
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt vor einer Krankheitswelle wegen zunehmender Sanierungen von asbestbelasteten Wohnhäusern in Deutschland. „Wir stehen am Anfang von zwei Sanierungsjahrzehnten. Die energetische Gebäudesanierung wird enorm an Fahrt aufnehmen. Gleichzeitig baut sich Deutschland um: Aus bestehenden Gebäuden wird neuer und zusätzlicher Wohnraum. Mit der Sanierungswelle droht deshalb jetzt eine 'Asbest-Welle' auf dem Bau. Sie ist eine Gefahr – für Bauarbeiter genauso wie für Heimwerker", sagt Carsten Burckhardt, der für Bauwirtschaft und Arbeitsschutz zuständige Bundesvorstand der IG Bau.
Burckhardt warnt vor der „unsichtbaren Gefahr“ durch Asbest, von dem noch Millionen Tonnen in deutschen Altbauten stecke. Die 'Asbest-Fallen' lauerten dabei überall, ob im Putz, Spachtelmassen oder Fliesenkleber. Durch Baustaub und das Einatmen von Asbestfasern liefen Bauarbeiter und Heimwerker Gefahr, an Krebs zu erkranken.
Die IG Bau will der drohenden "Asbest-Welle" auf dem Bau daher jetzt mit einem Maßnahmenpaket entgegentreten. Die Bau-Gewerkschaft hat dazu eine "Asbest-Charta" mit zentralen Forderungen für mehr Schutz vor Asbest vorgelegt. „Es geht dabei um bessere Informationen über Asbest-Gefahren bei Gebäuden, um die Förderung von Asbest-Sanierungen und vor allem auch um konsequenten Arbeitsschutz“, sagt Burckhardt.
Forderung nach Schadstoff-Gebäudepass und übergreifender staatlicher Kooperation
Weiterhin fordert der Gewerkschafter einen Schadstoff-Gebäudepass mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die jeweilige Asbest-Belastung eines Gebäudes. „Jeder Bauarbeiter und jeder Heimwerker muss wissen, auf was er sich einlässt, wenn er Fliesen abschlägt, Wände einreißt oder Fassaden saniert“, so Burckhardt.
Zudem plädiert er für einen Asbest-Gipfel von Bund, Länder und Kommunen. Eine übergreifende staatliche Kooperation sei notwendig, um das Asbest-Problem und die Finanzierung der Altlasten auf möglichst breiter Ebene anzugehen. Burckhardt fordert ferner eine staatliche Sanierungsprämie. Dazu müsse der Bund ein KfW-Förderprogramm "Asbest-Sanierung" schaffen. „Das hilft, Kosten abzufedern, die bei einer – beispielsweise energetischen oder altersgerechten – Gebäudesanierung in asbestbelasteten Wohnhäusern zusätzlich entstehen. Außerdem ließe sich damit auch eine ordnungsgemäße Entsorgung von alten Asbest-Baustoffen sicherstellen“, so Burckhardt.
Außerdem fordert die IG Bau intensivere Arbeitsschutzkontrollen durch die Länder. Dazu sei ein Aufstocken des Kontrollpersonals dringend notwendig.