen wie ISO 9001 ihre Standards verbessern können, heißt es in dem Bereich weiter. Die Eigenverantwortung der Akteure spiele eine entscheidende Rolle, um Standards zu setzen und illegale Aktivitäten zu verhindern. Zudem sei eine Erhöhung der Sammelquote, insbesondere für Elektroaltgeräte (EAG), erforderlich, was eine enge Zusammenarbeit zwischen Entsorgungsunternehmen, Handel und Politik erfordere.

Unter anderem wird die Rolle des Entsorgungsfachbetriebes als Möglichkeit zur Nachverfolgung und Überprüfung beleuchtet. So biete die Zertifizierung von Abfallbehandlungsanlagen, Händlern und Logistikern als Entsorgungsfachbetrieb gemäß der Entsorgungsfachbetriebeverordnung eine Möglichkeit zur Kontrolle von Kunststoffabfällen. Die meisten Entsorger und Händler seien zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe, was eine vorbildliche Arbeitsweise bestätige. Die Zertifizierung erfordere jährliche Audits und regelmäßige Datenpflege im Betriebsablauf. Obwohl die Zertifizierung derzeit keine Voraussetzung für den Import/Export ist, lohne sie sich für Unternehmen aufgrund von öffentlichen und privaten Aufträgen sowie einer größeren Sicherheit bezüglich der sachgerechten Entsorgung. Allerdings bietet sie keinen vollständigen Schutz vor illegaler Abfallverbringung, da sie von verschiedenen Faktoren wie der Qualität der Audits und Sprachbarrieren im internationalen Kontext abhängt, geht aus dem Bericht hervor....

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