DPP-Umfrage: 45 Prozent der Kläranlagen noch ohne Konzept für die P-Rückgewinnung

Fast 45 Prozent der deutschen Kläranlagenbetreiber haben bisher noch nicht mit einem Konzept zur Klärschlammverwertung mit Phosphorrückgewinnung begonnen. Weitere 30 Prozent haben bisher lediglich erste Vorstudien ohne klaren Favoriten gestartet. Das geht aus einer von der Deutschen Phosphor-Plattform (DPP) durchgeführten Umfrage, die letzte Woche auf dem DPP-Forum in Frankfurt vorgestellt wurde, hervor. Die Umfrage wurde zwischen Juli und September durchgeführt und von 161 Betreibern mit insgesamt 232 Kläranlagen aller Ausbaugrößen beantwortet.

Bis Ende 2023 sind alle Betreiber von Kläranlagen verpflichtet, einen Bericht über die zukünftige Klärschlammverwertung abzugeben. Fünf Prozent der Teilnehmer gaben allerdings dennoch an, bis zum Stichtag kein Konzept zur Klärschlammverwertung einreichen zu wollen. Fast 45 Prozent machten keine Angabe. Als Grund sieht die DPP die unklare Rechtslage und die starke Verunsicherung der Kläranlagenbetreiber. Bis zum Jahr 2029 sollen die betroffenen Kläranlagen ihre Maßnahmen zum Phosphorrecycling aus Klärschlämmen umgesetzt haben. So die gesetzlichen Bestimmungen.

„Das heutige Etappenziel ist noch nicht erreicht. Bis 2029 wird das nichts mit dem P-Recycling wenn nicht weiter aufgeklärt wird. Die Kommunen müssen zeitnah Entscheidungen treffen“, forderte Tabea Knickel, Geschäftsführerin der DPP, in einem Vortrag auf dem Forum. Gerade die kleinen Kläranlagenbetreiber hätten größere Schwierigkeiten das Etappenziel zu erreichen, ergänzte Gunnar Krannich, Geschäftsführer der Upho GmbH, einem Unternehmen für Phosphatrecycling in Michelstadt im Odenwald.

Minderheit von zehn Prozent favorisiert eigene Lösung

Nur fast zehn Prozent der Anlagenbetreiber favorisieren eine eigene Lösung zum Phosphorrecycling. 70 Prozent streben hingegen eine externe Lösung, beispielsweise durch Zweckverbände, an. Etwa 21 Prozent haben momentan noch keinen Favoriten oder wollten keine Angabe machen, so die Deutsche Phosphor-Plattform.

Über 54 Prozent der Anlagenbetreiber erklärten gegenüber der DPP, dass sie aktuell bereits in Netzwerken oder Arbeitskreisen tätig seien, um den Anforderungen der Klärschlammverordnung bezüglich der P-Rückgewinnung zu begegnen. Fast 37 Prozent wurden dahingehend allerdings noch nicht aktiv.

Deutlich mehr als die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer haben bisher noch keine Markterkundung zu möglichen Verfahren für die P-Rückgewinnung durchgeführt. Fast 30 Prozent sind hier bereits tätig geworden, so die DPP.

Entsorgungssicherheit und einfache Umsetzung wichtigste Kriterien

Für die befragten Kläranlagenbetreiber steht die Entsorgungssicherheit bei der Wahl eines Partners zur Phosphor-Rückgewinnung an oberster Stelle. Über 100 Teilnehmer der Umfrage stuften diesen Punkt als sehr wichtig ein. Allerdings erklärten auch rund 15 Prozent, dass die Entsorgungssicherheit für sie keine Rolle spiele.

Auch die einfache Umsetzung sowie der Preis sind wichtige Entscheidungsfaktoren für die Umfrage-Teilnehmer, so die Deutsche Phosphor-Plattform. Die Qualität des Rezyklats sowie die Übergabe der Verantwortung an Dritte wurde von den Umfrage-Teilnehmern als eher mittelmäßig wichtig eingestuft.

Auch Kostensteigerung könnte für Bürger zum Problem werden

Die Kläranlagenbetreiber müssen sich also zwingend mit dem Phosphorrecycling auseinandersetzen und das am besten schnellstmöglich. Das P-Recycling aus Klärschlamm könnte allerdings für die Bürger der Kommunen einen unangenehmen Nebeneffekt haben, denn: „Es ist davon auszugehen, dass die P-Rückgewinnung über die Abwassergebühr auf die Bürger umgelegt wird “, erklärte Knickel. Das könnte diese auch verärgern und Ablehnung gegenüber der Thematik schaffen.

Gerade in Zeiten der Energiekrise seien die Leute momentan empfindlich bei Kostensteigerungen, hieß es im Rahmen des Forums. Des Weiteren könnte die Politik auch über eine Art „Umweltbeitrag“ nachdenken, der die Kommunen unterstützt, welche bereits früh mit Methoden zur P-Rückgewinnung beginnen würden, schlug Rudolf Turek, Technischer Leiter der MSE Mobile Schlammentwässerungs GmbH in Karlsbad bei Pforzheim, bei einer Podiumsdiskussion vor. Zudem entdecke Turek immer mehr „Schnäppchenjäger“, welche nur noch kurzfristige Verträge abschließen würden, da es bestimmte Möglichkeiten wie die Mitverbrennung von Klärschlamm nur noch in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum geben könnte.

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