Sammelquote für Altgeräte fällt in Deutschland unter 40 Prozent

Destatis-Zahlen zeigen leichten Rückgang bei Behandlungsmenge für 2021

Die in Deutschland erfasste und behandelte Altgerätemenge stagniert. Da gleichzeitig die Verkaufsmenge an Neugeräten steigt, geht die Sammelquote weiter zurück. Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben die Erstbehandlungsanlagen im Jahr 2021 insgesamt 1,006 Mio Tonnen E-Schrott angenommen. Das waren drei Prozent weniger als noch im Jahr davor.

Der leichte Rückgang ist insofern überraschend, da die Erfassungsmengen zuletzt kontinuierlich angestiegen waren. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 hatten jedoch viele Haushalte ihre Keller und Dachböden leergeräumt und dabei auch viele gehortete Altgeräte entsorgt. Mengen, die möglicherweise nun in der Sammlung fehlten. Allerdings hatte die Stiftung Elektro-Altgeräte Register (EAR) in ihrer Statistik für das Jahr 2021 einen Anstieg in der Sammlung auf 1,07 Mio Tonnen ausgewiesen.

In den vergangenen Jahren stimmten die von Destatis für die Erstbehandlungsanlagen ausgewiesenen Werte für gewöhnlich mit den von der Bundesrepublik nach Brüssel gemeldeten Zahlen überein. Zieht man diese Daten für die Berechnung der Sammelquote heran, ergibt sich für 2021 lediglich ein Wert von knapp 39 Prozent. Für das Jahr 2020 lag die Sammelquote in Deutschland noch bei 44 Prozent.

Differenz zum Mindestziel von 65 Prozent wächst und wächst

Die Lücke zum EU-weit gültigen Sammelziel von 65 Prozent wird somit immer größer. Um diesen Wert zu erreichen, hätten 2021 fast 690.000 Tonnen Altgeräte mehr erfasst werden müssen. Und die Differenz zur Zielerreichung wird immer größer. Denn die Verkaufsmengen an Neugeräten, welche die Basis für die Berechnung der Sammelquoten darstellen, wachsen weiter stark an. So wurden laut EAR im Jahr 2021 erstmals mehr als drei Mio Tonnen neue Geräte in Deutschland auf den Markt gebracht. Um eine Quote von 65 Prozent zu erreichen, hätten im letzten Jahr 1,85 Mio Tonnen E-Schrott in Deutschland gesammelt werden müssen – über 80 Prozent mehr als 2021.

„Die Zahlen zur Sammlung von Elektroschrott werden immer besorgniserregender. Auf der einen Seite werden immer mehr Elektrogeräte in Umlauf gebracht, auf der anderen Seite immer weniger Altgeräte für ein Recycling oder eine Wiederverwendung gesammelt“, erklärt die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, Barbara Metz. Die DUH fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) daher auf, die Sammlung von Elektroschrott zu vereinfachen. „Jeder Händler, der Elektrogeräte verkauft, sollte dazu verpflichtet werden, ähnliche Altgeräte kostenlos zurückzunehmen“, so Metz. Nach EU-Recht müsse jede Verkaufsstelle von Elektrogeräten ähnliche Altgeräte kostenlos zurücknehmen. In Deutschland gilt die Rücknahmepflicht hingegen nur für Elektrohändler und Supermärkte ab einer gewissen Größe.

DUH: Hersteller für Erreichung der Sammelziele verantwortlich machen

Außerdem spricht sich die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation für eine klarere Zuordnung der Sammelziele aus. „Bislang gibt es für Elektroschrott nur eine allgemeine Gesamtsammelquote von 65 Prozent, sodass die einzelnen Hersteller sich ihrer Verantwortung für die sachgerechte Erfassung und Entsorgung der Altgeräte leicht entziehen können. Solange sie weder Angaben machen, noch Konsequenzen bei einer sehr niedrigen Sammelmenge befürchten müssen, ist es kein Wunder, dass die Sammelquoten weiter sinken“, kritisiert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Daher sollten alle Hersteller die gesetzliche Sammelquote erfüllen und ihre Ergebnisse veröffentlichen müssen.

