Deutsche Kreislaufwirtschaftsunternehmen steigern Umsätze auf über 100 Mrd €

Die Kreislaufwirtschaft in Deutschland wächst weiter. Laut dem heute vorgestellten Statusbericht Kreislaufwirtschaft erzielten die in diesem Bereich tätigen Unternehmen im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 105 Mrd €. Das waren rund 20 Mrd € mehr als 2017. Gegenüber 2010 konnte die Branche ihre Erlöse sogar um fast die Hälfte steigern. Der jüngste Umsatzsprung sei vor allem auf gestiegene Rohstoffpreise zurückzuführen, hieß es heute bei der Vorstellung des Berichts in München.

Auch die Bruttowertschöpfung der Kreislaufwirtschaft stieg weiter an. Mit rund 32,7 Mrd € im Jahr 2021 lag der Wert um fast fünf Mrd € über dem Wert des letzten Berichts aus dem Jahr 2017. Die Zahl der Erwerbstätigen konnte hingegen im Vergleich zu 2017 nicht gesteigert werden. Mit rund 310.000 Erwerbstätigen sind in der Kreislaufwirtschaft bundesweit aber fast genauso viele Personen beschäftigt wie in der Energiewirtschaft und fast viermal so viele Personen wie in der Wasser- und Abwasserwirtschaft, heben die Autoren von Prognos und Infa hervor.

Die beiden Forschungsinstitute haben den umfassenden Bericht unter Beteiligung von insgesamt 14 Branchenverbänden und Vereinen der privaten und kommunalen Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft sowie der IFAT erstellt. Dazu gehören neben den klassischen Entsorgerverbänden BDE, bvse, BDSV, VDM und VKU auch die ASA, die DGAW, die im Bereich der Abfallverbrennung und Verwertung von Schlacken tätigen Verbände ITAD, IGAM, BDSAV, die Interessengemeinschaft Deutscher Deponiebetreiber, die Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe, der Verband der Holzwerkstoffindustrie und für den Maschinen- und Anlagenbau der VDMA.

Die Zahl der Unternehmen, die in der Kreislaufwirtschaft tätig sind, ist in Deutschland bereits seit einiger Zeit rückläufig. Im Jahr 2021 lag die Anzahl bei etwas mehr als 10.000. Im Jahr 2015 waren es noch rund 1.000 Unternehmen mehr, im Jahr 2010 lag die Zahl sogar noch bei 11.500. Hier lasse sich mit besonderem Blick auf kleinere Unternehmen ein Konsolidierungsprozess feststellen, heißt es im aktuellen Statusbericht.

Der Bericht gliedert die Kreislaufwirtschaft in vier Segmente: Der erste Bereich umfasst die Tätigkeiten rund um die Sammlung und den Transport sowie die Straßenreinigung. Der zweite Sektor bezieht sich auf die Behandlung und Verwertung von Abfällen und der dritte Bereich umfasst den Großhandel mit Altmaterialien. Abgeschlossen wird die Betrachtung mit den für die Abfallwirtschaft relevanten Technikanbietern – hierunter fallen neben der Anlagen- und Fahrzeugtechnik unter anderem auch Sammel- und Transportbehälter.

Zuletzt besonders starke Umsatzsteigerungen bei Behandlung und Verwertung sowie im Großhandel

Um mehr als die Hälfte nahmen die Erlöse der rund 2.600 Unternehmen im Segment „Abfallsammlung, -transport und Straßenreinigung“ seit 2010 zu. Hier weist der Statusbericht für 2021 Gesamtumsätze von 28,1 Mrd € aus. Die Zahl der Beschäftigten summierte sich in diesem Bereich Ende 2021 auf knapp 100.000 – ein Plus von 28 Prozent gegenüber 2010.

