Handel sieht sich gut vorbereitet für Geräterücknahme

Ab Freitag müssen auch Supermärkte, Discounter und größere Drogeriemärkte kleine Elektrogeräte wie ausgediente Wasserkocher, Rasierer oder Smartphones zurücknehmen – unabhängig davon, ob sie bei ihnen gekauft wurden oder gleichzeitig ein neues Gerät erworben wird. Am 1. Juli läuft die im ElektroG gewährte Übergangsfrist für die erweiterte Rücknahmepflicht im Handel ab. Beim Umweltbundesamt rechnet man mit rund 25.000 neuen Sammelstellen im Handel.

„Die neue Rücknahmepflicht unter anderem für Supermärkte, Lebensmitteldiscounter und Drogeriemärkte bedeutet für die Bürgerinnen und Bürger ein Plus an mehreren Tausend kostenlosen Rückgabemöglichkeiten für Elektroaltgeräte. Das erleichtert die Entsorgung sehr, vor allem durch die im Vergleich zu Wertstoffhöfen doch oft bessere Erreichbarkeit und die flexibleren Öffnungszeiten“, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner. Alte Elektrogeräte könne man nun direkt beim Wocheneinkauf zurückgeben.

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) setzt große Hoffnungen in die Erfassung im Handel. „Nur wenn Altgeräte ordentlich gesammelt werden, können Schadstoffe verlässlich gesichert und wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen werden. Daher brauchen wir leicht erreichbare Sammelstellen. Supermärkte und Discounter bieten dafür die besten Voraussetzungen“, betonte die Ministerin.

Die Unternehmen sehen sich gut vorbereitet.„Der Einzelhandel ist gewappnet und mit seinen Vorbereitungen auf der Zielgeraden. Alle werden pünktlich zum 1.7. mit Rücknahmesystemen starten und den Kunden möglichst einfach die Gelegenheit geben, ihre Elektroaltgeräte zurückzugeben“, sagte die für das Thema Nachhaltigkeit zuständige Geschäftsführerin des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Antje Gerstein, kurz vor dem Stichtag.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte die Unternehmen allerdings jüngst für ihre unzureichenden Vorbereitungen auf die neue Rücknahmepflicht. Hintergrund war eine Umfrage bei den 13 größten Filialketten. Keines der befragten Unternehmen hätte ein ausreichend verbraucherfreundliches Kommunikations- und Rücknahmekonzept vorlegen können, berichtete die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Anfang Juni.

Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Co. bereit

Bei einer aktuellen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur signalisierten die großen deutschen Lebensmittelhändler hingegen Startbereitschaft. Deutschlands größer Lebensmittelhändler Edeka verspricht: „Ab dem 1. Juli 2022 können unsere Kundinnen und Kunden Elektrogeräte in unseren Märkten abgegeben.“

Und Wettbewerber Rewe verriet sogar, wie das in seinen Läden konkret aussehen soll: „Sie melden sich einfach an den Kassen, dann wird geprüft, ob das Gerät rücknahmewürdig ist.“ Die Geräte würden danach fachgerecht entsorgt. Das Gleiche gilt den Angaben zufolge auch für Netto und Penny, die Discounttöchter der beiden Handelsriesen.

Aldi verspricht ebenfalls eine „einfache und unkomplizierte Rücknahme von Elektro- und Elektronikaltgeräten“ in allen Märkten in Deutschland, ebenso Lidl. Dort sollen Kunden die Altgeräte an der Kasse abgeben. „Das entspricht der vom Kunden gelernten Praxis, Waren umzutauschen oder im Rahmen unserer Garantieregelung zurückzugeben“, betonte das Unternehmen.

Umweltverbände hoffen auf steigende Sammelmengen

Für den Abfallexperten Rolf Buschmann vom Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist die Ausweitung der Rücknahmepflicht im Handel ein Schritt in die richtige Richtung. „Es ist eine zusätzliche Vereinfachung für die Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagt er. Das sei wichtig. Denn: „Gerade bei den Elektrogeräten ist der Rücklauf bislang echt mäßig.“

Auch der Naturschutzbund Deutschland begrüßt die erweiterte Rücknahmepflicht. „Durch die Vielzahl an neuen Rückgabestellen wird es viel einfacher Altgeräte zu entsorgen“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Angesichts der deutlich zu niedrigen Sammelquote von Elektrogeräten seien bessere Rücknahmemöglichkeit aber auch dringend notwendig.

