Treibhausgasemissionen des Abfallsektors weiter rückläufig

Die Abfallwirtschaft in Deutschland hat im letzten Jahr schätzungsweise rund 4,3 Mio Tonnen CO₂-Äquivalente freigesetzt. Das entspricht einem Rückgang um rund 4,5 Prozent gegenüber 2021, wie aus heute veröffentlichten Berechnungen des Umweltbundesamtes hervorgeht. Gegenüber 1990 sind die Emissionen des Abfallsektors um fast 90 Prozent gesunken.

Der Ausstoß an Treibhausgasen der Abfallwirtschaft blieb somit erneut unter der im Bundes-Klimaschutzgesetz für den Sektor festgelegten Jahresemissionsmenge von 8,5 Mio Tonnen CO₂-Äquivalenten. Ebenso blieben sie unter dem mittelfristigen Zielpfad der Bundesregierung, der aktuell für den Sektor „Abfallwirtschaft und Sonstige“ eine zulässige Emissionsmenge von fünf Mio Tonnen CO2-Äquivalente für das Jahr 2030 vorsieht.

Der ⁠rückläufige Trend⁠ werde im Wesentlichen weiter durch die sinkenden Emissionen aus der Abfalldeponierung infolge des Verbots der Ablagerung organischer Abfälle bestimmt, erklärte das UBA weiter. Tatsächlich ging der Treibhausgasausstoß aus der Abfalldeponierung im vergangenen Jahr um rund 200.000 Tonnen auf knapp 2,4 Mio Tonnen CO₂-Äquivalente zurück.

Bei der biologischen Behandlung von festen Abfällen wurden der Berechnung zufolge nahezu unverändert 1,0 Mio Tonnen freigesetzt. Weitere rund 900.000 Tonnen CO₂-Äquivalente stammten aus der Abwasserbehandlung, deren Beitrag somit genauso unverändert blieb wie die Emissionsmenge aus „anderen Bereichen“, die mit etwa 30.000 Tonnen erneut nur eine untergeordnete Rolle spielte. Auch im Vergleich zu 2010 haben sich die Emissionsmengen aus diesen Bereichen kaum verändert, bzw. sind sie im Fall der biologischen Behandlung sogar zwischenzeitlich leicht angestiegen.

Der Treibhausgasausstoß der Abfalldeponierung ging dagegen stark zurück. So setzten die Deponien 2010 noch insgesamt neun Mio Tonnen CO₂-Äquivalente frei. Bis 2016 ging die Menge auf 4,7 Mio Tonnen zurück und bis zum letzten Jahr konnte eine weitere Halbierung erreicht werden.

Emissionen im Energiesektor steigen weiter an

Die Einteilung der Sektoren im Klimaschutzgesetz umfasst allerdings nicht die kompletten von der Entsorgungswirtschaft emittierten Treibhausgase. Denn nicht alle Behandlungsmethoden werden im „Abfallsektor“ verbucht. Das von Müllverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoff-Kraftwerken emittierte CO2 wird beispielsweise dem Energiesektor zugerechnet. In diesem Bereich sind die Emissionen im letzten Jahr erneut gestiegen – der Zuwachs für 2022 beträgt laut den Berechnungen des UBA über vier Prozent auf einen Gesamtwert von fast 256 Mio Tonnen CO₂-Äquivalente.

Als Gründe für den starken Anstieg der Emissionen im Energiebereich führt das Umweltbundesamt den im zweiten Jahr in Folge gestiegenen Einsatz von Stein- und Braunkohle bei der Gewinnung von Strom und Wärme sowie den höheren Verbrauch von leichtem Heizöl an. Hintergrund für diese Anstiege sei insbesondere die Kompensation des gesunkenen Erdgasverbrauches, welcher fast elf Prozent unter dem Vorjahreswert lag. Eine erhöhte Stromproduktion sei außerdem auch für die Versorgungssicherheit im europäischen Ausland nötig gewesen, da etwa die Hälfte der französischen Kernkraftwerke im Sommer ausfiel, erklärt das UBA weiter.

„Trotz des insgesamt rückläufigen Energieeinsatzes vor allem in der Industrie hat sich der Anstieg der Treibhausgasemissionen aufgrund des erhöhten Einsatzes von Stein- und Braunkohlen in der Energiewirtschaft seit dem Sommer 2022 abgezeichnet. Dem wird die Bundesregierung jetzt mit einem⁠ wirksamen Programm entgegenwirken müssen – die Aufgabe ist aber von der gesamten Gesellschaft zu bewältigen“, forderte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, heute bei der Vorstellung der Zahlen.

Aus seiner Sicht ist dabei ein höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien von entscheidender Bedeutung. „Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern. Eine Hängepartie wie in den letzten Jahren darf es dabei nicht mehr geben. Wir können uns diese fatale Abhängigkeit von fossilen Energieträgern schlicht nicht leisten“, so Messner weiter.

Insgesamt sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands im letzten Jahr dennoch leicht um 1,9 Prozent auf 746 Mio Tonnen CO₂-Äquivalente gesunken. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um über 40 Prozent gesunken.

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