Ersatzbaustoffverordnung: Recycler fordern Alternativen zu ausführlichem Säulenversuch

Mit dem Inkrafttreten der neuen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) im August dieses Jahres gelten künftig auch bestimmte Anforderungen an die Güteüberwachung von Ersatzbaustoffen. So schreibt das Gesetz u.a. vor, dass die Betreiber von Aufbereitungsanlagen einen Eignungsnachweis erbringen müssen, der wiederum eine Untersuchung der hergestellten mineralischen Ersatzbaustoffe mittels eines ausführlichen Säulenversuchs verlangt. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) und der Tochterverband Baustoff Recycling Bayern (BRBayern) kritisieren dieses Verfahren als zu teuer und unwirtschaftlich und fordern daher Alternativen.

In einem Schreiben an die Minister der Umwelt-, Wirtschafts- und Bauministerien auf Bundes- und Landesebene bezeichnen die Verbände den ausführlichen Säulenversuch als „intensiven Kosten- und Zeitfaktor“, auf den daher komplett verzichtet werden sollte. Stattdessen plädieren die Recyclingverbände dafür, die ebenfalls in der EBV benannten Schüttelversuche und Säulenkurzteste als Analyseverfahren alternativ zum ausführlichen Säulenversuch für die Erstprüfung als Eignungsnachweis zuzulassen. Bisher sind der 2:1-Schüttelversuch gemäß DIN 19529 und der Säulenkurztest (DIN 19528) nur im Rahmen der für die Güteüberwachung ebenfalls erforderlichen werkseigenen Produktionskontrolle und Fremdüberwachung anzuwenden.

Ausführlicher Säulenversuch vier- bis fünfmal teurer als alternative Verfahren

„Geeignete Analyseverfahren sollen die Akzeptanz für mineralische Ersatzbaustoffe und das Recycling fördern – nicht behindern“, betont bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. Der ausführliche Säulenversuch belaste aber die Herstellung von Ersatzbaustoffen im Vergleich zum Schüttelversuch und Säulenkurztest um den Faktor 4 bis 5. „Die Kosten für diese ausführliche Analysemethode liegen je Lieferkörnung bei bis zu 2.000 €, während sich die Angebote verschiedener Überwachungsstellen für die alternativen Analysemethoden zwischen 400-500 Euro bewegen. Hinzu kommt die wesentlich längere Verweildauer des ausführlichen Säulenversuchs im Labor. Dieser beträgt zwischen zehn und 14 Tagen, im Gegensatz zu den beiden anderen Untersuchungsmethoden, die ca. zwei bis vier Tage in Anspruch nehmen“, rechnet BRBayern- und bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer vor.

Zudem weist der Verband darauf hin, dass es noch an entsprechenden Laborkapazitäten für die ausführliche Säulenmethodik fehle. Diese müssten erst noch aufgebaut werden. Entsprechend lange Lagerzeiten würden in der Folge wiederum zu einer längeren Lagerdauer von Ersatzbaustoffen in den Aufbereitungsanlagen und Baustellen bis zum Einbau führen. Mit wiederum höheren Kosten für alle Beteiligten. „Damit laufen wir Gefahr, dass die Aufbereitung, insbesondere im Bereich der mobilen Aufbereitung auf Baustellen oder in kleineren stationären Anlagen, aus Zeit- und Kostengründen wirtschaftlich nicht mehr zumutbar und damit eine ortsnahe Aufbereitung nicht mehr durchführbar ist“, so Schmidmeyer.

bvse und BRBayern weisen zudem auf die Gefahr einer höheren Umweltbelastung hin. Denn der Transport der anfallenden Bau- und Abbruchabfälle zu den nächstgelegenen stationären Aufbereitungsanlagen einerseits und die Lieferung der für die Baumaßnahmen benötigten Ersatzbaustoffe zurück an die Baustelle andererseits würden zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen mit hohem CO2-Ausstoß führen. „Darüber hinaus ist fraglich, ob die stationären Aufbereitungsanlagen die zusätzlichen Mengen aufgrund fehlender Anlagenkapazitäten überhaupt schon aufnehmen könnten“, so Rehbock.

Verbände warnen vor Massenverschiebung Richtung Verfüllung und Deponie

Des Weiteren warnen die Verbände vor einem Rückgang des Recyclings. „Es besteht die große Gefahr, dass in Zukunft der schnellere und möglicherweise kostengünstigere Weg in die Verfüllung bzw. Deponie gewählt und entsprechend wesentlich weniger Bau- und Abbruchabfälle dem Recycling zugeführt werden“, befürchtet Rehbock. Eine solche Entwicklung sei ökologisch und mittelfristig auch ökonomisch völlig unsinnig und verfehle die Ziele der EBV und der Kreislaufwirtschaft insgesamt.

bvse und BRBayern warnen in ihrem Schreiben davor, dass ein weiteres großes politisches Ziel auf diese Weise wohl auch nicht so bald erreicht werden könne: „Vor dem Hintergrund rasanter Baukostensteigerungen wird das gesamtgesellschaftliche Ziel von klimafreundlichem und bezahlbarem Wohnraum ebenfalls in weite Ferne rücken“, sind sich Rehbock und Schmidmeyer einig.

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