Befesa 2023 mit mehr Umsatz, aber weniger Gewinn

Der Industrieabfallentsorger Befesa musste im Geschäftsjahr 2023 einen Ergebnisrückgang hinnehmen. Hatte die in Luxemburg ansässige Firmengruppe 2022 mit 215 Mio € noch das höchste Ebitda-Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt, verringerte sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im letzten Jahr vorläufigen Zahlen zufolge um 15 Prozent auf 182 Mio €. Der Nettogewinn brach sogar um 45 Prozent auf 58 Mio € ein. Dafür konnte der Konzernumsatz um vier Prozent auf 1,18 Mrd € erhöht werden. Hauptverantwortlich hierfür war der Beitrag des in den beiden Vorjahren schrittweise übernommenen Zinkschmelzgeschäfts des US-Konkurrenten AZR.

Trotz des Ergebnisrückgangs zeigt sich Befesa-Chef Javier Molina insgesamt zufrieden mit dem Geschäftsverlauf: „Das Jahr 2023 war ein perfekter Sturm für Befesa, wo wir mit einer Reihe ungünstiger externer Faktoren konfrontiert waren, wie hohe Zink-Schmelzlöhne und niedrige Zinkpreise bis hin zu einem historischen Höchststand der Kokspreise. Dennoch haben unser solides Ebitda und unser Cashflow die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells unter Beweis gestellt.“

Zu Beginn des Jahres 2024 rechnet die Unternehmensführung nun mit Rückenwind. Dieser ergebe sich aus der Normalisierung der Kokspreise, niedrigeren Zink-Schmelzlöhnen, einer besseren LME-Preisdynamik und verbesserten Zinkpreis-Absicherungen sowie aus dem Wachstum der US-Aktivitäten und einem positiven Beitrag aus China. „Unser Engagement für die konsequente Umsetzung unserer Wachstumsprojekte positioniert Befesa für eine starke Leistung in den kommenden Jahren“, so Molina.

Umbau des US-Recyclingwerks im Plan / positiver mittelfristiger Ausblick für China

So liege die Modernisierung der Stahlstaub (EAFD)-Recyclinganlage in Palmerton im US-Bundesstaat Pennsylvania im Zeitplan und werde in diesem Jahr mit dem Ziel fortgesetzt, die Rentabilität zu steigern und das erwartete Wachstum des EAF-Staubvolumens auf dem US-Markt ab 2025 zu nutzen. Laut Firmenpräsentation wird sich die Kapazität der beiden Produktionslinien durch den Umbau von derzeit 163.000 auf insgesamt 220.000 Jahrestonnen erhöhen. Die Investitionsausgaben werden auf 60 bis 70 Mio € beziffert.

Auch in China setze Befesa im Hinblick auf die in der Provinz Guangdong geplante dritte chinesische EAFD-Recyclinganlage die Verhandlungen mit den großen Stahlherstellern der Region fort, um die Versorgung mit EAF-Staub sicherzustellen. Zwar seien die aktuellen Marktbedingungen herausfordernd. So arbeiteten die chinesischen Elektrostahlwerke Befesa zufolge aufgrund der Immobilienkrise derzeit nur mit einer Auslastung von 55 bis 60 Prozent mit der Konsequenz, dass in den Elektrolichtbogenöfen (EAF) auch weniger Stahlstaub fürs Recycling anfalle. Dennoch glaube die Unternehmensführung weiterhin an erhebliche Wachstumschancen in China und halte an einem positiven mittelfristigen Ausblick fest. Wie die bereits 2021 und 2023 in den Provinzen Jiangsu und Henan in Betrieb genommenen ersten beiden EAFD-Recyclinganlagen in China, soll auch das nordwestlich von Hongkong geplante dritte Anlagenprojekt über eine Jahreskapazität von 110.000 Tonnen verfügen. Die in den Geschäftsjahren 2024/25 für den Bau veranschlagten Investitionen liegen bei 45 bis 50 Mio €.

Darüber hinaus plant Befesa noch weitere Anlagen in China. Abhängig vom Auslastungsgrad der Jiangsu-Anlage und vom Fortschritt des Guangdong-Projekts gibt es in beiden Provinzen demnach Pläne für jeweils eine weitere Stahlstaubrecyclinganlage, wie aus der die Pressemitteilung begleitenden Unternehmenspräsentation hervorgeht. Darin bekräftigt Befesa auch nochmals die bereits bekannten Pläne für eine neue EAFD-Recyclinganlage in Europa. Als Realisierungszeitpunkt wird das Jahr 2026 genannt. Angaben zum Anlagenstandort werden weiterhin nicht gemacht.

Auslastung der EAFD-Recyclinganlagen 2023 auf 69 Prozent gesunken

Sollten alle diese Projekte realisiert werden, würden Befesas weltweite EAFD-Recyclingkapazitäten auf deutlich über zwei Mio Tonnen pro Jahr steigen. Zuletzt konnte das Unternehmen die bestehenden Kapazitäten allerdings nicht annährend auslasten. Den vorläufigen Jahreszahlen zufolge hat Befesa 2023 insgesamt 1,195 Mio Tonnen Stahlstaub verarbeitet, was einem Anlagen-Auslastungsgrad von durchschnittlich 69 Prozent entsprach. Im Vorjahresvergleich blieb die Durchsatzmenge damit gleich, der Auslastungsgrad verschlechterte sich aber um acht Prozentpunkte. Der im Geschäftssegment erwirtschaftete Umsatz stieg von 730 auf 786 Mio €, während sich das bereinigte Ebitda um 20 Prozent auf 134 Mio € verschlechterte.

Demgegenüber haben sich Ergebnis und Auslastungsgrad im zweiten Geschäftsfeld – Recycling von Aluminium-Salzschlacke und Produktion von Sekundäraluminium – verbessert. So stieg das Segmentergebnis von 46,0 auf 47,6 Mio €, während die Umsätze leicht um zwei Prozent auf 399 Mio € zurückgingen. Es wurden 361.000 Tonnen Salzschlacke behandelt, zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Hauptgrund für den Mengenanstieg war die Wiederaufnahme des Anlagenbetriebs in Hannover. Der Auslastungsgrad aller Salzschlacke-Recyclinganlagen verbesserte sich den Angaben zufolge von 69 auf durchschnittlich 77 Prozent.

Auch in den Sekundäraluminium-Werken stieg die Auslastung von 78 auf 82 Prozent. Die Produktionsmenge der aus den Aluminiumrückständen erzeugten Aluminiumlegierungen stieg von 161.000 auf 168.000 Jahrestonnen.

Konzernführung erwartet für 2024 starkes Wachstum

Befesa rechnet damit, dass viele externe Belastungen, mit denen das Unternehmen in 2023 konfrontiert war, in diesem Jahr nachlassen werden und erwartet für das Geschäftsjahr 2024 daher insgesamt ein starkes Wachstum. Konkrete Prognosen zur Ergebnisentwicklung wurden noch nicht gemacht und sollen voraussichtlich Ende April zusammen mit den Ergebnissen des ersten Geschäftsquartals veröffentlicht werden.

Auch den mittelfristigen Ausblick bewertet die Konzernführung positiv. Befesas diversifizierter Wachstumsplan werde von den günstigen makroökonomischen Trends bei Dekarbonisierung und Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahren getrieben, sowohl in den Kerngeschäften als auch in den Märkten, in denen Befesa eine führende Position einnehme, heißt es.

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