Energiekosten: Alarmruf von Italiens Kunststoffrecyclern

Italiens Kunststoffrecycler haben 40 Prozent ihrer Aktivitäten eingestellt, weil die Energiepreise für sie nicht mehr tragbar sind. Zwischen Juni und August seien ihre Rechnungen um 440 Prozent gestiegen, teilte der Branchenverband Assorimap diese Woche mit. Einige Anlagen seien bereits ganz geschlossen, andere arbeiteten nur an einigen Tagen pro Woche, so der Verband in seinem „Alarmruf“.

Der Verband weist darauf hin, dass er bereits im Februar die Regierung um strukturelle Maßnahmen gebeten habe, um dem Anstieg der Energiekosten von 345 Prozent innerhalb eines Jahres entgegenzutreten. Assorimap fordert jetzt von der noch amtierenden Regierung sofortiges Handeln, wendet sich aber vor dem Hintergrund der vorgezogenen Parlamentswahl am 25. September auch an die anderen politischen Kräfte.

Es bestehe die Gefahr, dass Recyclingunternehmen geschlossen würden, warnt der Verband. Dies würde zu einem „Kurzschluss“ im Verwertungssystem für Kunststoffabfälle und zu einer großen „Wettbewerbslücke“ auf internationaler Ebene führen. Auch werde eine Planung der Aktivitäten durch die schwankenden Energiepreise unmöglich gemacht. In seiner Pressemitteilung spricht sich Assorimap deshalb für eine Preisdeckelung aus.

Der Verband weist auf das Paradox hin, dass die Kreislaufwirtschaft und der ökologische Wandel zwar ständig ganz oben auf der politischen Agenda stünden. Doch die Unternehmen, die ihr Herzstück bildeten, würden ohne rasches Eingreifen durch die aktuellen Preissteigerungen ersticken, warnt Assorimap.

Der Verband weist darauf hin, dass seine Mitglieder jährlich 800.000 Tonnen Sekundärrohstoffe produzieren und jede Tonne Recyclingkunststoff 1,9 Tonnen Rohöl und 3.000 kWh Elektrizität einspare und die CO2-Emissionen um 1,4 Tonnen Öläquivalent reduziere. „Diese Elemente müssen als Ausgangspunkt genommen werden, um Maßnahmen zu planen, die dem Energiepreisanstieg dauerhaft entgegenwirken. Dies nicht zu tun, würde die Kreislaufwirtschaft ersticken und die ökologische Wende in Italien in Gefahr bringen“, warnt der Verband.

2021 erwirtschaftete die Branche mit dem werkstofflichen Recycling von Kunststoffabfall einen Jahresumsatz von rund einer Mrd € bei einer Zuwachsrate von 67 Prozent gegenüber dem von der Coronakrise stark geprägten Vorjahr. Die rund 800.000 Tonnen Output lagen 17 Prozent über dem Vorjahreswert. Dies geht aus dem Jahresrückblick von Assorimap hervor. Insgesamt sind den Angaben zufolge über 350 Unternehmen in dem Bereich tätig, einschließlich Sammel- und Sortierbetrieben für Produktionsabfälle.

Konsortium Polieco: Recycler nehmen keinen Abfall mehr an

Auch das nationale Konsortium Polieco, das in Italien die Rücknahme von Produkten aus Polyethylen für das Recycling fördert, schlägt Alarm: „Leider haben unsere Unternehmen angekündigt, dass sie ab den nächsten Tagen nicht einmal mehr ein Kilo Abfall annehmen werden, so die Direktorin des Nationalen Konsortiums, Claudia Salvestrini, in einer Mitteilung. Sie verweist ebenfalls auf den exponentiellen Anstieg der Energiekosten, die nicht nur die Recycler und Arbeitsplätze gefährdeten, sondern auch ein schwerer Schlag für die Kreislaufwirtschaft seien.

Sie forderte die Politik auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, damit die Recyclingkette aufrecht erhalten bleiben kann. Die sehr energieintensiven Recyclingunternehmen hätten in letzten Wochen so große Preisansteige bei der Energie verzeichnet, dass es für viele nicht mehr möglich sein wird, Recyclingprodukte ohne Verluste zu vermarkten. Sofortmaßnahmen zum Schutz des mechanischen Recyclings seien zwingend.

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