Über 280 Millionen Altgeräte ungenutzt in deutschen Haushalten

Die Deutschen horten immer mehr ungenutzte Altgeräte in Schubläden und Schränken. Laut einer aktuellen Schätzung des Digitalverbands Bitkom liegen aktuell rund 210 Mio Handys oder Smartphones, 49 Mio Laptops und 26 Mio Tablets ungenutzt in deutschen Haushalten. Die Ergebnisse basieren dabei auf einer repräsentativen Befragung von etwa 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren.

In den letzten Jahren ist die Zahl gehorteter Altgeräte laut Bitkom stark gestiegen. Waren es 2014 noch rund 100 Mio ausrangierte Handys und Smartphones, wurden im Jahr 2018 schon 124 Mio Stück gezählt. Die Summe der alten Laptops belief sich im Jahr 2014 noch auf 22 Mio und 2018 dann auf 32 Mio. „Fast 300 Mio Altgeräte warten auf ihren Einsatz. Noch funktionsfähige Smartphones, Tablets oder Laptops sollten weitergegeben und wiederverwendet werden, defekte Geräte gehören fachgerecht entsorgt und recycelt“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Insgesamt besitzen sieben von acht Deutschen wenigstens ein ungenutztes Handy oder Smartphone, fast die Hälfte mindestens einen oder mehr ungenutzte Laptops und 20 Prozent mindestens ein ausrangiertes Tablet. Jeder zweite Befragte räumt dabei auch ein, dass in seinem Haushalt zu viele ungenutzte Altgeräte herumliegen, berichtet der Branchenverband weiter. Auf Basis von „herkömmlichen Maße für Gewicht“ schätzt Bitkom das Gesamtgewicht der gehorteten Altgeräte auf rund 135.000 Tonnen. Aneinander gelegt würden die Geräte außerdem eine Strecke von rund 55.000 Kilometern ergeben.

Am Beispiel der nicht mehr genutzten Handys und Smartphones verdeutlicht der Verband außerdem das Rohstoffpotenzial der Altgeräte. So enthielten die 210 Mio Altgeräte rund 6.600 Tonnen Aluminium, etwa 1.400 Tonnen Kobalt, 180 Tonnen Lithium, rund 140 Tonnen Magnesium, etwa 60 Tonnen Titan und sogar drei Tonnen Gold. „Die Deutschen horten einen riesigen Rohstoffschatz. Auch vor dem Hintergrund immer wieder neu unterbrochener Lieferketten ist es wichtig, dass wir die schon vorhandenen Rohstoffe in den Haushalten nicht brach liegen lassen“, betont Verbandsgeschäftsführer Rohleder.

Wachsendes Interesse an aufbereiteten Geräten

In der Umfrage nimmt Bitkom aber auch ein wachsendes Bewusstsein für einen nachhaltigeren Umgang mit Geräten wahr. So hätten fast 80 Prozent der Befragten angegeben, Geräte länger nutzen zu wollen. Knapp 60 Prozent lassen elektronische Geräte bei einem Defekt reparieren, statt neue zu kaufen. Rund ein Sechstel der Deutschen hat schon einmal gebrauchte, aber professionell aufbereitete Produkte gekauft, so genannte „Refurbished-IT“. Weitere 50 Prozent können es sich für die Zukunft zumindest vorstellen. Knapp ein Drittel schließt dies hingegen weiterhin für sich aus.

Nach den Gründen für den Neukauf befragt, verwiesen drei Viertel der Befragten auf nicht mehr verfügbare Updates für ältere Geräte und bei 70 Prozent reichten Leistungen und Funktionen irgendwann nicht mehr aus. Für fast 40 Prozent ist es hingegen grundsätzlich wichtig, immer möglichst aktuelle Geräte zu nutzen.

Bitkom fordert Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturen

Um die Nutzungsdauer von Geräten wie Smartphones, Laptops und Tablets insgesamt zu verlängern, schlägt Bitkom eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturen vor. Auch knapp 70 Prozent der Befragten hielten eine solche Mehrwertsteuersenkung für sinnvoll, heißt es. „Um die Kosten für Reparaturen zu reduzieren, sollte die Mehrwertsteuer auf Reparatur-Dienstleistungen abgesenkt werden. Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass Senkungen der Mehrwertsteuer auch für Reparaturen von IT-Hardware wie Smartphones und Laptops möglich werden“, fordert Rohleder.

Auch eine nachhaltige öffentliche Beschaffung könne als Hebel genutzt werden. „Die öffentliche Verwaltung hat als größter Kunde mit enormer Einkaufsmacht eine wichtige Funktion. Bei Ausschreibungen sollte auch der Einsatz von Refurbished-IT zugelassen werden“, so der Bitkom-Geschäftsführer.

Altgeräte mehrheitlich über Händler entsorgt

Trotz der hohen Zahl gehorteter Altgeräte haben immerhin drei von sieben Befragten in den letzten zwölf Monaten ein altes IT-Gerät entsorgt, verkauft oder verschenkt, so der Digitalverband. Etwa 20 Prozent haben sich dabei von PC-Zubehör wie Tastaturen, Computermäusen, Webcams getrennt. Etwa 30 Prozent davon haben ihre IT-Kleingeräte an den Händler oder an eine vom Händler angegebene Sammelstelle zurückgebracht. Jeweils ein Fünftel hat sein altes PC-Zubehör verschenkt oder beim Recyclinghof abgegeben.

Von Smartphones oder Handys haben sich insgesamt 17 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten getrennt. Hier gingen die Geräte mit einem Anteil von 58 Prozent ebenfalls mehrheitlich an die Händler oder an eine vom Händler angegebene Sammelstelle zurück. Ein Drittel derjenigen, die ein Handy oder Smartphones entsorgt haben, hat es verkauft und zehn Prozent haben es verschenkt.

Weiterhin würden sich aber viele Verbraucher mit der Entsorgung von Altgeräten schwertun, berichtet Bitkom weiter. So empfindet die Hälfte der Befragten die Entsorgung von IT-Altgeräten oft als zu aufwendig. Etwas mehr als ein Zehntel weiß nicht, wie man IT-Altgeräte entsorgt, und bei fast ebenso vielen ist auch schon mal ein IT-Altgerät im Hausmüll gelandet.

Verbandsgeschäftsführer Rohleder verweist in diesem Zusammenhang auch auf die seit diesem Sommer auf Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte erweiterte Rücknahmepflicht im Handel. Eine aktuelle dpa-Umfrage zeigt, dass diese Rückgabemöglichkeit bisher kaum genutzt wird. „Insgesamt müssen solche Möglichkeiten der Rückgabe noch viel bekannter gemacht werden. Es bedeutet keinen Aufwand, ein altes Gerät mit zum Einkaufen zu nehmen und dort abzugeben“, fordert der Bitkom-Geschäftsführer.

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