Plan von Plastics Europe zum Übergang in eine defossilierte Kunststoffwirtschaft

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Der europäische Verband der Kunststofferzeuger hat einen Plan zur Neugestattung des europäischen Kunststoffsektors veröffentlicht. Ziel der Roadmap „The Plastics Transition“ ist es, die Treibhausgasemissionen aus dem Kunststoffsystem bis 2030 um 28 Prozent und bis 2050 in Richtung Netto-Null zu reduzieren. Er sei eine Einladung an politische Entscheidungsträger und Mitglieder der Wertschöpfungskette, zusammenzuarbeiten und schneller voranzukommen. 

Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe, sagte: „Wir haben einen entscheidenden Moment für das europäische Kunststoffsystem erreicht. Die nächsten zwei bis vier Jahre werden darüber entscheiden, wie die Kunststoffindustrie im Jahr 2050 aussehen wird, daher schließt sich das Zeitfenster rasch. Es ist wirklich wichtig, dass wir mit dieser Roadmap und diesem Programm weitermachen und beschleunigen, wo wir nur können.“

Der Fahrplan zielt darauf ab, die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen in Europa bis 2050 auf 65 Prozent zu erhöhen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen von etwa 90 Prozent im Jahr 2021 auf 35 Prozent im Jahr 2050 zu reduzieren. Auch die verstärkte Wiederverwendung von Kunststoffen wird in dieser stärker kreislauforientierten Zukunft eine Rolle spielen. Demnach will die Branche die benötigten zirkulären Rohstoffe durch Biomasse, recycelte Materialien und Kohlenstoffabscheidung (CCU) ersetzen.

Laut Plastics Europe werden schon heute in Europa 19,5 Prozent aller Kunststoffe aus zirkulären Rohstoffen hergestellt. Die „Plastics Transition Roadmap“ enthalte nun konkrete Maßnahmen, Meilensteine und Zielvorgaben, um den Anteil von zirkulären Kunststoffen weiter zu steigern. Damit der ambitionierte Plan aufgehe, brauche es allerdings auch die Unterstützung der Bundesregierung und der EU-Kommission.

Laut Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland (PED), könne mit dem Aktionsplan auch aufgezeigt werden, wie die Branche die CO2-Emissionen in der Kunststoff-Wertschöpfungskette bis 2030 um 28 Prozent senken und die Industrie bis 2050 in eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft überführt werden kann. „Die zusätzlichen Investitionen und Betriebskosten, die es braucht, um dieses Ziel zu erreichen, belaufen sich auf geschätzt 235 Mrd €“, so Bühler weiter. „Um die europäischen Klima- und Kreislaufziele zu erreichen, müssen viele Hebel in Bewegung gesetzt werden“, ergänzt Alexander Kronimus, Geschäftsführer Klima- und Kreislaufwirtschaft, bei Plastics Europe Deutschland. „In der Plastics Transition Roadmap haben wir einen Plan mit Maßnahmen skizziert, wie die Bundesregierung und die Europäische Kommission diese Transformation unterstützen können“, so Kronimus.

Aufruf zum sofortigen Handeln

Um die Industrie bei den erforderlichen Veränderungen zu unterstützen, empfiehlt der Bericht Sofortmaßnahmen für den Zeitraum 2023 bis 2025. Dazu gehören Partnerschaften mit Abfallentsorgungsunternehmen, um die für die Förderung der Kreislaufwirtschaft erforderlichen zirkulären Rohstoffe zu sichern, sowie Investitionen in neue Technologien und die Zusammenarbeit zur Beschleunigung der Technologieentwicklung. Eine weitere Sofortmaßnahme der Regierung zur Förderung der Kreislaufwirtschaft wäre die gesetzliche Anerkennung eines kraftstofffreien Massenbilanzansatzes für das chemische Recycling, einer Methode zur Bestimmung des Recyclinganteils.

Kurzfristig (2026–2027) empfiehlt die Roadmap eine Umstellung auf zirkuläre Praktiken wie Recycling, biomassebasierte Produktion und Kohlenstoffabscheidung sowie Investitionen in eine gemeinsame Infrastruktur für Wasserstoff, erneuerbare Energien und CCS.

Zu den Maßnahmen, die mittelfristig (2028–2030) empfohlen werden, gehört die groß angelegte Inbetriebnahme des chemischen Recyclings durch Investitionen in Kapazitäten und Partnerschaften mit Technologieanbietern.

Auch müssten Produkte in erster Linie so hergestellt werden, dass sie weniger Material verbrauchten und leichter recycelt werden können. Zudem müsse der Ausbau von Mehrwegsystemen und kreislauforientierten Geschäftsmodellen gefördert werden. „Es sollten auch die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Unternehmen auch unter den aktuell sehr schwierigen Wettbewerbsbedingungen in Technologien investieren können, die es möglich machen, den Anteil von Kunststoffen aus alternativen Rohstoffquellen wie Biomasse, mechanischem und chemischem Recycling sowie CO2 aus Kohlenstoffabscheidung weiter zu steigern“, erklärt Kronimus weiter. Es brauche aber auch Investitionen in moderne Anlagen zum Sammeln, Sortieren und Recyceln von Kunststoffabfällen, verbindliche Rezyklateinsatzquoten sowie ein EU-weites Deponierungsverbot und eine Ausdehnung der erweiterten Herstellerverantwortung.

Die Plastics Transition Roadmap wurde von Plastics Europa gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte entwickelt.

 

 

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