Strabag-Pläne für weitere Bauschuttrecycling-Zentren in Europa

In Bremen laufen seit Herbst letzten Jahres die Bauarbeiten für Strabags erstes „Circular Construction & Technology Center“ (C3), das 2028 fertig gestellt werden soll. Anlässlich eines Besuchs der Baustelle durch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am vergangenen Wochenende kündigte der österreichische Baukonzern nun den Bau weiterer derartiger Bauschuttrecycling-Zentren in Europa an. Für Geywitz ist das C3 Bremen „der Vorreiter auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft Bau“.

Mit dem C3 Bremen, das auf dem Gelände einer früheren Raffinerie im ehemaligen Bremer Ölhafen realisiert wird, setzt Strabag eigenen Angaben zufolge einen Meilenstein auf dem Weg zu geschlossenen Baumaterialkreisläufen in der Region und damit auch zum nachhaltigen und zirkulären Bauen der Zukunft. Das Ziel sei ambitioniert: In dem neuen Zentrum für Urban Mining und Bauschuttaufbereitung sollen künftig Rückbaumaterialien sortenrein getrennt und zu Sekundärrohstoffen bis hin zu feinsten Körnungen wiederaufbereitet werden, sodass sie als vollwertiger Ersatz für Primärrohstoffe z.B. in der Asphalt- und Betonproduktion einsetzbar sind.

Ferner soll der Standort zu einem Technologie- und Forschungsstandort mit einem Startup-Campus für Bauschuttrecycling und anderen umwelttechnischen Geschäftsfeldern ausgebaut werden. Die Gesamtinvestition beläuft sich früheren Angaben zufolge auf rund 23 Mio €.

C3 in Bremen als „Blaupause“ für weitere Kreislaufwirtschaftszentren in Europa

Das Pilotprojekt in Bremen markiert laut Strabag den Einstieg in das systematische Recycling von Bauschutt und soll branchenweit und grenzüberschreitend Schule machen. „Das C3 hat für uns Modellcharakter und soll als Blaupause dienen für weitere Kreislaufwirtschaftszentren der Strabag in Europa“, sagte Konzernchef Klemens Haselsteiner. Aktuell sei man auf der Suche nach zusätzlichen Standorten, die unter Federführung der in Düsseldorf ansässigen Tochterfirma Strabag Umwelttechnik GmbH europaweit ausgebaut werden sollen. Dafür brauche das Unternehmen aber „ein klares Bekenntnis der Politik und Planungssicherheit“, so Haselsteiner weiter.

Denn in der Realität sieht Strabag die Bauwirtschaft „noch weit entfernt von einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. So werde nur ein Bruchteil der rund 229 Mio Tonnen Bau- und Abbruchabfälle in Deutschland derzeit zu hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereitet und entsprechend eingesetzt. Gängige Praxis sei vielmehr ein Downcycling von Bauschutt, etwa als Füllmaterial im Straßenbau, oder dessen Entsorgung auf Deponien.

Unterm Strich bestehen laut Strabag derzeit lediglich 13 Prozent der bundesweit eingesetzten Baustoffe aus Recyclingmaterial. Obwohl das Know-how für effizientes und ökologisches Stoffstrommanagement längst vorhanden sei, fehle es bisher sowohl an Nachfrage als auch an Angebot von RC-Baustoffen. Kurzum: Es bestehe Handlungsbedarf, um den Materialkreislauf am Bau in Schwung zu bringen.

Geywitz: Recyclingbaustoffe brauchen mehr Rechtssicherheit und Akzeptanz

Bundesbauministerin Geywitz betonte bei ihrem Baustellenbesuch des C3 in Bremen das Spannungsverhältnis zwischen dem großen Bedarf an Baumaterialien und den begrenzten Ressourcen. „Wir müssen daher die Gebäude und das verbaute Material vergangener Generationen wertschätzen und mit Blick auf Klimaschutz und Energieeffizienz weiternutzen. Dazu zählt auch das Recycling.“ Was für Papier und Glasflaschen gilt, sollte daher auch für Beton und Stahl gelten. Unternehmen wie die Strabag hätten diesen Trend erkannt und seien mit dem C3 Bremen Vorreiter auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft Bau. „Damit dies gelingen kann, müssen wir nicht nur am technisch Machbaren arbeiten, sondern mehr Rechtssicherheit und gesellschaftliche Akzeptanz für den Einsatz von Recyclingbaustoffen schaffen“, so Geywitz.

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