Li-Cycle und Glencore prüfen Bau von Recyclinganlage für Schwarzmasse aus Lithium-Akkus

Li-Cycle und Glencore planen eine engere Kooperation beim Recycling von Lithium-Akkus. Der kanadische Batterierecycler und der Rohstoffkonzern wollen den Bau einer Anlage zur Rückgewinnung von Batteriemetallen prüfen. Dort könnten bis zu 70.000 Tonnen Schwarzmasse pro Jahr verwertet werden. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die beiden Unternehmen unterzeichnet.

Entstehen soll die Anlage am italienischen Glencore-Standort Portovesme, im Südwesten Sardiniens. Für das Projekt wollen Li-Cycle und Glencore allerdings zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellen. Die Ergebnisse dieser Studie sollen bis Mitte nächsten Jahres vorliegen. Fallen diese positiv aus, soll vorbehaltlich endgültiger Investitionsentscheidungen anschließend mit dem Bau begonnen werden. Eine Inbetriebnahme der neuen Anlage sei dann für Ende 2026 bzw. Anfang 2027 vorgesehen, teilten die beiden Unternehmen weiter mit.

In Portovesme könnten dann Batteriematerialien wie Nickel, Kobalt und Lithium aus der Schwarzmasse gewonnen werden. Die Anlage soll dabei die hydrometallurgische Technologie von Li-Cycle nutzen und der größte Produzent von nachhaltigen Batterieprodukten in Europa werden, heißt es. Die geplante Verarbeitungskapazität von 50.000 bis 70.000 Tonnen Schwarzmasse pro Jahr entspreche Lithium-Ionen-Batterien mit einer Speicherkapazität von 36 GWh. Die Anlage wäre dann die erste dieser Art und Größe, die in Europa in Betrieb genommen werde, betonen die Partner.

Die Schwarzmasse soll dabei über das wachsende Netzwerk von Li-Cycle in Europa und über das kommerzielle Netzwerk von Glencore geliefert werden. Der Komplex von Glencore auf Sardinien besteht bisher aus einer Blei-Zink-Hütte und einer hydrometallurgischen Anlage. Der Standort verfüge außerdem über eine umfangreiche Infrastruktur, einschließlich Hafenzugang, Versorgungseinrichtungen sowie eine erfahrene Belegschaft, heißt es in der Mitteilung weiter. Italienische Regionalmedien hatten kürzlich über die Schließung der Bleiverarbeitung an dem Standort berichtet.

Joint-Venture für Anlagenbetrieb geplant

Teil der Vereinbarung zwischen Glencore und Li-Cycle ist auch die Gründung eines Joint Ventures, an dem beide Partner jeweils 50 Prozent der Anteile halten sollen. Der Anteil von Li-Cycle an der Kapitalinvestition soll dabei langfristig durch Glencore finanziert werden. Der Rohstoffkonzern hatte sich bereits im vergangenen Jahr an dem Batterierecycler beteiligt. Zunächst war von einer Investition in Höhe von 200 Mio US-Dollar die Rede, später wurde sogar von 250 Mio US-Dollar berichtet.

Das geplante Gemeinschaftsunternehmen soll dann den Betrieb der Anlage übernehmen und dafür einen Teil des bestehenden Glencore-Metallurgiekomplexes in Portovesme umfunktionieren. Dies würde einen kosteneffizienten und beschleunigten Entwicklungsplan ermöglichen, heißt es.

„Der geplante Portovesme-Hub ist ein Vorzeigeprojekt für die europäische Batterierecyclingindustrie und wird voraussichtlich die größte Quelle für recyceltes Lithium in Batteriequalität auf dem Kontinent sein. Wir freuen uns, unsere globale strategische Partnerschaft mit Glencore auszubauen und auf unseren Erfahrungen mit dem Rochester-Hub aufzubauen, um das schnelle Wachstum des Ökosystems Lithium-Ionen-Batterien auf umweltfreundliche Weise zu unterstützen“, erklärte Li-Cycle-Mitgründer und Vorstandschef Tim Johnston.

Für Kunal Sinha von Glencore unterstreicht das Projekt in Kombination mit den bestehenden Aktivitäten in der Primärversorgung und im Recycling von Batteriemetallen das Ziel des Konzerns, der bevorzugte Kreislaufpartner für die europäische Batterie- und Elektrofahrzeug-Industrie zu werden. „Die Einrichtung eines Hubs durch die Umwidmung unseres Standorts in Portovesme, der zum ersten Glencore-Standort für die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien werden könnte, wird uns in die Lage versetzen, den Kreislauf für unsere europäischen OEM- und Gigafactory-Kunden über alle Aspekte der Lieferkette hinweg zu schließen. Es wird die Lieferzeiten verkürzen, die Emissionen durch die Minimierung der Transportwege verringern und Italiens und Europas Bestrebungen unterstützen, in der Kreislaufwirtschaft weltweit führend zu sein“, betont der Chef der Recyclingaktivitäten von Glencore.

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