bvse: Sinkende Altgerätemengen und wachsende Probleme für E-Schrottrecycler

Im letzten Jahr sind deutlich weniger alte Elektrogeräte angefallen. Das berichtet der bvse mit Verweis auf Angaben von Mitgliedsunternehmen. Die Aussichten der Branche für 2023 sind zudem von vielen Unsicherheiten gekennzeichnet.

Den bvse-Mitgliedern zufolge sind 2022 vor allem die Mengen in der Sammelgruppe 5 zurückgegangen. So sollen rund 30 Prozent weniger Kleingeräte angefallen sein. Auch bei der Sammelgruppe 2 seien die Mengen leicht rückläufig gewesen. Bei den Bildschirmen scheine der Technologiewechsel von den schweren Röhrengeräten zu den leichteren Flachbildschirmen abgeschlossen zu sein. Und auch die Fußball-WM habe nicht zu einem erhöhten Austausch von Geräten geführt. Das Aufkommen bei Kühl- und Großgeräten sei hingegen stabil geblieben.

Nachdem auch im Corona-Jahr 2021 bei Aufräumaktionen in den Haushalten noch zwischengelagerte Altgeräte abgegeben worden, sei dieser Effekt im letzten Jahr ausgeblieben. Zusätzliche Sammelmengen aus dem Einzelhandel habe man nach der Ausweitung der Rücknahmepflicht für Altgeräte im Handel auch noch nicht registrieren können, berichtet Bernhard Jehle, Vorsitzender des bvse-Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling. „Insgesamt kritisiert die Branche, dass der Einzelhandel zu wenig auf die Rücknahmepflichten in seinen Märkten aufmerksam macht und somit die Verbraucher nicht zur Abgabe eingeladen werden“, so Jehle, der auch bvse-Vizepräsident ist.

Zudem hätten die Altgeräte-Erstbehandlungsanlagen im vergangenen Jahr wie andere Bereiche auch mit stark gestiegenen Kosten für Logistik und Energie zu kämpfen gehabt. „Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks bei sinkenden Altgerätemengen konnten diese allerdings noch nicht weitergegeben werden. Hinzu kamen sinkende Sekundärrohstofferlöse zu Mitte des Jahres, die sich dann aber gegen Ende 2022 wieder erholten“, berichtet Jehle weiter. Die Angaben des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung und seiner Mitgliedsunternehmen zur Mengenentwicklung sowie zum Wettbewerbsgeschehen und der Rohstoffpreisentwicklung decken sich dabei überwiegend mit der EUWID-Berichterstattung zum E-Schrottmarkt.

Auf das neue Jahr blicken die Anlagenbetreiber mit großer Unsicherheit. Angesichts der Inflation werde allgemein von einer Konsumzurückhaltung und damit nicht von einem Anstieg der Sammelmengen für Altgeräte ausgegangen, so der bvse. Sorgen bereiteten den Erstbehandlungsanlagen auch die Entwicklungen in den energieintensiven Abnehmerindustrien. Sollte es dort aufgrund der Energiekrise zu Produktionskürzungen kommen, sinke zwangsläufig auch die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen. Ob staatliche Beihilfen den Industriestandort Deutschland tatsächlich erhalten, müsse sich noch zeigen. Wettbewerbsfähige Energiepreise seien jedoch ein Schlüssel für mehr Kreislaufwirtschaft, ist Jehle überzeugt.

Kritik gebe es aus der Branche außerdem am mangelhaften Vollzug des ElektroG. Dadurch würden weiterhin zahlreiche Altgeräte an den offiziellen Behandlungsanlagen vorbeilaufen. Als weitere Probleme nennt der mittelständische Recyclingverband die wachsenden Probleme auf dem Arbeitsmarkt, die kostenintensiven Anforderungen an die Behandlungsprozesse sowie „existenzgefährdende“ Risiken durch Brände von Lithium-Akkus. „Die Schließung einzelner Standorte und damit eine fortschreitende Konsolidierung des Marktes wird wahrscheinlicher denn je“, befürchtet der bvse-Vizepräsident daher.

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