Die Bundesrepublik steht mit ihrer schlechten Sammelquote allerdings nicht allein da. Nahezu alle EU-Staaten verfehlen das Mindestziel von 65 Prozent mehr oder weniger deutlich. Kritik wird in diesem Zusammenhang immer wieder an der Berechnungsmethode für die Quote geäußert. Im Fokus steht dabei vor allem der Bezug auf die Verkaufsmenge an Neugeräten der drei vorangegangenen Jahre. Diese spiegele insbesondere bei Großgeräten nicht deren tatsächliche Lebensdauer wider, kritisieren Experten.

Ein Problem, dass sich vor allem bei stark wachsenden Gerätekategorien zeigt, wie den erst vor wenigen Jahren neu in den Anwendungsbereich des ElektroG und der WEEE-Richtlinie aufgenommenen Photovoltaikmodulen. So stagnierte die bei den deutschen Erstbehandlern angenommene Menge an Altmodulen im Jahr 2021 bei rund 16.000 Tonnen. Dem steht laut EAR eine weiter stark steigende Inverkehrbringungsmenge neuer Photovoltaikmodule auf dem deutschen Markt von rund 440.000 Tonnen für das gleiche Jahr gegenüber.

Rückgang bei fast allen Gerätekategorien, Mengen aus dem B2B-Bereich weiter auf niedrigem Niveau

Bei nahezu allen Gerätekategorien sind die bei Erstbehandlungsanlagen angenommenen Mengen im Jahr 2021 gesunken. Lediglich bei den Kleingeräten weist Destatis ein Plus von rund drei Prozent auf 300.000 Tonnen aus. Dafür ist die Menge an kleinen IT- und Telekommunikationsgeräten um mehr als ein Fünftel auf 96.000 Tonnen gefallen.

Hinter den Kleingeräten entfällt die größte Menge mit 293.000 Tonnen auf die Weiße Ware. Die Sammelmenge der Großgeräte gab somit um knapp zwei Prozent nach. Im selben Umfang ging 2021 auch die erfasste Menge in der Kategorie der Wärmeüberträger, die vor allem Kühlschränke umfasst, auf 187.000 Tonnen zurück. Bei den Bildschirmgeräten nahm die Sammelmenge sogar um fast sieben Prozent auf 106.000 Tonnen ab. Ursächlich hierfür war wahrscheinlich auch der fortschreitende Technologiewechsel von den schwereren Röhrengeräten zu leichteren Flachbildschirmen, der sich immer mehr auch im Altgerätestrom niederschlägt.

Gestiegen ist hingegen wieder der Anteil gewerblicher Altgeräte. Destatis weist für 2021 eine B2B-Menge von knapp 80.000 Tonnen aus. Das waren zwar 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Jahr 2019 summierte sich die Menge gewerblicher Altgeräte allerdings noch auf 110.000 Tonnen.

Zur Wiederverwendung aufbereitete Mengen „weiteres Armutszeugnis“

Erneut erschreckend gering fielen 2021 die zur Wiederverwendung vorbereiteten Mengen aus. Für diesen Verwertungsweg weist die Statistik sogar einen Rückgang um 16 Prozent auf nur noch 16.000 Tonnen aus. Weniger als zwei Prozent der angenommenen Altgeräte oder Bauteile wurden somit für die Wiederverwendung vorbereitet.

Die weiterhin sehr geringen Mengen, die zur Wiederverwendung aufbereitet werden, stellen für die DUH ein weiteres Armutszeugnis dar. So könnten allein durch das Aufbereiten eines Laptops rund 180 Kilogramm Primärressourcen und umgerechnet mehr als 150 Kilogramm CO2-Emissionen eingespart werden. Die Umwelthilfe geht davon aus, dass das ElektroG noch in dieser Legislaturperiode überarbeitet wird. Bei dieser Novelle sollte auch eine verbindliche Wiederverwendungsquote von mindestens 15 Prozent in das Gesetz aufgenommen werden.

Mehr als 80 Prozent der Mengen für die Vorbereitung zur Wiederverwendung entfielen 2021 auf die Weiße Ware, kleine IT- und Telekommunikationsgeräte sowie sonstige Kleingeräte. Nahezu gar keine Rolle spielt die Vorbereitung zur Wiederverwendung bei Kühlgeräten und Lampen.

Die Recyclingquote über alle Gerätekategorien hinweg summierte sich im Jahr 2021 in Deutschland auf 86,1 Prozent. Das entspricht einem leichten Rückgang um 0,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Bei den kleinen IT- und Telekommunikationsgeräten ging die Recyclingquote sogar um mehr als vier Prozentpunkte zurück.

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