Deutsche Stahlproduktion sinkt 2023 auf langjährigen Tiefpunkt

Deutschland hat 2023 so wenig Stahl hergestellt wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl verringerte sich die hiesige Rohstahlproduktion gegenüber 2022 um vier Prozent auf 35,4 Mio Tonnen. Niedriger war das Produktionsvolumen zuletzt während der Finanzmarktkrise in 2009. Damals ging es jedoch nach einem rezessionsbedingt scharfen Einbruch rasch wieder bergauf – wonach es derzeit nicht aussieht. Verbandshauptgeschäftsführerin Kerstin Maria Rippel fordert die Politik daher dringend zum Handeln auf.

Nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung hat sich auch im jüngsten Berichtsmonat Dezember der seit Anfang 2022 andauernde Abwärtstrend fortgesetzt. Mit 2,6 Mio Tonnen Rohstahl lag die Produktionsmenge 2,3 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Allerdings hat sich die schrottbasierte Elektrostahlproduktion auf niedrigem Niveau stabilisiert. Mit 533.000 Tonnen wurden 0,4 Prozent mehr Elektrostahl erzeugt als im Dezember 2022, wohingegen die Oxygenstahlherstellung um 2,9 Prozent auf 2,1 Mio Tonnen nachgab.

Schrottbasierte Elektrostahlroute in sehr ernster Lage

Im Gesamtjahr 2023 ist die Elektrostahlerzeugung allerdings drastisch gesunken. Mit einem Minus von rund elf Prozent auf 9,8 Mio Tonnen wurde sogar der Tiefpunkt während der Finanzmarktkrise um rund 1,5 Mio Tonnen unterschritten. Die Gründe für den Rückgang liegen Verbandsangaben zufolge in der schwachen Baukonjunktur in Verbindung mit den hohen Strompreisen. Dies habe besonders deutliche Spuren bei dieser stromintensiven Produktionsroute hinterlassen.

Aber auch die Oxygenstahlproduktion konnte sich im vergangenen Jahr lediglich auf einem äußerst niedrigen Niveau stabilisieren. Mit 25,6 Mio Tonnen lag der Output nochmals 0,9 Prozent niedriger als 2022.

Für Verbandsgeschäftsführerin Rippel zeigt die Jahresbilanz der deutschen Stahlproduktion deutlich, „dass die Lage für die Stahlindustrie – und hier insbesondere die Elektrostahlroute – sehr ernst ist. Hier besteht nach wie vor dringender politischer Handlungsbedarf: Ganz akut bei den noch immer nicht wettbewerbsfähigen Stromkosten, die mit den seit Jahresbeginn verdoppelten Übertragungsnetzentgelten so hoch sind wie nie zuvor.“

Auch die Finanzierung der Transformation zur Klimaneutralität, die seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds in Frage stehe, müsse die Bundesregierung dringend auf eine solide finanzielle Basis stellen, so Rippel weiter: „Wir brauchen ein klares politisches Konzept, wie der Weg zur Klimaneutralität nachhaltig finanziert werden soll. Das ist ein zentraler Baustein, um die Transformation der Stahlindustrie und die Dekarbonisierung unseres Landes insgesamt weiter voranzubringen.“

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