Landbell und Carbios vereinbaren Kooperation

Der deutsche Systembetreiber Landbell und das französische Technologieunternehmen Carbios haben eine Kooperation vereinbart. Ihre Absichtserklärung sieht vor, dass Landbell ab 2026 jährlich 15.000 Tonnen PET-Flakes aus Deutschland an die erste großtechnische „Biorecycling“-Anlage von Carbios liefert, die mit einem Investitionsvolumen von rund 230 Mio € in Ostfrankreich errichtet wird. Das Werk in Longlaville wird ein von Carbios entwickeltes enzymatisches Depolymerisierungsverfahren einsetzen, das die Rückgewinnung der Monomere MEG und PTA aus PET und Polyester ermöglichen soll.

Die PET-Flakes werden nicht aus Flaschen stammen, da deren mechanisches Recycling gut funktioniere, unterstrichen Jan Patrick Schulz, der CEO von Landbell, und Emmanuel Ladent, der CEO von Carbios, in einem gemeinsamen Online-Pressegespräch. Im Fokus stehen nach ihren Angaben Verpackungen wie Multilayer-Trays und opake Behälter aus PET.

Das Ziel sei, die aus ihnen gewonnenen Rohstoffe wieder in der Produktion von Lebensmittelverpackungen einzusetzen, so Schulz. PET-Schalen seien aktuell schwierig zu recyceln und gingen häufig in die energetische Verwertung oder in Anwendungen, die ein Downcycling darstellen. Carbios sei ein „idealer Partner“ für solche Ströme.

„Die Landbell Group und Carbios werden gemeinsam einen geschlossenen Recycling-Kreislauf für problematische PET-Abfälle etablieren, so dass unsere Kunden – Verpackungshersteller und Markenunternehmen – recycelte Materialien in Lebensmittelverpackungen verwenden und ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen können“, sagte Schulz. Er wies auch auf die CO2-Einsparungen hin, die das Recycling mit dem Carbios-Verfahren gegenüber der Verbrennung der Abfälle ermögliche.

Auslastung zu 70 Prozent gesichert

Carbios-CEO Ladent bezeichnete die Absichtserklärung als wichtigen Meilenstein für das Unternehmen. Damit ist nach seiner Aussage die Versorgung der Anlage in Longlaville mit geeigneten Rohstoffen zu mehr als 70 Prozent gesichert. Er zeigte sich zuversichtlich, im weiteren Jahresverlauf die Restmenge zu einem großen Teil abdecken zu können. Vereinbarungen bestanden bereits mit dem französischen Verpackungsverwertungssystem Citeo und mit Carbios‘ Partner in dem Recyclingprojekt, dem PET-Produzenten Indorama.

Die neue Recyclinganlage wird jährlich rund 50.000 Tonnen aufbereitetes Inputmaterial benötigen. Daraus können nach Aussage Ladents rund 45.000 Tonnen „PET-Äquivalent“ gewonnen werden.

Landbell habe im letzten Monat bereits erste Tests mit Carbios durchgeführt, berichtete Schulz. Landbell werde nun im Zeitraum bis 2026 mit seinen Partnerunternehmen, zum Beispiel Betreibern von Sortier- und Aufbereitungsanlagen, zusammenarbeiten, um die PET-Abfallströme und die Vorbehandlung der Flakes mit Blick auf deren Einsatz in dem enzymatischen Recyclingverfahren zu optimieren, etwa durch eine niedrigere Waschtemperatur. Innovation bei der Trennung und Vorbehandlung der PET-Abfälle bildet nach Aussage von Emmanuel Ladent den zweiten wichtigen Aspekt der Zusammenarbeit mit Landbell.

Potenzial auch im Textilsektor

Über die Laufzeit der späteren festen Liefer- bzw. Abnahmevereinbarung für PET-Flakes wollten die beiden Unternehmen auf Nachfrage keine Angaben machen. Sie unterstrichen jedoch die angestrebte langfristige Ausrichtung der Kooperation, auch im Hinblick auf andere geeignete Abfallströme wie zum Beispiel Textilien aus Polyester.

Seitens der Textilindustrie bestehe großes Interesse an dem Carbios-Verfahren, berichtete Ladent, der darauf hinwies, dass Carbios anstrebe, weltweit Lizenzen für neue Anlagen mit seinem Verfahren zu vergeben. Das Unternehmen hatte bereits 2022 ein Entwicklungskonsortium für das Faser-zu-Faser-Recycling gegründet, dem aktuell On Running, Patagonia, Puma, PVH Corp und Salomon angehören.

Schulz bestätigte, dass die Zusammenarbeit mit Carbios auch unter dem Aspekt der Textilverwertung interessant sei. Landbell betreibe über die Tochtergesellschaft ERP Netherlands eines der beiden Herstellerverantwortungssysteme für Kleidung und Haushaltstextilien in den Niederlanden. Auch in Italien und Spanien arbeite die Gruppe am Aufbau entsprechender Systeme.

Ladent wies darauf hin, dass nicht nur Alttextilien für eine künftige Biorecyclinganlage für Polyestermaterial in Frage kämen. Auch Produktionsabfälle aus der Textilproduktion wie Stoffabschnitte und unverkaufte Produkte seien mögliche Inputmaterialien.

Carbios hat im vergangenen Oktober offiziell eine automatisierte Aufbereitungslinie für Textilabfälle in Betrieb genommen. Diese entfernt Fremdelemente wie Reißverschlüsse und Knöpfe und zerkleinert das verbleibende Textilmaterial. Carbios will mit Hilfe der Anlage und gemeinsam mit Textilsammlern und -sortierern die Textilqualitäten spezifizieren, die für den Depolymerisierungsprozess geeignet sind. Im Lauf dieses Jahres will das Unternehmen das enzymatische Verfahren vom Pilotmaßstab auf eine Demonstrationsanlage mit einem Reaktorinhalt von 20 m³ hochskalieren, wie aus einer Präsentation anlässlich der Eröffnung hervorgeht.

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