Tausende Windräder erreichen in den nächsten Jahren ihr Lebensende

In Deutschland werden in den kommenden Jahren tausende Windkraftanlagen ihr Lebensende erreichen. Das geht aus einer Grafik des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, die Ende Juni auf einem digitalen Diskussionsabend des Entsorgerverbandes BDE präsentiert wurde.

Derzeit befinden sich Angaben des UBA zufolge fast 31.000 Windkraftanlagen (WKA) in Betrieb. Insgesamt stehen rund 34.500 WKA in Deutschland. Mehr als 1.000 davon sind bereits stillgelegt, etwa 2.500 Anlagen befinden sich aktuell in der Planung. Zwischen 2014 und 2017 wurden pro Jahr rund 2.000 neue Anlagen gebaut.

Im Jahr 2018 ging der Neubau von Windrädern massiv zurück und brach auf unter 1.000 Anlagen ein. Ab 2020 stieg der Zubau dann wieder an – allerdings auf geringem Niveau. Im vergangenen Jahr wurden rund 600 Windkraftanlagen gebaut. Der Rückbau von Windenergieanlagen gewinnt hingegen stark an Fahrt.

„In den kommenden Jahren wird der Rückbau von Windenergieanlagen deutlich zunehmen“, prognostizierte Petra Weißhaupt, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Umweltbundesamt (UBA). Der Großteil der WKA hat eine Lebensdauer von 19 bis 25 Jahren. Um die Jahrtausendwende gab es einen regelrechten Boom beim Bau von Windrädern – so wurden allein zwischen 1999 und 2001 mehr Windräder gebaut, als in allen Jahren davor zusammen.

Diese Generation von Windrädern erreicht aktuell ihr Lebensende. Eine UBA-Studie aus dem Jahr 2019 prognostizierte für 2038 ein Aufkommen von 835 Tonnen Stahl und 5,5 Mio Tonnen Beton durch den Rückbau von Windenergieanlagen.

Forderungen nach Regulatorik für WKA-Recycling werden lauter

Der WKA-Rückbau beschäftigt sowohl Politik als auch Wirtschaft. Laut Weißhaupt ist es nun an der Zeit, über Regeln nachzudenken. Auch BDE-Präsident Peter Kurth forderte dazu auf, eine Regulatorik für den WKA-Rückbau und das Recycling einzuführen.

„Es wäre kaum zu vermitteln, wenn wir uns energiepolitisch auf Anlagen stützen, die wir nachher nicht recyceln können“, sagte Kurth. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung habe es bereits gegeben. So berichtete der BDE-Präsident, dass Susanne Lottermoser, Leiterin der Abteilung Kreislaufwirtschaft im Bundesumweltministerium (BMUV), ihm gegenüber bereits die Aufnahme des WKA-Recyclings in die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie zugesichert hat.

Recycling der Rotorblätter bereitet Sorgen

Viele Bestandteile einer Windkraftanlage wie beispielsweise Generator, Turm oder Fundament können gut zurückgebaut werden, sagte Andrea Fehr, Key-Account-Managerin beim Metallrecycler TSR. Der Rückbau und das Recycling der Rotorblätter bereiten aber noch ziemliche Sorgen. In den Flügeln sind carbonverstärkte Kunststoffasern (CFK) sowie glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) eingebaut.

Diese sind sehr schwer in ihre ursprünglichen Bestandteile zu zerlegen – ein Problem für die Wiederverwertung. In vielen Ländern werden Rotorblätter deshalb deponiert. In Deutschland kommen sie entweder in Verbrennungsanlagen oder werden in der Zementindustrie stofflich verwertet.

„Beim Recycling von Rotorblättern mit GFK ist noch sehr viel Verbesserungspotential da“, sagte Fehr. Das sei allerdings noch vorsichtig ausgedrückt, ergänzte Kurth daraufhin. Zudem fehlen laut Fehr häufig die Daten um ein maßgeschneidertes Rückbaukonzept durchzuführen.

Hoffnungen ruhen auf Solvolyse

Eine Möglichkeit für die Wiederverwertung von Rotorblättern könnte das chemische Recycling bieten. Dafür spricht sich Rupert Schnell, Leiter des Bereichs Zirkularität von Polymeren bei Evonik, aus. Er sieht dabei besonderes Potential beim Solvolyse-Verfahren. Bei diesem erhofft sich der Chemieriese eine höhere Kohlenstoffwiederverwertungsquote als bei der Pyrolyse. Insbesondere für faserbasierte Werkstoffe sei die Solvolyse geeignet.

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