Baden-Württemberg: Kreise und Städte klagen über mehr illegal entsorgte Abfälle

In Baden-Württemberg wird immer mehr Müll illegal abgelegt. Die Landkreise und Städte haben alle Hände voll zu tun: Sperrmüll, Altreifen, Bauschutt, Kühlschränke bis hin zu Schlachtabfällen müssen entsorgt werden. Die Verursacher werden selten ermittelt; die Ursachen sind vielfältig. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur gibt Einsicht:

In der Landeshauptstadt Stuttgart ist die Anzahl illegaler Müllablagerungen laut einem Sprecher deutlich angestiegen. „Es handelt sich um eine Vielzahl von Abfällen, darunter Möbel, Matratzen, Elektrogeräte, Wäsche, Bauschutt, Grillabfälle, Reifen, Sperrmüll, Asbest, Farben, Öle, Batterien, Asphalt und mehr.“ Gut erkennbar sei der Anstieg der Müllmengen an Glascontainerstandplätzen: 53 Tonnen im Jahr 2020, 66 Tonnen im Jahr 2021, 73 Tonnen im Jahr 2022 und 82 Tonnen im vergangenen Jahr.

Im Kreis Tübingen ist illegales Entsorgen von großen Mengen Müll ebenfalls ein ständiges Problem. Laut einer Sprecherin wird von den Tätern sehr oft das Argument verwendet, „dass doch bereits weitere Gegenstände dort liegen würden“. „Oder es wird damit begründet, dass nicht mehr benötigte Gegenstände doch vielleicht auch noch Abnehmer finden“. Aus diesem Grund seien auch die vielfach aufgestellten „Zu-Verschenken- Kisten“ kritisch zu sehen, da diese häufig dazu genutzt würden, sich seines unbrauchbaren Mülls zu entledigen.

Der Ostalbkreis nennt als Gründe für die illegale Müllentsorgung die zunehmenden Anforderungen an das Recycling und die teurer werdenden Entsorgungskosten. „Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Bürgerinnen und Bürger sensibilisierter sind und illegale Entsorgungen vermehrt gemeldet werden“, sagt eine Sprecherin.

Auch die Entsorgungsbetriebe Stadt Konstanz (EBK) klagen: Pro Jahr sammele man rund 50 Tonnen wilden Mülls ein. Die Kosten hierfür beliefen sich jährlich auf etwa 37.000 €. Der Landkreis Rottweil meldet vor allem ständig zunehmende Kleinmengen neben Altglas- und Altkleidercontainern, entlang von Straßen oder auf Parkplätzen und im dichten Waldgebiet.

Im Kreis Esslingen unterliegt die Menge der illegalen Entsorgungen laut einer Sprecherin immer einer gewissen Schwankung. So fielen im städtischen Baubetrieb im Jahr 2020 über 14 Tonnen an, im Jahr 2021 etwas mehr als 21 Tonnen und im Jahr 2022 über 17 Tonnen. „Die illegale Abfallentsorgung findet mannigfaltig statt. Wir finden Müll in Parkanlagen, im Wald, vor Entsorgungsstationen und an anderen entlegenen Orten, oftmals aber auch an Glas- oder Altkleidercontainern.“

Im Kreis Heilbronn steigen die Zahlen. „Die wilden Müllablagerungen betreffen allgemein öffentlich zugängliche Plätze sowie die Containerstandorte, Feldwege, Wälder, Baumgrundstücke, Parks. Bei dem Müll handelt es sich um Restmüll, Sperrmüll wie Möbel, defekte Elektrogeräte, Kunststoffe, Altholz, Altfahrzeuge und Asbest“, sagt eine Sprecherin. Die Menge an sogenanntem wildem Müll sei bis 2022 allmählich, im Jahr 2023 dann sprunghaft angestiegen.

Die Umweltverschmutzung durch wilden Müll nimmt auch im Kreis Sigmaringen immer mehr zu. Wilder Müll sei regelmäßig an Parkplätzen und Rastanlagen entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie an Altglas- und Altkleidercontainern zu finden, sagt ein Sprecher. „Die Mitarbeitenden unserer Straßenmeistereien haben in den vergangenen fünf Jahren 143 Tonnen (2019), 182 Tonnen (2020), 193

Tonnen (2021), 193 Tonnen (2022) beziehungsweise 217 Tonnen (2023) illegal entsorgten Müll eingesammelt.“

Im Kreis Karlsruhe wurden in den Jahren 2019 bis 2023 rund 825 Tonnen wilder Müll von privaten Grundstücken im Außenbereich sowie vom Wald im Außenbereich eingewogen, wie eine Sprecherin mitteilt. In der Stadt Karlsruhe sind die illegalen Müllablagerungen seit rund drei bis vier Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau. „Grundsätzlich besteht bei größeren illegalen Müllablagerungen im Stadtgebiet immer die Problematik, dass oft die Daten des Verursachers fehlen. Wenn keine ‚Daten‘ im Müll vorhanden sind – etwa alte Rechnungen, Pakete, Nummernschilder – können keine Verfahren geführt werden“, berichtet ein Sprecher.

In Mannheim entstehen illegale Ablagerungen laut einem Sprecher an schwer einsehbaren oder anonymen Bereichen mit angrenzender Großwohnbebauung. „Die Gründe sind vielfältig, oft liegt ein mangelndes Verständnis über das richtige Entsorgungsverhalten, Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit vor.“

Heidelberg meldet: „Weiterhin kommt es leider immer wieder vor, dass Abfälle außerhalb der Öffnungszeiten vor den Zufahrten der Recyclinghöfe abgelagert werden. Ein weiteres Ärgernis stellt Sperrmüll dar, der zwar am richtigen Abholtag, jedoch aber ohne zuvor erfolgte Anmeldung bereitgestellt wird“, sagt ein Stadtsprecher.

Hohe und teilweise steigende illegale Müllablagerungen sind bundesweit ein Problem. In den letzten Monaten wurde bereits über vergleichbare Situationen im SaarlandBayern, Thüringen, Berlin und Sachsen-Anhalt berichtet. (dpa/eigener Bericht)  

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