In der Behandlung und Verwertung von Abfällen waren 2022 in Deutschland insgesamt noch rund 3.200 Unternehmen tätig – ein Sechstel weniger als 2010. In Anbetracht der insgesamt positiven wirtschaftlichen Bilanz führen die Autoren des Berichts diesen Rückgang unter anderem auf Konsolidierungsprozesse vor dem Hintergrund zunehmender qualitativer Anforderungen und des herrschenden Wettbewerbsdrucks zurück. Viele kleinere Unternehmen könnten häufig dem Investitionsdruck bei gleichzeitig fluktuierenden Sekundärrohstoffmärkten nicht standhalten. Mit fast 137.000 Erwerbstätigen stellt dieses Marktsegment dennoch die meisten Beschäftigten der Kreislaufwirtschaft. Gegenüber 2010 entspricht das einem Zuwachs von zehn Prozent. Der Umsatz des Segments belief sich 2021 auf rund 45,1 Mrd € – im Vergleich zu 2010 ein Plus von mehr als 16 Mrd €. Der stärkste Anstieg erfolgte dabei erst von 2020 auf 2021.

Auch im Großhandel mit Altmaterialien stiegen die Umsätze 2021 im Vergleich zum Vorjahr besonders stark an. Mit 19,7 Mrd € lagen die Erlöse insgesamt um mehr als ein Viertel über dem Wert von 2010. Um fünf Prozent auf 20.900 gesunken ist hingegen im gleichen Zeitraum die Zahl der Beschäftigen im Großhandel mit Altmaterialien. Insbesondere im Jahr 2020 war die Zahl der Erwerbstätigen deutlich gesunken, danach stieg sie wieder leicht an.

Das Segment der Technik für die Abfallwirtschaft umfasste 2021 noch etwas mehr als 1.200 Unternehmen mit 56.000 Beschäftigen. Während die Zahl der Unternehmen gegenüber dem letzten Statusbericht um etwa 100 gesunken ist, beobachten die Experten bei der Erwerbstätigkeit in den letzten Jahren Schwankungen. So wurde 2019 ein Höchststand erreicht, bevor die Anzahl der Beschäftigten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie 2020 und 2021 zurückging. Im Jahr 2022 erholte sich die Beschäftigungssituation bei den Technikanbietern dann wieder leicht. Die Umsätze des Segments lagen mit rund zwölf Mrd € in etwa auf dem Niveau von 2017.

Deutschland fällt bei Patentanmeldungen für die Kreislaufwirtschaft weiter zurück

Während sich die Umsätze und die Bruttowertschöpfung der Kreislaufwirtschaft weiter nach oben entwickelt haben und die Beschäftigtenzahl zumindest konstant gehalten werden konnte, fällt der Blick der Experten auf die Innovationsfähigkeit der Branche weniger positiv aus. Die technologisch anspruchsvollen und innovativen Industriegüter aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft „Made in Germany“ seien auf dem Weltmarkt zwar nach wie vor gefragt. Der weltweite Wettbewerb um die besten Technologien nehme aber offensichtlich zu, heißt es in dem Bericht mit Verweis auf Zahlen zu Patentanmeldungen. Hier lag Deutschland vor wenigen Jahren noch hinter den USA und Japan an dritter Stelle. Mittlerweile habe Japan die USA überholt und China und Korea seien an Deutschland vorbeigezogen – für die Autoren des Statusberichtes ein deutliches Zeichen, dass die asiatischen Konkurrenten im Bereich Forschung und Entwicklung aufholen.

Konkret lag der Anteil Deutschlands an den weltweiten Patentanmeldungen im Bereich „Technik für die Abfallwirtschaft“ im Jahr 2020 nur noch bei 8,5 Prozent. Gegenüber dem Jahr 2017 bedeutet dies einen Rückgang um 2,4 Prozentpunkte, im Vergleich zum Basisjahr 2010 waren es sogar 6,6 Prozentpunkte weniger. Kein anderes Land habe in beiden Zeitspannen einen höheren Rückgang der Patentanmeldungen zu verzeichnen, heißt es im Bericht. Stark zugenommen hätten im Gegenzug die Anmeldungen aus China und zuletzt auch aus Korea.

Angesichts der steigenden Konkurrenz aus Asien sollten deutsche Anbieter weitere Anstrengungen unternehmen, um im Innovationswettbewerb bestehen zu können, empfehlen die Experten. Mit einem Anteil von nur einem Prozent des Umsatzes seien die Innovationsausgaben der Kreislaufwirtschaft in Deutschland im Vergleich zum Durchschnitt aller Branchen, der bei drei Prozent liegt, weiterhin eher gering, auch wenn es gegenüber 2018 schon deutliche Steigerungen gebe.

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