Umwelthilfe: Handel umgeht Plastiktütenverbot mit leicht dickeren Tüten

In Deutschland werden trotz des seit Jahresanfang geltenden Verbots weiterhin Einwegplastiktüten in großer Zahl angeboten. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe nach einer Umfrage unter den 13 größten deutschen Lebensmitteleinzelhändlern und Drogerien. So geben Edeka, Netto Nord, Netto Markendiscount, Norma sowie die beiden Drogeriemarktketten Müller und Rossmann Plastiktüten mit einer Wandstärke zwischen 50 und 60 Mikrometern aus. Damit umgehen sie das gesetzliche Verbot, welches nur für Tüten mit einer Stärke von 15 bis 49 Mikrometern gilt. Aldi Nord und Aldi Süd sowie Lidl, Kaufland, Penny und Rewe verneinten das Angebot von „Einkaufs-Plastiktüten mit Einwegcharakter“ hingegen, Real machte keine Angaben.

„Einweg-Plastiktüten stehen wie kaum ein anderes Produkt für sinnlose Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung. Deshalb war deren Verbot eine richtige Entscheidung. Dass Unternehmen wie Edeka, Norma oder Rossmann nun durch einen plumpen Trick die Verbotsregelung unterlaufen, zeigt wie verantwortungslos und verlogen diese agieren“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Die Drogeriemarktkette Müller treibe dies in absurder Weise auf die Spitze, da deren Tüten mit 50 Mikrometern genau 0,001 Millimeter dicker als die verbotene Wandstärke sind.

Die Politik dürfe sich vom Handel nicht vorführen lassen, fordert Metz. „Umweltministerin Lemke muss dem unseriösen Treiben der Händler ein Ende setzen und die Verbotsregelung so anpassen, dass Einweg-Plastiktüten endgültig verschwinden und Kunststoff-Tragetaschen nur noch in einer Mehrwegform angeboten werden dürfen.“

Lemke: „Schummeltüten“ schnell entfernen

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat die Betreiber von Supermärkten ermahnt, sich an das geltende Plastiktüten-Verbot im Handel zu halten. Die Märkte sollten ihren Beitrag zur Eindämmung der Einweg-Plastikflut leisten und „Schummeltüten“ mit denen das Verbot umgangen werde, schnell aus dem Sortiment entfernen, sagte Lemke der Deutschen Presse-Agentur.

„Das geltende Recht an der Nase herumzuführen, indem sie Einwegtüten einfach minimal dicker machen, schadet der Umwelt. Ich hoffe, dass es nicht schon wieder eine gesetzliche Regelung braucht“, sagte die Ministerin mit Blick auf die Praxis in Supermärkten.

Lemke verwies im Zusammenhang mit dem Plastiktütenverbot allerdings auch auf einen eingeschränkten Handlungsspielraum. So verhindere derzeit etwa das EU-Recht ein Verbot dickwandiger Tüten, erklärte die Ministerin.

Kritik an Werbeaussagen

Besonders dreist sind aus Sicht der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Werbeaussagen, mit denen die Einweg-Plastiktüten trotz der zu erwartenden kurzen Nutzungsdauer als Mehrwegprodukte bezeichnet werden. „Händler wie Norma, Rossmann und Edeka versuchen, ihre unökologischen Tüten durch entsprechende Mehrweg-Slogans schönzureden. Hier werden Verbraucherinnen und Verbraucher an der Nase herumgeführt“, kritisiert Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH.

Statt Umwelt- und Klimaschutz zu untergraben, sollten die Händler die möglichst häufige Verwendung von Mehrweg-Tragetaschen fördern. Dass es auch ohne Einweg-Plastiktüten geht, zeigten die Beispiele von Kaufland, Lidl, Rewe, Penny, Aldi Nord und Süd, so Fischer. (Eigener Bericht / dpa)

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