Die Betreiber thermischer Abfallbehandlungsanlagen sorgen sich durch den bisherigen Ausschluss aus der EU-Taxonomie um den künftigen Zugang zum Kapitalmarkt. Dabei ist der Kapitalbedarf in der Branche hoch, wie in der vergangenen Woche auf der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz deutlich wurde. Einerseits wird in der EU noch immer rund ein Viertel des Siedlungsabfallaufkommens deponiert, andererseits stehen die etablierten Marktteilnehmer vor einem von der Klimapolitik angestoßenen Transformationsprozess.
„Die Taxonomie wird einen wesentlichen Einfluss auf Kapitalflüsse haben“, sagte der technische Geschäftsführer (COO) des Anlagenbetreibers EEW, Joachim Manns, im Rahmen seines Vortrages in Berlin. Die Taxonomie werde mit beeinflussen in welche Technologien Kapital fließe. „Diese Frage wird in Zukunft noch viel relevanter werden, da wir zurzeit eine erhebliche Veränderung an den Kapitalmärkten erleben“, so Manns weiter. Die Zinsen steigen, das am Markt verfügbare Kapital werde in der Folge weniger werden. Hintergrund sei die weltweit signifikant hohe Inflation. Mit weiteren Zinsschritten werden die Notenbanken rund um den Globus aller Voraussicht nach versuchen, die Kapitalmenge zu verknappen und damit die Geldentwertung zu bremsen. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) bereits angekündigt, die Zinsen für Juli anzuheben.
Vor diesem Hintergrund werde der Wettbewerb um Kapital zunehmen, so die Einschätzung von Manns in Berlin. Den Betreibern von thermischen Abfallbehandlungsanlagen droht durch den Ausschluss aus der EU-Taxonomie eine weitere Verschlechterung bei der Finanzierung ihrer Projekte. Denn mit der Taxonomie klassifiziert die EU wirtschaftliche Tätigkeiten in „grün“ und „nicht grün“. Die Müllverbrenner sind hier derzeit definitiv als „nicht-grün“ klassifiziert – und selbst unter besten Bedingungen wird sich das so schnell nicht ändern, wie Julia Vogel vom Umweltbundesamt ausgeführt hat....
