Europa sucht beim Rohstoffbedarf für E-Fahrzeuge seine Chance im Recycling

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Die Katholische Universität Leuven hat Ende April den Bericht "Metals for Clean Energy" veröffentlicht. Darin geht es um den weltweiten und insbesondere europäischen Bedarf an Basismetallen und deren Wiederverwendung.

Europa ist aktuell bei der Beschaffung wichtiger Rohstoffe für die Produktion von Elektrofahrzeugen sehr abhängig von Asien. Zurzeit importiert Europa den Großteil der in Elektrofahrzeugen verbauten Lithium-Ionen-Batterien von anderen Erdteilen. Weniger als drei Prozent der benötigten Batterien werden auf dem heimischen Kontinent produziert. Die Abhängigkeit von Japan, Südkorea oder China ist sehr groß. 90 Prozent der weltweit produzierten LIB entfallen auf diese drei Länder, dokumentiert die KU Leuven.

Laut der European Battery Alliance (EBA) steht allerdings ein Zeitenwechsel in Europa bevor. So wurden in den vergangenen fünf Jahren Projekte von einem Gesamtumfang von 310 Gigawattstunden Zellproduktion pro Jahr gemeldet. Weitere Projekte, welche die Gesamtkapazität auf 540 Gigawattstunden erhöhen würden, seien bereits in der Planung. Das würde laut EBA für sechs bis neun Mio Elektrofahrzeuge jährlich ausreichen.

Elektrofahrzeugbatterien haben eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren, erläutert die KU Leuven. Da die Nachfrage nach sauberen Energietechnologien vermutlich stark ansteigen wird, muss auch mit einem sehr hohen Schrottangebot nach Erreichen der durchschnittlichen Lebensdauer der Batterien gerechnet werden, ergänzte die Universität. Für die ersten Jahre müssten allerdings große Unsicherheiten bei den Recyclingströmen einkalkuliert werden. Beispielsweise kann eine abweichende Lebensdauer der Batterien, zu einer gravierenden Verschiebung der sekundären Liefermenge führen. Frühestens ab 2035 werde mit einem stabilen Zustand bei den Batterierohstoffen gerechnet.

Angebot an Sekundärrohstoffen steigt in Europa vorerst deutlich

Die Universität prognostiziert deutlich steigende Recyclingquoten für diverse Basismetalle. Die weltweite Recyclingquote bei Aluminium liegt zwischen 45 und 50 Prozent – für 2035 rechnet die KU Leuven mit einer Steigerung auf 60 Prozent. In Europa scheint ebenfalls ein hohes Potential vorzuliegen. Für das Jahr 2030 erwartet der Bericht ein Sekundäraluminiumangebot von sieben Mio Tonnen in Europa, weltweit könne dieses sogar bei 50 Mio Tonnen liegen und bis 2050 auf das Doppelte ansteigen.

Beim Kupfer liegt weltweit betrachtet eine ähnliche Recyclingquote wie beim Aluminium vor. Die Angebotsmenge an Sekundärkupfer liegt zurzeit bei etwa zehn Mio Tonnen und könnte bis 2050 auf das 1,5-Fache ansteigen. Für Europa sei es sehr wichtig, die Recyclingquote stetig zu erhöhen, sonst könnte das Aufkommen an Sekundärkupfer im Jahr 2050 um rund 14 Prozent geringer ausfallen als 20 Jahre zuvor.

Die globale Recyclingquote für das Metall Zink liegt zurzeit bei lediglich 30 Prozent. Bis 2035 kann dieser Wert um fünf Prozentpunkte steigen. Dies führt weltweit zu einem Sekundärzinkangebot von acht Mio Tonnen bis 2030 und elf Mio Tonnen bis 2050, erläutert der Bericht. Durch das Recycling von breiteren Zinkabfallströmen und die Wiederaufbereitung von EAF-Staub, könnte auch Europa sein Sekundärzinkangebot von aktuell rund 1,2 Mio Tonnen auf 1,4 Mio Tonnen steigern. Ab 2050 droht dann erneut ein Abschwung. Besonders interessant sind die Prognosen für das beim Elektrofahrzeugbau so wichtige Lithium. Momentan gibt es für das Metall überhaupt kein Sekundärrohstoffangebot. In Europa soll dieses allerdings 2040 bei etwa 200.000 Tonnen liegen und würde bis 2050 auf das Dreifache anwachsen, führt der Bericht an. Damit würde sich das Angebot an primärem Lithium im Vergleich zum Sekundärrohstoff deutlich verringern. Im Jahr 2050 würde nur noch rund ein viertel der kompletten Lithiumnachfrage auf den Rohstoff entfallen.

Noch deutlicher soll die Menge an sekundärem Kobalt steigen. Momentan gibt es in Europa nur ein Aufkommen von etwa 5.000 Tonnen, im Jahr 2040 soll dieser Wert allerdings bereits um das Vierfache steigen und bis 2050 sogar um rund das Zwölffache.

Den größten Nachfrageschub der aufgezählten Metalle wird Nickel zugeschrieben. In rund 30 Jahren soll das Angebot an Sekundärnickel bei fast 400.000 Tonnen liegen, während es aktuell bei etwa 20.000 Tonnen steht. Dennoch wird besonders im globalen Bedarf, primäres Nickel eine enorm wichtige Rolle spielen. Weltweit sollen 2040 nur rund 400.000 Tonnen Sekundärnickel zur Verfügung stehen. Angesichts einer Gesamtnachfrage von fast fünf Mio Tonnen Nickel ist der Anteil relativ gering.

Den Bericht "Metals for Clean Energy" von der KU Leuven finden Sie hier:

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