Sammelquote bei Gerätebatterien weiter unter 50 Prozent

In Deutschland wurde die gesetzliche Sammelquote für alte Gerätebatterien von 50 Prozent im letzten Jahr verfehlt. Aus den Daten der Batterierücknahmesysteme ergibt sich für 2021 eine Gesamtquote für die Bundesrepublik von 48,2 Prozent. Damit wurde die erstmals für das letzte Jahr geltende Mindestquote von 50 Prozent aus dem Batteriegesetz zwar verfehlt, die europäische Mindestvorgabe von 45 Prozent allerdings genau wie im Vorjahr erfüllt. Bei Lithium-Ionen-Akkus soll die Sammelquote noch geringer ausfallen. Hier hat die DUH bei einer angenommenen Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren einen Wert von rund 32 Prozent berechnet.

Die Deutsche Umwelthilfe nimmt das verfehlte Sammelziel zum Anlass von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) eine zügige Überarbeitung des Batteriegesetzes zu fordern. Es bedürfe eines Kostenausgleichs für Sammelsysteme, ambitionierte Sammelquoten sowie ein Pfandsystem für Lithium-Ionen-Akkus einzuführen, erklärte die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation.

„Weniger als die Hälfte der Gerätebatterien wird in Deutschland ordnungsgemäß gesammelt – das ist ein Armutszeugnis. Trotz unserer Warnungen wurden bei der letzten Novelle des Batteriegesetzes massive Fehlanreize bei der Sammlung von Altbatterien festgelegt. Wir brauchen jetzt schnell eine funktionierende Kreislaufführung von Batterien. Umweltministerin Lemke hat die Fakten auf dem Tisch und muss die gesetzlichen Schwachstellen umgehend beseitigen“, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Die Umwelthilfe fordert konkret eine schrittweise Anhebung der Sammelquote für Gerätebatterien auf 85 Prozent bis 2025. Damit Sammelsysteme einen Anreiz zur Erfassung möglichst vieler Batterien über die gesetzlichen Sammelquoten hinaus erhalten, sollten außerdem ein Kostenausgleich eingeführt werden. Als weitere wichtige Maßnahme sieht die DUH die rasche Einführung eines Pfandes auf Lithium-Ionen-Akkus, etwa aus Smartphones, Powertools und E-Bikes. Konkrete Vorschläge für eine Umsetzung des im Koalitionsvertrag angekündigten Anreizsystems für eine umweltgerechte Entsorgung dieser Batterien wurden bisher aber nicht vorgelegt, kritisiert die Umwelthilfe.

Rücknahmesysteme erreichen jeweils Mindestquote von 50 Prozent

Die einzelnen Rücknahmesysteme haben jedoch ausnahmslos die im Batteriegesetz vorgesehene Mindestquote von 50 Prozent erreicht. Die Diskrepanz zur Gesamtquote für Deutschland ergibt sich aus den unterschiedlichen Zeiträumen, die für die jeweilige Berechnung der Quoten herangezogen werden. Während für die Bundesrepublik insgesamt sowie die Rücknahmesysteme Rebat, Öcorecell und die mittlerweile aus dem Markt ausgetretenen Systeme Ecobat und ERP bei der Berechnung der Quoten auf die durchschnittlichen Inverkehrbringungsmengen des jeweiligen Jahres sowie der beiden Vorjahre zurückgegriffen wird, werden für die seit 2020 neu gegründeten Systeme nur die seitdem in Verkehr gebrachten Mengen an Neubatterien herangezogen.

„Es ist genau das eingetreten, was wir vorausgesagt hatten. Im Batteriegesetz enthaltene Schlupflöcher zur Manipulation der erfassten Batteriemengen wurden ausgenutzt. Sammelsysteme haben gezielt ihre Rücknahmeverpflichtungen reduziert, indem sie sich aufgelöst und neu gegründet haben. Dadurch zählen die in den Vorjahren in Verkehr gebrachten Batteriemengen nicht mehr mit, was die Quotenberechnung verzerrt“, erklärt Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Nur so sei erklärbar, dass offiziell alle Sammelsysteme für Gerätebatterien eine Sammelquote von mehr als 50 Prozent gemeldet haben, die Gesamtquote jedoch nur bei 48 Prozent liegt. Diesen Tricksereien muss Umweltministerin Lemke schnellstmöglich einen Riegel vorschieben“, fordert Fischer.

Sammelmenge steigt insgesamt um zwölf Prozent

Insgesamt wurden von den Systemen im letzten Jahr 29.600 Tonnen alter Gerätebatterien gesammelt. Das waren rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Um die Mindestquote von 50 Prozent zu erreichen, hätte die Sammelmenge aber noch um rund 1.100 Tonnen höher ausfallen müssen.

Auf europäischer Ebene werden die Sammelziele jedoch aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren deutlich steigen. So dürfte die neue Batterieverordnung der EU Mindestquoten von mindestens 65 Prozent vorsehen. Hierfür müssten die erfassten Mengen an alten Gerätebatterien in Deutschland sogar um mehr als 10.000 Tonnen steigen.

Handel mit gesammelten Mengen verschiebt Quoten

Mit Ausnahme des erst kurz vor Jahresende gestarteten Systems Landbell sowie des mengenmäßig ebenfalls unbedeutenden Systems Öcorecell konnten alle Rücknahmesysteme Sammelquoten von knapp über 50 Prozent für das letzte Jahr ausweisen. Neben den unterschiedlichen Berechnungszeiträumen muss aber auch die neu ins Batteriegesetz eingeführte Möglichkeit zum Handel mit Sammelmengen zwischen den Systemen bei der Betrachtung der ausgewiesenen Sammelquoten berücksichtigt werden.

