Schulterschluss der bayerischen Primär- und Sekundärbaustoffhersteller

In Bayern rücken die Branche der Primärbaustoffproduzenten und die der Hersteller von Recyclingbaustoffen näher zusammen, um gemeinsam für eine regionale Rohstoffversorgung zu werben. „Faires Miteinander, statt ideologisches Gegeneinander“, formulieren der Bayerische Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden (BIV) und Baustoff Recycling Bayern ihren Anspruch in einem gemeinsamen Positionspapier. Der Schulterschluss markiere einen wichtigen „Meilenstein im Diskurs zum Recycling“, denn er stelle klar, dass sich die beiden Branchen nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern sich Baustoff-Recycling und die Gewinnung und Verarbeitung von Primärrohstoffen ergänzen.

Nach Angaben der Verbände wird der bayerische Bedarf an mineralischen Rohstoffen derzeit durch rund 150 Mio Tonnen Primärrohstoffe und etwa 18 Mio Tonnen Sekundärrohstoffe gedeckt. Die Verbände sind sich darin einig, dass im Sinne der Ressourcenschonung so viel Recycling-Material wie möglich eingesetzt werden sollte – vorausgesetzt die technischen und umweltrelevanten Merkmale für den vorgesehenen Einsatzzweck werden erfüllt. Dabei sollte nicht nur die möglichst hochwertige Verwertung im Vordergrund stehen, sondern insbesondere auch das quantitative Potenzial als Ersatz für alternativ zu verwendende Primärrohstoffe.

Entscheidend seien ein kontinuierlicher Stoffstrom, kurze Transportwege und die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Aufbereitung von mineralischen Abfällen. Diese Faktoren bedingten sich gegenseitig. Ganz besonders heben die Verbände die regionale Verfügbarkeit des benötigten mineralischen Rohstoffs hervor. Bei der Beurteilung der Umweltverträglichkeit müsse diese immer berücksichtigt werden, egal ob der mineralische Rohstoff primär gewonnen oder sekundär aufbereitet wurde. Was da sei, sollte genutzt werden.

Gewinnung von Primärrohstoffen bleibt letztlich alternativlos

Dies gelte insbesondere für das Recyclingmaterial, aber eben auch für die Gewinnung der Primärrohstoffe, die in zahlreichen Einsatzgebieten noch immer alternativlos sei. Denn eines sei klar: Dass RC-Material künftig den gesamten Bedarf für das Bauen in Bayern decken kann, sei fern jeglicher Realität. „Letztendlich ist es für uns zweitrangig, ob Primär- oder Sekundärrohstoff. Wichtig ist, dass die Rohstoffversorgung regional sinnvoll sichergestellt ist. Das wird nur im Mengenmix gehen. Primärrohstoffe werden immer den Hauptanteil an der Bedarfsdeckung bilden“, so BIV-Geschäftsführer Bernhard Kling. Letztlich müsse es der unternehmerischen Entscheidungskompetenz überlassen bleiben, ob dem Kunden Primär- oder Sekundärrohstoffe angeboten werden.

Gegen staatliche Lenkungsmaßnahmen und für Abbau von rechtlichen Hürden

Wichtig sei, dass ein fairer Wettbewerb auch durch die äußeren Rahmenbedingungen gewährleistet sei. Staatliche Lenkungsmaßnahmen, wie etwa die Besteuerung der Primärrohstoffgewinnung, seien dabei überflüssig. Als kontraproduktiv lehnen BIS und Baustoff Recycling Bayern auch eine staatlich verankerte Quote zum Einsatz von Sekundärbaustoffen ohne Rücksicht auf die regionalen Verfügbarkeiten ab. Sinnvoller wäre stattdessen eine Dokumentation des tatsächlich eingesetzten Recyclingmaterials (Substitutionsquote) durch den Baustoffproduzenten oder das Bauunternehmen auf freiwilliger Basis.

Des Weiteren fordern die Verbände die Politik dazu auf, rechtliche Hürden und bürokratische Hindernisse bei der Genehmigung von Aufbereitungsanlagen für mineralische Abfälle, deren Lagerung und der Zuschreibung eines Produktstatus abzubauen. Zudem wird eine fehlende Akzeptanz für Recyclingbaustoffe bei den Bauherren beklagt. „Qualitätsgesicherte und zertifizierte Sekundärbaustoffe sind den Primärbaustoffen bautechnisch gleichwertig. Trotz aller Anstrengungen unserer Mitgliedsbetriebe, qualitativ hochwertige Recycling-Materialien anzubieten, sind insbesondere die öffentlichen Auftraggeber immer noch sehr zurückhaltend beim Einsatz von Recyclingbaustoffen“, moniert der Präsident von Baustoff Recycling Bayern, Matthias Moosleitner. Die Verbände fordern die öffentliche Hand auf, ihrer Vorbildfunktion nachzukommen und produktneutral auszuschreiben.

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