Schrottrecycler TSR nimmt in Duisburg neue Aufbereitungsanlage in Betrieb

Nach einem Jahr Bauzeit hat das Schrottrecyclingunternehmen TSR gestern im Beisein von Vertretern des Mutterkonzerns Rethmann, des Stahlproduzenten Thyssenkrupp, des Automobilbauers Mercedes sowie der nordrhein-westfälischen Landesregierung am Standort Duisburg eine neue Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Die Anlage soll jährlich bis zu 450.000 Tonnen unterschiedliche Inputmaterialien – wie etwa Altkarossen, Mischschrotte oder Haushaltsgroßgeräte – zu dem hochwertigen und zertifizierten Recyclingprodukt TSR40 aufbereiten, das beim Wiedereinsatz in der Stahlproduktion eine deutliche Reduktion des CO2-Ausstoß verspricht.

Grundlage für den Anlagenneubau sei ein von TSR Recycling entwickeltes, innovatives Herstellungsverfahren, erläutert das zur Remondis-Gruppe gehörende Unternehmen in einer Pressemitteilung. Mittels neu entwickelter Mess-, Detektions- und Separationstechniken sei es möglich, Störelemente in der Produktion sicher im Rohmaterial zu identifizieren und zu entfernen sowie Begleitelemente wie zum Beispiel Kupfer, Nickel und Chrom genau zu bestimmen. Im Rahmen des öffentlich geförderten Forschungsprojektes „REDERS“ (Reduzierte CO2-Emissionen durch Erhöhung der Recyclingquote bei der Stahlherstellung) werde TSR das Verfahren gemeinsam mit den Projektpartnern VDEh-Betriebsforschungsinstitut GmbH, Hüttenwerke Krupp Mannesmann und Thyssenkrupp Steel stetig weiterentwickeln.

Fleschenberg: Anlage ein „Meilenstein“, der TSR zu einem Rohstoffproduzenten macht

TSR sieht die neue Aufbereitungsanlage am Duisburger Hafen als ein Leuchtturmprojekt für die Transformation der Stahlindustrie und die weiterverarbeitenden Industriezweige – wie etwa die Automobilindustrie – zu mehr nachhaltigen Qualitätsprodukten. So stelle das Unternehmen mit TSR40 einen Rohstoff zur Verfügung, der nicht nur energie-, klima- und ressourcenschonend sei, sondern mit dem ohne Qualitätsverlust der Recyclinganteil in der Stahlproduktion deutlich erhöht werden könne.

Aber auch für den Schrottrecycler selbst markierten die neue Anlage und das Recyclingprodukt TSR40 einen „Meilenstein“, so TSR-Geschäftsführer Bernd Fleschenberg. „Damit entwickeln wir uns von der Schrottwirtschaft zu einem Rohstoffunternehmen, zu einem Produzenten.“ Und dies werde neben Stahl künftig auch für Aluminium und viele andere Rohstoffe gelten.

Fleschenberg hob zudem die Anlagengröße hervor, die es dem Unternehmen künftig ermögliche, großtechnisch zu produzieren. TSR40 stehe für eine nachhaltige Rohstoffsicherung für Deutschland und Europa und könne einen erheblichen Anteil des zukünftigen Rohstoffbedarfs der Industrie abdecken. „Neben den positiven Effekten für Umwelt- und Klimaschutz ist das unser Beitrag zu einer nachhaltigen Circularity-Strategie und zur Erreichung der Ziele im Rahmen des europäischen Green Deals“, so Fleschenberg.

Thyssenkrupp: TSR40 ein erstklassiges Produkt für die Hochofenroute

Einer der künftigen Abnehmer von TSR40 ist der Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel Europe. Wie Technik-Chef Arnd Köfler anlässlich der Einweihungsfeier der TSR-Anlage ausführte, stellt die angestrebte Dekarbonisierung der Stahlproduktion eine „immense Aufgabe“ dar. Erreichen will Thyssenkrupp seine Klimaziele vor allem durch den Bau neuer, wasserstoffbetriebener Direktreduktionsanlagen. Allerdings wird die erste dieser Anlagen Köfler zufolge erst Ende 2026 in Betrieb gehen.

Da Thyssenkrupp die komplette Transformation nicht abwarten wolle, nutze das Unternehmen deshalb bereits heute im bestehenden Anlagenpark alle Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu senken. „Mit TSR40 eröffnet sich nun dank der hochwertigen Aufbereitung des Stahlschrotts erstmalig die Möglichkeit, ein erstklassiges, zertifiziertes Produkt auch im Hochofen einzusetzen“, so Köfler. Der Konzern-CTO lobte TSR40 als ein qualitativ überzeugendes, wettbewerbsfähiges Produkt, das neben Erz in den konventionellen Erzeugungsrouten eingesetzt werde könne.

Mercedes-Benz: TSR40 ein „Enabler“, um Rezyklateinsatzziele zu erreichen

„Damit ergänzen wir unsere Bemühungen, CO2-Emissionen zu senken und davon profitieren auch unsere Kunden“, so Köfler weiter. Ein wichtiger Kundenstamm von Thyssenkrupp sei dabei die Automobilindustrie, die den Herstellungsprozess ebenso dekarbonisieren und ihre Produkte als grün vermarkten wolle. Aus Sicht von Jens Rubi, Head of Circular Economy bei der Mercedes-Benz AG, bringt TSR mit seiner neuen Anlage einen riesigen „Hebel“ in den Markt, um der Automobilindustrie dabei zu helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. So habe sich etwa Mercedes das Ziel gesetzt, den Anteil von Sekundärrohstoffen für die Pkw-Flotte bis 2030 auf durchschnittlich 40 Prozent zu erhöhen. Das von TSR erzeugte Recyclingprodukt TSR40 liefert Rubi zufolge die Antwort auf die von Mercedes gestellten Anforderungen an die Lieferkette bezüglich Rezyklatanteil und Dekarbonisierung und sei damit für den Automobilkonzern ein „Enabler“ beim Thema „Active-Loop-Management“.

Zudem hob Rubi die Bedeutung kleiner Kreisläufe für Mercedes hervor. „Es geht nicht darum, dass wir Rezyklate von irgendwoher einkaufen wollen. Sondern es geht darum, dass wir kleine Kreisläufe schließen – innerhalb von Regionen innerhalb von Märkten.“ Und hier seien TSR und das neue Produkt TSR40 „der Stellhebel“, so Rubi.

Auch Mona Neubaur, Wirtschafts- und Energieministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, würdigte das Gesamtprojekt sowie den Anlagenneubau als zukunftsweisende Investition: „Der Weg zur klimaneutralen Industrie, Rohstoffleichtigkeit und nachhaltigem Wirtschaften gelingt uns nur, wenn wir die Potentiale der Kreislaufwirtschaft nutzen“, so die grüne Ministerin bei der symbolischen Einweihung der TSR-Anlage. „Gerade in energieintensiven Branchen leisten innovative Projekte, die eine zirkuläre Wertschöpfung ermöglichen, erhebliche Beiträge zur Einsparung von Rohstoffen, Energie und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Dies wird einmal mehr an der Aufbereitungsanlage für Stahlschrott hier in Duisburg deutlich, die im Verbund ansässiger Unternehmen entstanden ist. In einer Circular Economy brauchen wir solche Industriepartnerschaften entlang der Wertschöpfungsketten, um ambitionierte und wegweisende Projekte erfolgreich umzusetzen.“

Das Projekt „REDERS“ wurde vom Land NRW mit insgesamt 6,4 Mio € gefördert.

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