Naturschutzbund fordert Umweltsteuer auf alle Getränkeverpackungen

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Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) fordert eine auf alle Getränkeverpackungen nach Materialien sowie nach Mehrweg und Einweg gestaffelte Umweltsteuer. Durch eine solche Getränkeverpackungssteuer sollen die Mehrwegquote und der Einsatz von Recyclingmaterial gesteigert und die CO2-Emissionen reduziert werden. Je nach Mehrwegquote und Rezyklateinsatz könnten 50 bis 80 Prozent der Emissionen eingespart werden, meint der Umweltverband.

Der Nabu hatte bereits 2009 eine Materialsteuer auf alle Materialien für Einweg- und Mehrweg-Getränkeverpackungen vorgeschlagen, die zusätzlich zum Pfand erhoben werden sollte. Nach einer neuen Studie im Auftrag des Umweltverbandes würden dem Staat durch die Steuer jährlich bis zu 15 Mrd € zufließen. Pro Kopf wäre das ein Betrag um 180 €.

CO2-Belastung könnte um bis zu 2,7 Mio Tonnen pro Jahr sinken

Die vom Öko-Institut und Professor Stefan Klinski von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin vorgelegte Studie setzt beim Ressourcenverbrauch der Verpackungen an. Ökologisch optimierte Mehrwegsysteme sowie der Einsatz von Recyclingmaterial bei der Herstellung von Getränkegebinden würden belohnt. So könnte eine solche Steuer Anreize für Materialeinsparungen setzen. In Summe könnte die CO2-Belastung von 4,3 Mio Tonnen um bis zu 2,8 Mio Tonnen pro Jahr reduziert werden.

Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) reagiert auf den Vorschlag des Naturschutzbundes für eine Getränkeverpackungssteuer mit Skepsis. IK-Geschäftsführerin Isabell Schmidt zufolge ist es zwar der richtige Weg, die Klimabilanz zur ökologischen Richtschnur für Getränkeverpackungen zu machen und damit die undifferenzierte Einweg-Mehrweg-Diskussion abzulösen. Doch um die beabsichtigte Lenkungswirkung zu erzielen, müsse die Steuer auf einer vollständigen Ökobilanz beruhen und zudem sozial verträglich ausgestaltet werden, so Schmidt.

IK verwundert über Ausschluss der CO2-intensiven Lkw-Transporte

Mit Recyclingquoten von über 97 Prozent und dem Wiedereinsatz des Rezyklates in der Flaschenproduktion seien die Stoffkreisläufe auch im Einwegsegment immer stärker geschlossen worden – mit positiven Auswirkungen auf die CO2-Emissionen. „Die Schließung der Stoffkreisläufe, leichte Materialien und möglichst kurze Vertriebswege – diese Faktoren entscheiden über eine gute Klimabilanz bei Einweg- und Mehrwegverpackungen“, so Schmidt weiter.

Aus Sicht der IK verwundert es daher sehr, dass der Vorschlag des NABU ausgerechnet die CO2-intensiven Lkw-Transporte aus der Berechnung der CO2-Bilanz und der Steuer ausschließt. „So wird die Lenkungswirkung der Steuer ad absurdum geführt, denn die verzerrende Wirkung auf das Ergebnis ist enorm“, sagt Schmidt. Bei Mehrwegflaschen aus Glas machten die Transporte über ein Drittel, häufig sogar über die Hälfte der CO2-Emissionen aus.

Eine ausführliche Berichterstattung über die vom Nabu in Auftrag gegebene Studie und die Reaktion der IK lesen Siediese Woche in EUWID Recycling und Entsorgung 11/2022. Für Kunden unseres Premium-Angebots steht die Ausgabe bereits als E-Paper zur Verfügung:

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