Weiter keine getrennte Bioabfallsammlung im Landkreis Altötting und in Rosenheim

Im Landkreis Altötting und der Stadt Rosenheim gibt es weiterhin keine flächendeckende, getrennte Bioabfallsammlung. Das geht aus einer Antwort der bayerischen Staatsregierung auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. In Rosenheim sei die Einführung einer verpflichtenden Biotonne im wöchentlichen Abholrhythmus aber zumindest schon beschlossen. Im Landkreis Altötting werde über die Einführung eines Bringsystems im Umweltausschuss des Kreistages hingegen noch beraten, erklärt die Landesregierung mit Verweis auf Informationen der für die Umsetzung der getrennten Bioabfallsammlung in Rosenheim und Altötting zuständigen Regierung von Oberbayern.

Darüber listet die Landesregierung in ihrer Antwort noch eine Reihe von Städten und Landkreisen in Bayern auf, in denen eine getrennte Bioabfallsammlung lediglich im Holsystem oder in einer Mischung aus Bring- und Holsystem erfolgt – der Stand für diese Daten ist jedoch die Abfallbilanz für das Jahr 2020. Der Verband der bayrischen Entsorgungsunternehmen (VBS) geht davon aus, dass bisher lediglich rund 85 Prozent der Einwohner im Freistaat über eine Biotonne verfügen. Daher liege die pro Kopf erfasste Biomüllmenge in Bayern mit 56,5 Kilogramm auch unter dem Bundesdurchschnitt von 60 Kilogramm je Einwohner und Jahr.

VBS fordert einheitlichen Vollzug

Während in Schleswig-Holstein und Hessen aufgrund einer nahezu flächendeckenden Nutzung von Biotonnen pro Jahr jeweils mehr als 90 Kilogramm Bioabfall je Einwohner erfasst werden, sammelten bayerische Landkreise mit Bringsystemen aus Containern und Wertstoffhöfen nicht einmal zehn Kilogramm, so der VBS. „So sollte man nicht mit wertvollen Ressourcen umgehen“, fordert daher Verbandspräsident Stefan Böhme, „Ist das Sammelsystem zu unkomfortabel, landen große Teile des besser verwertbaren Bioabfalls im Restmüll und damit in den ohnehin knappen Kapazitäten der Müllverbrennungsanlagen.“

Kommunen müssen aufgrund von bundesrechtlichen Regelungen eigentlich schon seit 2015 eine getrennte Erfassung von Bioabfällen aus Haushalten anbieten. Die Staatsregierung sollte einen einheitlichen Vollzug sicherstellen und Schlupflöcher verhindern, mit denen Kommunen geltendes Bundesrecht umgehen können, fordert der VBS. „Bioabfälle getrennt zu sammeln ist echter Ressourcen- und Klimaschutz, denn aus einer Tonne Bioabfall lassen sich 350 bis 450 Kilogramm Kompost gewinnen, der Kunstdünger ersetzen kann. Zudem können durchschnittlich 110 Kubikmeter Biogas aus einer Tonne Bioabfall gewonnen werden, welches auch fehlendes russisches Gas ersetzen kann“, stellt VBS-Präsident Stefan Böhme heraus.

Landesregierung: Biotonne ist grundsätzlich der „Goldstandard“ aber auch mit Nachteilen verbunden

Aus Sicht der bayerischen Landesregierung stelle die haushaltsnahe Sammlung über die Biotonne grundsätzlich den „Goldstandard“ dar. Dieser sollte daher so weit wie möglich umgesetzt werden, erklärt sie in ihrer Antwort auf die parlamentarische Anfrage. Deshalb bewerbe zum Beispiel auch das Landesumweltministerium regelmäßig die „Aktion Biotonne“ bei den zuständigen Körperschaften. Gleichzeitig müssten aber auch „regionalspezifische Bewertungskriterien“ wie etwa die Siedlungsdichte und der Anteil an Eigenkompostierung berücksichtigt werden.

Nachteilig sei auch der zusätzliche Aufwand durch die getrennte Sammlung im Haushalt, die Notwendigkeit zusätzlicher Stellplätze für Biotonne oder Container sowie erhöhte Kosten bei der Sammlung und dem Transport, schreibt das Umweltministerium in der Antwort weiter. Außerdem könne es aufgrund von Fehlwürfen bei der anschließenden Nutzung von Bioabfällen und Gärresten zu Fremd- und Kunststoffeinträgen in die Umwelt kommen. Durch die Novellierung der Bioabfallverordnung sollen diese im Vergleich zu anderen Eintragspfaden ohnehin sehr geringen Einträge jedoch noch weiter reduziert werden.

Diesen möglicherweise mit der Einführung von Biotonnen verbundenen Nachteilen stellt aber auch die bayerische Landesregierung die Vorteile einer besseren stofflichen und energetischen Verwertung von getrennt erfassten Bioabfällen gegenüber. So ließen sich durch die stoffliche Verwertung von Bioabfällen bzw. Gärresten erhebliche Mengen an Düngemitteln einsparen. Und durch die Vergärung von einer Tonne Bioabfall könnte Biogas äquivalent zu 50 bis 80 Kubikmeter Erdgas erzeugt werden. Auch die energetische Verwertung holziger Anteile in Biomasseheizkraftwerken könne bei einer getrennten Sammlung ermöglicht werden. Zudem würden Hausmüllverbrennungsanlagen bei einer besseren Getrennterfassung von Biomüll durch die Verringerung der Restmüllmengen entlastet, heißt es weiter.

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