So hat etwa die Stiftung GRS Batterien über 400 Tonnen an die vier zum Jahresende neu gestarteten Systeme der gemeinsam mit Saubermacher betriebenen GRS Service GmbH verkauft. Diese vier Systeme erreichten somit 2021 jeweils exakt die gesetzliche Mindestquote von 50 Prozent. Ohne die Abgabe dieser Menge hätte die Sammelquote des herstellereigenen Systems der Stiftung GRS rund zwei Prozentpunkte höher gelegen.

Noch deutlicher zeigt sich der Effekt beim größten Rücknahmesystem Rebat. Hier wurden im letzten Jahr wie berichtet mehr als 1.400 Tonnen erfasster Gerätebatterien an andere Systeme abgegeben. Statt einer Sammelquote von 57,0 Prozent wies das System entsprechend der Vorgaben des Batteriegesetzes für 2021 eine Quote von 51,7 Prozent aus.

In den Berichten wurde zwar nicht offengelegt, welche Systeme die Mengen gekauft haben. Angesichts der veröffentlichten Sammelquoten liegt die Vermutung aber nahe, dass die von Rebat übernommenen Mengen für das ein oder andere System durchaus entscheidend für die Erfüllung der gesetzlichen Mindestvorgaben waren.

Landbell-Systeme: Geringere Sammelmenge bei höherer Inverkehrbringungsmenge

Das Ende 2020 gestartete Rücknahmesystem DS Entsorgung weist für das letzte Jahr eine Sammelmenge von fast 3.000 Tonnen aus. Das waren rund 200 Tonnen weniger als das System ERP im Jahr davor gesammelt hatte. Die Landbell-Gruppe hatte ERP Ende 2020 vom Markt genommen, stattdessen war das neue System DS in die Rücknahme von Gerätebatterien eingestiegen.

Die Zahl der an DS angeschlossenen Sammelstellen stieg gegenüber 2020 um zehn Prozent, heißt es im Jahresbericht des Systems. Zugelegt hat auch die in Deutschland verkaufte Menge neuer Batterien der beim Landbell-System angeschlossenen Hersteller. So weist DS für 2021 eine Inverkehrbringungsmenge von 10.700 Tonnen aus. ERP hatte im letzten Jahr seiner Aktivität noch einen Wert von 8.500 Tonnen gemeldet.

Darüber hinaus hat die Mainzer Unternehmensgruppe Ende letzten Jahres noch ein System unter dem Namen Landbell gestartet, welches aufgrund einer geringen Inverkehrbringungs- und einer im Vergleich dazu deutlich höheren Sammelmenge eine Sammelquote von über 1.500 Prozent ausweisen konnte. Diese Sondereffekte dürften aber für das laufende Jahr entfallen und sich der Wert wieder normalisieren, hieß es von Landbell.

Ecobat erreicht Sammelquote trotz Marktaustritt ebenfalls knapp

Neben den diversen System-Neugründungen kam es im vergangenen Jahr auch durch den Rückzug von Ecobat zu Verschiebungen im Markt der Batterierücknahme. Das System hatte sich Mitte 2021 aus der Rücknahme von Gerätebatterien verabschiedet. Die Sammelmenge von Ecobat reduzierte sich dadurch von 3.400 Tonnen auf knapp 2.000 Tonnen.

Die gesetzliche Mindestquote konnte mit 50,2 Prozent aber dennoch knapp erreicht werden. Dazu beigetragen hat allerdings unter anderem auch eine deutlich geringere Inverkehrbringungsmenge. So brachten die ans System angeschlossenen Hersteller im Rumpfjahr 2021 nur noch 1.600 Tonnen neuer Batterien auf den Markt. Im Jahr zuvor war die ausgewiesene Inverkehrbringungsmenge bei Ecobat mit 8.500 Tonnen noch fünfmal so hoch ausgefallen. Weitere Details zu den Zahlen des Systems liegen bisher nicht vor, da der Erfolgskontrollbericht für das letzte Jahr entgegen der gesetzlichen Vorgaben bis Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht wurde.

Verkaufsmenge neuer Batterien sinkt insgesamt leicht

Über alle Systeme gerechnet ist die insgesamt in Deutschland verkaufte Menge neuer Gerätebatterien im vergangenen Jahr entgegen des Trends der Vorjahre gesunken. Mit 63.200 Tonnen wurden rund drei Prozent weniger neuer Gerätebatterien auf den Markt gebracht als noch 2020.

Fast die Hälfte davon entfiel auf Rebat. Das größte Batterierücknahmesystem konnte seine Inverkehbringungsmenge im letzten Jahr um weitere rund zehn Prozent auf über 30.000 Tonnen steigern. Gegenüber 2018 wurde die Verkaufsmenge der bei Rebat angeschlossenen Hersteller somit fast verdreifacht.

Bei den Systemen der Stiftung GRS bzw. des Gemeinschaftsunternehmens mit Saubermacher konnte der rückläufige Trend bei den Inverkehrbringungsmengen der letzten Jahre 2021 mit insgesamt etwas mehr als 20.000 Tonnen gestoppt werden.

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