Stadt Karlsruhe prüft den Bau einer eigenen Biogasanlage

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Die Stadt Karlsruhe prüft den Bau einer eigenen Biogasanlage. Bisher sei die Stadt einer Trockenvergärungsanlage kritisch gegenübergestanden, da für eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung Karlsruhe allein zu wenig Biomasse produziere, erklärten die Freien Wähler Karlsruhe. Auf ein gemeinsames Bestreben mit dem Bürgerverband Für Karlsruhe setze sich die Stadt nun konkret mit dem Bau einer Biogasanlage auseinander. Die Fraktionsgemeinschaft der Freien Wähler unterbreitete der Stadt den Vorschlag, die Anlage gemeinsam mit dem Landkreis Karlsruhe zu bauen, um so eine höhere Menge an Bioabfällen abzuschöpfen.

„Wir müssen Synergien endlich nutzen. Erst recht, da Karlsruhe bereits drei Viertel der benötigten Mindestmenge an Materialbedarf bereitstellen kann. In der Zusammenarbeit mit dem Landkreis lohnt sich der Bau einer Trockenvergärungsanlage“, so Stadtrat Friedemann Kalmbach, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler und Für Karlsruhe im Gemeinderat. Es sei keine gute logistische noch klimatische Lösung, wenn der Karlsruher Biomüll weiterhin ins fast 150 Kilometer entfernte Flörsheim-Wicker und ins über 80 Kilometer entfernte Bietigheim bei Stuttgart transportiert wird. „Gut, dass wir nun umdenken“, ergänzte der Gemeinderat.

Die Bedingungen, welche für den Bau einer Biogasanlage in Karlsruhe gelten würden, sind umfangreich. So seien beispielsweise die Höhe der Bau-, Betriebs- und Entsorgungskosten, die CO2-Vermeidung pro Tonne Bioabfall sowie Verwertungsmöglichkeiten und -konditionen der Endprodukte zu klären, erläuterte die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme. Erst bei Vorliegen entsprechender Prüfergebnisse könne eingeschätzt werden, ob eine regionale Verwertung ökonomisch und ökologisch sinnvoll möglich erscheine, ergänzte die Stadtverwaltung.

Aufgrund der für Bau und Betrieb einer neuen Anlage notwendigen Ressourcen müsse eine regionale Lösung allerdings sowohl ökologisch als auch ökonomisch einem Vergleich mit dem bestehenden Entsorgungsmarkt standhalten können, merkte die Stadt an.

Des Weiteren sei es schwer, die durch die neue Anlage erzeugbare Gasmenge zu kalkulieren. In der Stadt würden verstärkt Küchenabfälle im Bioabfall landen. Auf dem Land hingegen ist der Anteil an Grünschnitt im Bioabfall sehr hoch, ergänzte die Stadtverwaltung. Der Gesamtgasertrag und der Beitrag zur Gaserzeugung könne daher erst nach Durchführung von differenzierten Sortieranalysen abgeschätzt werden.

Kalmbach begründete gegenüber der Stadtverwaltung die Notwendigkeit einer eigenen Biogasanlage mit der fortschreitenden Energiekrise und den damit gestiegenen Preisen für Gas und Strom. Insgesamt liegt das Aufkommen an Bioabfall im Stadt- und Landkreis Karlsruhe jährlich bei 15.000 Tonnen, so die Stadtverwaltung.

Einen Vorschlag für einen konkreten Standort der Biogasanlage hat die Fraktionsgemeinschaft bisher nicht abgegeben. Die Gegenwehr würde sich erfahrungsgemäß nur verstärken, wenn ein genauer Standort benannt würde, ergänzte Kalmbach gegenüber der lokalen Online-Tageszeitung „ka-news“.

Vertragliche Bindung an Remondis-Tochter bis 2036

Karlsruhe ist noch bis 2036 vertraglich an den bisherigen Auftragnehmer, die Remondis Tochtergesellschaft BEM Umweltservice GmbH, gebunden, so die Freien Wähler. Es sei der Wunsch der Fraktionsgemeinschaft, dass die Stadt sich in neue Verhandlungen begibt und aus den Verträgen aussteigt, um mit einer eigenen Biogasanlage einen Schritt in Richtung autarker Energiegewinnung zu gehen. Allerdings sei laut Stadtverwaltung eine Kündigung nur in einem dringlichen Grund, wie beispielsweise einer Rechtsverletzung, möglich. Dieser sei allerdings nicht gegeben.

Bei einer von den Freien Wählern angesprochenen einvernehmlichen Aufhebungsvereinbarung wäre laut der Stadtverwaltung wohl mit einer erheblichen Entschädigungszahlung gegenüber der BEM Umweltservice zu rechnen.

Des Weiteren kündigte die Stadtverwaltung an, eine detaillierte Prüfung und Ausschöpfung möglicher Förderprogramme rechtzeitig im Vorfeld durchzuführen.

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