Saubermacher, Porr und Saint-Gobain bauen erste Gips-Recyclinganlage in Österreich

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Der österreichische Entsorger Saubermacher, das Bauunternehmen Porr sowie der unter der Marke Rigips bekannte Trockenbauspezialist Saint‐Gobain gehen mit der ersten Gips-zu-Gips-Recyclinganlage Österreichs an den Start. Wie die Unternehmen gestern im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien bekannt gaben, wird die Anlage über eine Jahreskapazität von 60.000 Tonnen verfügen. Damit sei man in der Lage, den Bedarf im Osten Österreichs abzudecken. Die Inbetriebnahme am Saint-Gobain-Standort im niederösterreichischen Stockerau ist für Mitte 2025 geplant.

Saubermacher, Porr und Saint-Gobain sind zu jeweils einem Drittel an dem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen Gips-zu-Gips Recycling GmbH beteiligt. Die Gesamtinvestitionen für die Recyclinganlage samt Logistiklösung werden auf rund sieben Mio € veranschlagt.

Als, wie es heißt, starke Player am Rückbau- und Entsorgungsmarkt werden Porr und Saubermacher die Anlieferung des Gipsabbruchs sicherstellen. Den Angaben zufolge recycelt Porr jährlich etwa zwei Mio Tonnen Baurestmasse und sei damit der größte Recycler der österreichischen Baubranche. Auch Saubermacher zähle zu den größten Baustellenentsorgern Österreichs. Über eigene Abfallentsorgungszentren und die digitale Sammelplattform Wastebox verfüge das Unternehmen über direkten Zugang zu den Abfallverursachern, wodurch eine getrennte Erfassung der Gipsabfälle geschult und somit besser umgesetzt werden könne. Zudem biete Saubermacher neue digitale Logistiklösungen an, um die Gipsabfälle der Baustellen transparent und nachvollziehbar zur Aufbereitungsanlage in Stockerau zu bringen.

Nach der Aufbereitung werde der Recycling‐Gips sodann CO2-schonend per Bahn nach Bad Aussee in der Steiermark transportiert, wo Saint-Gobain aus dem Rezyklat wieder neue Gipskartonplatten („Rigips“-Platten) herstellt. Den Angaben zufolge können bis zu 40 Prozent Recyclinggips in einer neuen Gipskartonplatte verarbeitet werden.

Wirtschaftlichkeit als Schlüssel zum Erfolg

Die Gemeinschaftsinitiative sei ein „weiterer Meilenstein in der österreichischen Kreislaufwirtschaft“ und übernehme eine „Vorreiterrolle“, erklärten die drei Projektpartner im Rahmen der Pressekonferenz. Damit würden nicht nur die endlich verfügbaren österreichischen Rohstoffvorkommen geschont, sondern auch das begrenzte Deponievolumen. Zugleich werde das Anfang 2026 in Kraft tretende bundesweite Deponieverbot für Gipskartonplatten proaktiv erfüllt.

Die Wirtschaftlichkeit des Projekts sei dabei der Schlüssel zum Erfolg. Denn dadurch, dass aktuell Verschnitt- und Rückbaumaterial von Gipskartonplatten noch äußerst kostengünstig abgelagert werden könnten, lande bisher nahezu 100 Prozent des Abbruchmaterials auf den Deponien. „Nur eine sektorenübergreifende Partnerschaft wie diese macht nachhaltiges und wirtschaftliches Recycling möglich“, betonten Porr, Saint‐Gobain und Saubermacher im Rahmen der Pressekonferenz.

Die Projektpartner unterstrichen zudem die Bedeutung von Quantität und Qualität beim Gipsrecycling. „Gips ist endlos wiederverwertbar, aber damit Recyclinggips wieder in die Produktion von neuen Platten einfließen kann, müssen spezielle Qualitätskriterien erfüllt werden“, erläuterte Peter Giffinger, CEO Austria bei Saint-Gobain. Die fachgerechte Vorsortierung auf den Baustellen sei daher wesentlich. „Wir betreten mit der sortenreinen Trennung auf den Baustellen in Österreich Neuland. Unter anderem erheben wir bei der Porr gerade, welcher Grad der Zerkleinerung optimal ist, um eine gute Verarbeitung des Abbruchmaterials in der neuen Anlage zu ermöglichen“, sagte Porr-COO Josef Pein.

Daneben sei aber auch Quantität wichtig. „Erfolgreiches Recycling ist nicht nur von der Qualität des Materials abhängig, sondern auch stark von der Menge“, stellte Saubermacher-CEO Ralf Mittermayr klar. Nur wenn genügend Material angeliefert werde, rechne sich der Aufwand.

Darüber hinaus spielten auch die rechtlichen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle für eine „echte Kreislaufwirtschaft“. Saubermacher, Porr und Saint-Gobain haben sich den Angaben zufolge das klare Ziel gesetzt, den unionsrechtlichen Zielvorgaben in Bezug auf das hochwertige Recycling nachzukommen. Beim vorliegenden Gesetzestext gehe es nicht nur darum, ab 1. Januar 2026 den Weg zur Deponie zu verhindern, sondern die kreislaufwirtschaftliche Verwertung von Gipskartonplatten zu fördern. Aus diesem Grund befürworten die drei Unternehmen den Entwurf einer Recycling-Gips-Verordnung, die die Kreislaufführung von Gips forciert und zugleich eine hohe Qualität an den Recyclinggips gewährleistet.

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