DUH: Ernüchternde Bilanz nach Verbot von Einweg-Kunststoffen

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Verbots von Einweg-Kunststoffen zieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine ernüchternde Bilanz: Das massivste Problem sei, dass die Behörden das Verbot nicht kontrollierten. So hätten Stichproben der DUH in Berlin gezeigt, dass mehr als 90 Prozent der besuchten Imbisse weiterhin verbotene Einweg-Plastikprodukte anbieten.

Die Verbotsregelung laufe auch ins Leere, weil teils Einweg-Plastik durch Einweg aus anderen Materialien ersetzt und „Fake-Mehrweg“ angeboten würden. Vor diesem Hintergrund fordert die DUH von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf bisher unberücksichtigte Einweg-Produkte wie etwa Einweggeschirr aus Aluminium oder Pappe.

„Das Verbot hat, wie von uns befürchtet, nicht zur Eindämmung des Einwegplastik-Müllbergs geführt. Statt ökologischer Mehrweg-Alternativen werden vielerorts Einweg-Produkte aus Plastik durch Einweg aus Papier, Pappe, Holz oder Aluminium ersetzt. Deren Umweltbilanzen sind ähnlich schlecht wie die von konventionellen Einweg-Plastikprodukten. Es werden große Mengen Energie und Ressourcen verbraucht und es fällt kein Gramm weniger Abfall an. Diesen Trend sehen wir vor allem bei großen Fast-Food- und Gastronomieketten. Aber genau dort kann Mehrweg für Speisen und Getränke sofort eingesetzt werden“, kommentierte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Mit der geforderten Abgabe von mindestens 20 Cent sollten Mehrwegsysteme gestärkt und Einweg-Produkte gleichzeitig unattraktiv gemacht werden.

Die DUH stellte außerdem sowohl im Einzelhandel als auch in der Gastronomie fest, dass Plastikprodukte mit eindeutigem Einweg-Charakter einfach zu Mehrweg umdeklariert und angeboten werden. Mit Blick auf die Stichproben in über 20 Berliner Imbissen betont die DUH, dass Verbote nur so gut seien wie deren Vollzug. Deshalb sei es notwendig, die Einhaltung der Einweg-Plastikverbote zu kontrollieren und Verstöße zu sanktionieren. Übrig gebliebene Einweg-Warenbestände müssten nach einem Jahr längst aufgebraucht sein. „Vielmehr besteht der Verdacht, dass Händler sich illegal durch Direktimporte aus dem nichteuropäischen Ausland mit verbotenen Einweg-Plastikprodukten eindecken.“

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