Positionspapier adressiert mangelnde Vergleichbarkeit der Ökobilanzierung des Kunststoffrecyclings

Mit Ökobilanzstudien lassen sich nicht nur Produkte und Dienstleistungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg bewerten, sondern es können – zumindest theoretisch – auch verschiedene Recyclingverfahren miteinander und recycelter Kunststoff mit Neuware verglichen werden. Ökobilanzierungen dienen daher oftmals als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl von umweltfreundlichen Verfahren, Einsatzstoffen oder Dienstleistungen beim Kunststoffrecycling, so das Cluster of Excellence Circular Plastics Economy (CCPE) des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits-, und Energietechnik in Oberhausen.  

Doch wie sollte eine vergleichbare und transparente ökologische Bewertung aussehen, die unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird? Forschende des Fraunhofer CCPE haben in einem Anfang Februar veröffentlichten Positionspapier zehn Herausforderungen und zehn Anforderungen herausgearbeitet, die Vergleichbarkeit und Transparenz bei der ökologischen Bewertung des Kunststoffrecyclings in der Praxis erhöhen sollen.

Zu den relevanten Herausforderungen zählen laut CCPE die Diversität der Technologien für das Kunststoffrecycling sowie die „intrinsische Multifunktionalität“ des Recyclings. Gemeint ist damit die ordnungsgemäße Behandlung von Abfällen einerseits und die Bereitstellung neuer Ressourcen für weitere Produkte andererseits. Weitere Herausforderungen ergeben sich aus der Komplexität des Recyclings von Verbundkunststoffen, durch unterschiedliche Abfallherkünfte, mitgesammelte Störstoffe sowie nicht-recycelbare oder nur teilweise recycelbare Abfälle, Qualitätsverluste bei Kunststoff-Rezyklaten sowie signifikante Veränderungen der Rahmenbedingungen. Eine unvollständige oder nicht aktuelle Datenlage könne ebenfalls ein Problem darstellen.

Bislang kein methodischer Konsens für vergleichbare Ökobilanz-Ergebnisse

Aus den genannten Herausforderungen ergeben sich eine Reihe von Anforderungen, denen eine transparente und konsistente Ökobilanzstudie gerecht werden sollte. Ein Fokus liege dabei auf der Unterscheidung zwischen den Funktionalitäten der Abfallbehandlung und Materialbereitstellung. Das Positionspapier weist außerdem darauf hin, dass vergleichende Ökobilanzen von verschiedenen Randbedingungen und Annahmen abhängen. Die Prüfung logischer Widersprüche in den Annahmen sei eine Hauptanforderung für aussagekräftige Vergleiche. Inkonsistente Ökobilanzstudien führen oft zu Fehlinterpretationen, so die Autoren.

Weiterhin sei es auf methodischer Ebene wichtig, Modellierungsansätze in Bezug auf Multifunktionalität und Systemgrenzen zu verbessern. Der Vergleich verschiedener Recyclingverfahren und von Neuware mit Rezyklat sei herausfordernd, da sie unterschiedliche Funktionalitäten haben. Insgesamt fehle es bisher an einem methodischen Konsens, um robuste und vergleichbare Ökobilanz-Ergebnisse zu erhalten.

Austausch zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik nötig

Die Wissenschaflter möchten mit ihrem Positionspapier „Raum für einen offenen und transparenten Austausch zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik eröffnen, um Entscheidungen auf Basis des ökologischen Vergleichs verständlich und belastbar zu gestalten“, sagt Anna Kerps, Initiatorin des Positionspapiers und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fraunhofer CCPE.

Das Positionspapier lässt sich hier herunterladen.

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