Verbio mit enormem Umsatzplus aber gedrückter Stimmung

Der Biokraftstoffhersteller Verbio aus Sachsen-Anhalt darf sich über eine enorme Umsatzsteigerung freuen. In den ersten neun Monaten des im September begonnen Geschäftsjahres hat Verbio seinen Umsatz um 73 Prozent auf 1,24 Mrd € erhöhen können.

Der Gewinn des ostdeutschen Unternehmens konnte sogar um fast 180 Prozent auf 315 Mio € gesteigert werden, so Verbio vergangene Woche. Bis zum Abschluss des laufenden Geschäftsjahres soll sich der Gewinn sogar auf insgesamt etwa 430 Mio € erhöhen, kündigte der Konzern an.

Trotz der so positiv ausgefallenen Umsatz- und Gewinnzahlen, ist bei Verbio derzeit eher Kater- als Partystimmung angesagt. Nachrichten, dass Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) die Produktion von Biosprit aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen begrenzen möchte, hatten einen enormen Kursrutsch bei den Wertpapieren des Biokraftstoffherstellers ausgelöst. Lag der Nennwert einer Verbio-Aktie Ende April noch bei fast 90 €, fiel der Wert vergangene Woche zwischenzeitlich auf unter 50 €.

Ende April äußerte sich auch Verbio-Geschäftsführer Claus Sauter zu den Plänen von Ministerin Lemke und erklärte, dass die Verwendung von Nahrungsmittelrohstoffen für die Biokraftstoffproduktion in Deutschland bereits schon auf etwa vier Prozent begrenzt ist. In der EU liege der Grenzwert mit sieben Prozent sogar deutlich höher. Deutschland hätte also schon bereits sehr strenge Auflagen.

Des Weiteren wies Sauter darauf hin, dass Verbio seine Kraftstoffe hauptsächlich aus Schlempe und Reststoffen erzeugt. In diesem Bereich sei Verbio aktuell mit seinen großtechnischen Biomethan- und Bioraffinerie-Anlagen weltweit der größte Produzent. „Wir produzieren pro Jahr rund 100 Mio Kubikmeter reststoffbasiertes Biomethan in Erdgasqualität mit über 90 Prozent CO2-Einsparung und ersetzen damit bereits heute einen Teil des russischen Erdgases. Perspektivisch bieten auch weitere landwirtschaftliche Reststoffe wie Hühnerkot zusätzliches Potenzial für unsere Produktion“, betonte der Geschäftsführer.

Verbio hat dennoch große Pläne für die Zukunft. Bereits vergangene Woche hatte der Biokraftstoffhersteller seine erste Stroh-Biomethan-Anlage in den USA eingeweiht.

Sauter: „Welt wird nicht verhungern nur weil es in der Ukraine Krieg gibt"

Am Montagvormittag wurde Sauter auf einer Pressekonferenz erneut deutlich und kritisierte die Pläne des Bundesumweltministeriums scharf. „Die Welt wird nicht verhungern, weil es in der Ukraine einen Krieg gibt", sagte Sauter. Es gebe genügend Getreide weltweit, nur gut ein Viertel des produzierten Getreides lande direkt auf dem Teller. Ein Großteil werde als Futtermittel für Tiere eingesetzt.

„Ohne Biokraftstoffe verfehlen wir Versorgungssicherheits- und Klimaschutzziele in Deutschland, aber wir beenden nicht den Hunger in der Welt", betonte der Vorstandsvorsitzende.

„Wir sind eigentlich das Entsorgungsunternehmen für minderwertiges Getreide", erklärte Sauter. Auch in diesem Jahr werde auf den Feldern rund um Schwedt, einem Standort von Verbio auf dem Gelände der PCK-Raffinerie, Roggen wachsen, aber angesichts der Trockenheit sinke mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit, dass dieser als Brotroggen in Betracht komme.

Sauter lud zudem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) dazu ein, sich selbst vor Ort in Schwedt ein Bild zu machen. (Eigener Bericht / dpa)

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