PFC-Verseuchung in Baden kostete bisher über 40 Mio €

Der Skandal um das mit den umweltschädlichen Chemikalien PFAS beziehungsweise PFC verseuchte Ackerland und Grundwasser in Mittelbaden hat bisher Kosten von mehr als 40 Mio € verursacht. Das geht aus aktuellen Angaben des Landesumweltministeriums in Stuttgart sowie des Regierungspräsidiums Karlsruhe hervor. So seien seit Bekanntwerden des Umweltskandals im Jahr 2013 bis Ende letzten Jahres rund sieben Mio € an Fördermitteln bewilligt worden, teilte das Umweltministerium mit. Auf Kreis- und Landesebene wurden den Angaben zufolge weitere rund 13 Mio € ausgegeben – etwa für Untersuchungsprogramme, Pilotprojekte oder Maßnahmen zum Verbraucherschutz. Personalkosten seien dabei nicht mit eingerechnet, wie es weiter hieß. Kosten etwa für neue Brunnen und Filteranlagen, die die betroffenen Stadtwerke stemmen mussten, schlugen nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit bislang gut 21 Mio € zu Buche.

So investieren etwa die Stadtwerke Rastatt unaufhörlich. Erst im November war Richtfest für eine neue Filteranlage am Wasserwerk Ottersdorf gefeiert worden – Kostenpunkt rund 2,7 Mio €. Sie soll nach Angaben des Versorgers noch in diesem Frühjahr in Betrieb gehen. Das Land beteilige sich daran mit rund 700.000 €, wie die Stadtwerke mitteilten. Außerdem würden drei neue Brunnen gebohrt.

Als Grund für die großflächige Belastung mit dem Umweltgift gilt die Verschmutzung der Böden mit Kompost, der mit PFAS-haltigem Papierschlamm versetzt gewesen sein soll. PFC oder auch PFAS steht für Per- und polyfluorierte Chemikalien. Ein Kompostunternehmen aus Baden-Baden soll das Gemisch bis Ende 2008 auf Feldern in den Kreisen Baden-Baden und Rastatt ausgebracht haben. Die Verunreinigungen wurden 2013 publik, nachdem die Stadtwerke Rastatt die Schadstoffe bei einer Routineuntersuchung im Grundwasser entdeckt hatten. In Mittelbaden waren mit Stande Ende 2022 rund 1.100 Hektar Boden, 58 Quadratmeter Grundwasseroberfläche und 170 Mio Kubikmeter Grundwasser mit PFC belastet Auch Flächen in Nordbaden bei Mannheim sind betroffen.

Gerichtsverfahren laufen weiter

Die gerichtlichen Auseinandersetzungen in der Aufarbeitung des Skandals dauern unterdessen an. So gehen die Stadtwerke Rastatt im Rahmen einer Zivilklage gegen den Kompostunternehmer vor. Das Verfahren zieht sich und geht bereits ins dritte Jahr. Die Gegenseite habe bei Gericht nun durchgesetzt, einen anderen Gutachter zu beauftragen, sagt eine Stadtwerke-Sprecherin. Die Stadtwerke wollen von dem Komposthändler Schadenersatz in Höhe von rund 6,5 Mio € – plus künftig noch entstehender Kosten. Begonnen hatte der Prozess im März 2021. Auch die Gemeinde Hügelsheim klagt gegen den Unternehmer schon seit 2017 auf Schadenersatz. Das Verfahren ist weiter anhängig, wie eine Gerichtssprecherin sagte.

Das Land wird ebenfalls juristisch belangt: Die Stadtwerke Rastatt reichten im Herbst vergangenen Jahres Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim ein. Damit will der Versorger erreichen, dass die PFC-Belastung in den Gewässerbewirtschaftungsplan aufgenommen wird. Das Verfahren ist momentan ruhend gestellt, wie das Umweltministerium mitteilt. Die Parteien wollten „außergerichtlich Gespräche und Verhandlungen zur Beilegung des Rechtsstreits aufnehmen“. Einen ersten Gesprächstermin könnte es schon im Januar geben.

Gleichzeitig laufen Forschungsvorhaben zur Beseitigung der Giftstoffe aus dem Boden. Im Projekt Fabeko wird dafür in Hügelsheim auf einem verseuchten Acker geforscht. Dabei wird der Boden mit einer biologisch abbaubaren Lösung gespült und dadurch werden die PFAS entfernt. „Bislang befinden sich alle diese Vorhaben in der Entwicklung und sind derzeit noch keine umsetzbare Sanierungsmöglichkeit“, heißt es dazu aus dem Umweltministerium sowie dem Regierungspräsidium Karlsruhe. Lediglich der Aushub oder die Versiegelung belasteter Böden finde bisher Anwendung. „Dies ist jedoch immer nur für einzelne Flächen möglich.“

Für die betroffenen Landwirte gibt es Beratungen und Anbauempfehlungen. Außerdem finanziert das Land das sogenannte Vor-Ernte-Monitoring. Dabei werden Ackerpflanzen – also Getreide, Raps, Erdbeeren oder Mais – regelmäßig getestet. (dpa)

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