Tatsächlich verfehlt Deutschland die europäischen Sammelziele für E-Schrott weiterhin deutlich. Laut letzten verfügbaren Zahlen lag die erfasste Altgerätemenge 2020 zwar erstmals über eine Mio Tonnen. Die Sammelquote lag aber weiterhin nur bei rund 44 Prozent und damit deutlich unter der EU-Mindestquote von 65 Prozent. Zur Erreichung dieser Zielquote hätten in Deutschland etwa 500.000 Tonnen Altgeräte mehr gesammelt werden müssen.

„Wichtig ist, dass Supermärkte auf die neue Rückgabemöglichkeit und die Rückgaberechte mit gut lesbaren Plakaten in Sichthöhe im Eingangsbereich informieren. Auch bei den Verkaufsregalen von Elektrogeräten, Lampen und Batterien sollten deutliche Hinweise, beispielsweise in Form von Regalstoppern, angebracht werden“, fordert Julia Simon, NABU-Referentin für Kreislaufwirtschaft.

Ausweitung der Rücknahmepflicht auf alle Verkäufer von Elektrogeräten gefordert

Kritisch sieht sie die Beschränkung der Rücknahmepflicht auf Geschäfte mit einer Verkaufsfläche ab 800 Quadratmetern. „Das ist unverständlich und dürfte bei manchen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Irritation führen. Daher sollten Läden mit einer kleineren Verkaufsfläche als 800 Quadratmeter freiwillig die Rücknahme für Kleingeräte anbieten“, so Simon.

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe wird die Ausweitung der Rücknahmepflicht auf größere Supermärkte und Drogeriemarktketten nicht ausreichen, um das Problem der zu geringen Sammelmengen zu lösen. Die DUH fordert daher von Umweltministerin Lemke eine Ausweitung der Rücknahme auf alle Verkaufsstellen von Elektrogeräten und eine Beteiligungspflicht an Sammelsystemen, welche die gesetzliche Sammelquote von 65 Prozent zwingend umsetzen müssen.

„Supermärkte und Drogerien gehören zu den großen Inverkehrbringern von Elektrogeräten. Deshalb ist die Ausweitung der Rücknahmepflicht ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es wird nun darauf ankommen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher gut sichtbar und verständlich über ihre Rückgaberechte informiert werden und die Abgabe verbraucherfreundlich ausgestaltet wird“, so DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz. Die Umwelthilfe werde deutschlandweit Testbesuche in Supermärkten und Drogerien starten, gegen gesetzliche Verstöße rechtlich vorgehen und die Ergebnisse veröffentlichen.

Für eine wirklich verbraucherfreundliche Rücknahme von alten Elektrogeräten sollten im Handel entweder professionelle Sammelbehältnisse in der Nähe des Kassenbereichs aufgestellt oder die Geräte von geschulten Angestellten persönlich angenommen werden, so die Umwelthilfe.

Informationsangebote verbessern

Außerdem sei ein Blick des Kassenpersonals auf die Sammelbehälter zwingend notwendig, um Fehlwürfe oder das unerlaubte Mitnehmen von Elektroaltgeräten zu verhindern. Für eine umfangreiche Information über die Rückgabemöglichkeiten müsse es mindestens im Ein- und Ausgangsbereich sowie direkt an den jeweiligen Verkaufsstellen für Elektrogeräte gut sicht- und lesbare Hinweisschilder geben, die zur Abgabe motivieren, fordert die DUH weiter.

Auch Alexander Goldberg, Vorstand der Stiftung Elektro-Altgeräte Register (EAR), betont die Bedeutung einer ausreichenden Verbraucherinformation. „Der Bevölkerung steht ab sofort eine Vielzahl an neuen Rückgabemöglichkeiten zur Verfügung. Essentiell ist dabei allerdings, dass der Handel der Bevölkerung diese Möglichkeiten auch nahebringt, damit die E-Schrott-Rückgabe wirklich einfacher wird.“ (Eigener Bericht / dpa)

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -