Rudolstadt: Geplante Batterierecyclinganlage von Sungeel wird nicht gebaut

Wirtschaftsministerium will Sungeel in Thüringen halten / Aktivisten warnen

Der südkoreanische Konzern Sungeel wird keine Batterierecyclinganlage in Rudolstadt bauen. Das Unternehmen hat Anfang April den Antrag zur Errichtung einer Anlage für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien zurückgezogen. Das geht aus einer amtlichen Bekanntmachung des Umweltlandesamtes Thüringen hervor.

Das Wirtschaftsministerium Thüringen hat gegenüber EUWID allerdings bereits bestätigt, dass das Bundesland auf der Suche nach einem Alternativstandort ist. Der verantwortliche Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) bat die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG) unlängst, Ausweichstandorte zu prüfen. Das Land befinde sich mit Sungeel in Gesprächen, ergänzte eine Ministeriumssprecherin gegenüber EUWID.

Das Wirtschaftsressort bedauerte den Rückzug Sungeels aus Rudolstadt. Sorgen, dass das gescheiterte Vorhaben einen abschreckenden Effekt auf andere Unternehmen haben könnte, hat das Ministerium nicht. „Thüringen ist bereits ein führender Batteriestandort in Deutschland, Recyclingtechnologien und Ansiedlungen in diesem Bereich sind für Thüringen weiterhin hochinteressant. Entsprechende Sorgen bestehen daher nicht“, sagte die Sprecherin.

Aktivisten jubeln über Rückzug und warnen weiter

Über Monate hatten sich Umweltverbände und die Bürgerinitiative „Lebenswerte Heimat rund ums Saaletal“ gegen den Anlagenbau in Rudolstadt gewehrt. Nun zeigten sich die Aktivisten erleichtert. „Während des gesamten Prozesses der Antragstellung wurde der Umwelt- und Naturschutz zu wenig berücksichtigt. Es gab viele offene Fragen bezüglich der potentiellen Schäden für Mensch und Natur“, sagte Steffen Post, Kreisvorsitzender des BUND Saalfeld-Rudolstadt. Diese seien nicht hinreichend geklärt und relevante Betriebsabläufe nicht offengelegt worden. „Wirtschaftsinvestitionen ja, aber nicht auf Kosten von Natur und Umwelt“, ergänzte Post.

„Ohne die gemeinschaftliche, überparteiliche und fleißige Arbeit der Bürger hätte man diese unsichere Anlage gebaut, denn nur durch diese Arbeit konnten die vielen guten Gründe aufgezeigt werden. Vor allem der fehlende Bebauungsplan war ein großes Thema, denn mit einem Bebauungsplan hätte die Ausmessung laut einer Architektin nicht gereicht“, sagte eine Sprecherin der Bürgerinitiative auf Anfrage von EUWID. Die Interessengemeinschaft denkt allerdings bereits einen Schritt weiter. So haben die Aktivisten schon Warnungen an andere Kommunen und Gemeinden verteilt.

Sungeel und die Gicon-Gruppe, welche für den Genehmigungsantrag der Anlage verantwortlich war, hatten alles versucht, um die Bevölkerung umzustimmen. Ende März wurde ein Bürgerforum einberufen. Auch Sungeels Vize-Präsident Yum Kwanh Hyun war vor Ort. Seine Aussagen verärgerten viele Bürger. Über 2.700 Bürger hatten Einwendungen gegen die von Sungeel geplante Batterierecyclinganlage in Rudolstadt eingereicht.

Bereits im Januar hatte die Nachbarstadt Bad Blankenburg den Bau der Recyclinganlage abgelehnt. So äußerte die Kommune Skepsis über die gesundheitlichen Folgen der Recyclinganlage nach der Inbetriebnahme.

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