Kernenergiebranche: „Ohne Deponien und MVA funktioniert kein Rückbau“

Vertreter der Kernenergiebranche haben im Zusammenhang mit dem Rückbau von Kernkraftwerken auf die notwendige Entsorgung auch nicht radioaktiven Abfalls hingewiesen.

„Ohne Deponien und Müllverbrennungsanlagen funktioniert kein Rückbau“, betonte der Essener Energiekonzern RWE. Vom Verband Kerntechnik Deutschland (KernD) hieß es: Kreise und gegebenenfalls Länder müssten für ausreichend Deponieraum für Bauschutt sorgen.

Nach Aussage eines Sprechers des Verbands gebe es Fälle, in denen Deponien Bauschutt unter Verweis auf Sicherheitsbedenken abgelehnt hätten, obwohl dieser Schutt nach entsprechenden Messungen als unbedenklich eingestuft wurde.

Sogenannte freigemessene Abfälle machten den weitaus größten Anteil des Materials aus, der beim Rückbau anfalle. Er vermute hinter solchen Vorbehalten auch die Absicht, Deponiekapazität zu schonen. In einem Fall hätte Schutt über weite Strecken in ein anderes Bundesland gefahren werden müssen. Von RWE hieß es: „Wenn der Abbauprozess nicht ins Stocken kommen soll, braucht es gesicherte Entsorgungspfade für alles, was nicht recycelt werden kann.“

Aktuell läuft etwa in Baden-Württemberg eine Auseinandersetzung zwischen dem Bundesland und einem Landkreis über die Aufnahme freigemessenen Abfalls. Das Land will vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg durchsetzen, sogenannte freigemessene Betonabfälle aus dem Rückbau von Atomanlagen auf der Deponie Hamberg im Enzkreis ablagern zu dürfen (EUWID 36 2022). In Lübeck gab es im Mai 2021 eine ähnliche Auseinandersetzung. Das Land Schleswig-Holstein hatte die Zuweisungsbescheide für die Deponierung von freigemessenen Abfällen aus dem Rückbau des Atomkraftwerks Brunsbüttel für die Deponien LübeckNiemark und Johannistal erlassen.

Im vorpommerschen Lubmin, wo nach Angaben der zuständigen Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH (EWN) der größte Rückbau eines Kernkraftwerks in Europa erfolgt, habe man hingegen keine Probleme mit der Entsorgung von Bauschutt. Dort wird die Abbaumasse auf etwa 1,8 Mio Tonnen geschätzt. Nicht alles davon ist Bauschutt. Für 1,2 Mio Tonnen davon bestünden keine Beschränkungen wegen Radioaktivität.

In Deutschland sind derzeit noch drei Kernkraftwerke in Betrieb. Diese befinden sich in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen. Weitere 29 Atomkraftwerke sind inzwischen abgeschaltet. Davon befinden sich aktuell 21 im Rückbau, führt das KernD auf. Des Weiteren sind drei Kernkraftwerke inzwischen vollständig beseitigt. (dpa / Eigener Bericht)

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