Cafipla-Projekt: Bioabfall aus Haushalten für Bioökonomie als Ausgangsmaterial geeignet

Bioabfall aus Haushalten kann als Ausgangsmaterial für die Bioökonomie verwendet werden. Im Forschungsprojekt „Cafipla“ ist ein pragmatischer Ansatz für die hierfür notwendige Vorbehandlung von Biomasse gelungen, berichtete das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), das an dem Projekt beteiligt war. Ziel sei es gewesen, mindestens 80 Prozent des biogenen Abfalls aus Haushalten als gemischte Eingangsbiomasse zur Erzeugung von Plattformchemikalien und zur Faserrückgewinnung zu nutzen.

Im dreijährigen EU-Vorhaben „Combining carboxylic acid production and fibre recovery as an innovative, cost-effective and sustainable pre-treatment process for heterogeneous bio-waste“ (Cafipla) wurde das Potenzial biogener Abfallströme für die Bioökonomie erschlossen, teilte das Forschungszentrum mit. Im Gegensatz zu derzeitigen Bioökonomiesystemen, die von zuckerbasierten Umwandlungen dominiert würden, stütze sich das Projekt auf die Kombination einer Carbonsäureplattform (CAP) sowie einer Faserrückgewinnungsplattform (FRP), um Biomasse zu Biochemikalien, Bioprodukten, Futtermitteln und Biomaterialien aufzuwerten.

Trockene und feuchte Biomasse wird fermentiert oder zu Faserstoffen verarbeitet

In der im südbelgischen Teneville errichteten Pilotanlage können parallel trockene und feuchte Fraktionen von Biomasse im „Cafipla Loop“ fermentiert oder zu Faserstoffen verarbeitet werden, erklärte das DBFZ. Der „nasse Weg“ fermentiere die Biomasse. Der Gärrest werde anschließend gepresst und filtriert. Die resultierende Flüssigkeit sei ein SCCA-Konzentrat, welches als Ausgangsstoff für die Produktion von Bioplastik, mittelkettigen Milchsäuren und mikrobiellem Protein diene.

Die kurzkettigen Carboxylsäuren könnten darüber hinaus zu mikrobiellem Proteinpulver für Nahrungs- und Futtermittelzusatz und Dünger weiterverarbeitet werden, hieß es weiter. Die Faserrückstände des Gärrestes sowie zerkleinerte Grün- und Papierabfälle können laut DBFZ als Zuschlagstoff für biogene Verbandstoffe, Isolier- und Dämmmaterialien eingesetzt werden, die über den „trockenen Weg“ aus Grünschnitt gewonnen werden.

Interaktiver EU-Potenzial-Atlas

Als Projektpartner haben Wissenschaftler des DBFZ technisch und legal nutzbare Biomassen rund um die Pilotanlage kartiert und quantifiziert. Für die EU-weite Etablierung der Technologie wurde zudem ein EU-Potenzial-Atlas als Dashboard entwickelt. In dem interaktiven Tool werden die Gebiete mit hohem theoretischem Potenzial der einzelnen Biomassen visualisiert. Darüber hinaus werden die zeitliche Mengenentwicklung von 2010 bis 2020 angegeben und Regionen verglichen.

Im Zuge des Biomasse-Screenings haben Wissenschaftler des DBFZ auch die Verwertungskette von der Biomassequelle bis hin zum „Cafipla Loop“ auf sozio-ökonomische Aspekte untersucht, berichtete das Forschungszentrum weiter. Hierfür habe es unter anderem Workshops mit Abfallunternehmen, Biomassebesitzern, Wissenschaftlern, Technologieunternehmen, Organisationen im Bereich der Biomassenutzung sowie mit politischen Entscheidungsträgern gegeben.

Insbesondere die ungenaue und sich stetig ändernde Gesetzgebung in der EU, aber auch einzelner Regionen sei dabei aufgefallen. Sie behindere eine schnellere Etablierung neuer Verwertungspfade von Bioabfällen. Zudem brauche es, so die Erkenntnis der beteiligten Wissenschaftler, Zertifizierungsverfahren, um die Einhaltung von Standards abfallbasierter Produkte zu gewährleisten und eine noch fehlende Akzeptanz der Bevölkerung zu schaffen.

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